Samstag, 26. Mai 2012

Lektionen für NG - eine Tagung in Washington D.C. zu TV-Grabungen

Auf den Aufschrei der amerikanischen Archäologenwelt auf die Digger TV-Shows von National Geographic Channel und Spike TV hat NG eingelenkt (siehe Archaeologik) und die Plünderung archäologischer Fundstellen eingestellt. - Aber: Spike TV sendet unbeirrt weiter. Außerdem haben inzwischen andere Produzenten Ideen für ähnliche Sendungen.


Nachdem es bei der Jahrestagung der Society of American Archaeologists (SAA) in Memphis am 18. April bereits eine Podiumsdiskussion gab, die die Ausplünderung archäologischer Stätten für Unterhaltungsshows theatisiert hat, fand nun am 4. Mai in Washington D.C. ein "Meeting on Archeological Preservation, Avocational Metal Detecting, Ethics of Archeology", ausgerichtet von National Geographic Society und National Geographic Channel statt.

Die Teilnehmer waren neben Vertretern von NG und dem verbundenen Sender Archäologen (u.a. SAA, SHA), aber auch Sondengänger.


Donnerstag, 24. Mai 2012

Warum wir hinschauen müssen! - Antisemitismus in pseudowissenschaftlichen Kulturbetrachtungen in Ungarn



ein Gastbeitrag von
László Matthias Simon

Dass jeder Erfinder, Entdecker oder Reformer eigentlich Ungar war oder zumindest auf irgendeine Weise ungarische Wurzeln hatte, glaubt in Ungarn jedes Kind. Dass jedoch auch ganze Völker und Kulturen für diese Art der Vereinnahmung herhalten müssen, scheint neu zu sein. Tatsächlich geschieht in Ungarn gerade etwas, was man durchaus in die Kategorie naiv-ignorante Geschichtsverfälschung à la Erich von Däniken einordnen könnte, gäbe es da nicht eine Perspektive der Entwicklung, die eindeutig nicht nur Kulturgut sondern auch die Gesellschaft als solche bedrohe! Was hat es damit auf sich?

Die Ungarn als Urvolk

György Bartal Beleházi, Porträt  von 1858
(public domain, [Wikimedia Commons])
Bereits 1860 schrieb der Jurist György Bartal (von) Beleházi (1785-1865) sein Werk „A Pártus és a Hunmagyar Scythákrol“ (Von den parthischen und den Hunnisch-Ungarischen Skythen), in dem eine Verwandtschaft zwischen parthischer, hunnischer und ungarischer Sprache postuliert wird. Dieses Werk, das zwar das Prinzip des wissenschaftlichen Sprachvergleichs aufgreift, diesen jedoch oberflächlich auf den knappen Vergleich ähnlich lautender Worte bezieht und weder Wortwurzeln geschweige denn die gesamte Grammatik und die Sprachgeschichte berücksichtigt, kann als eines der Grundlagenwerke der in Ungarn in neuerer Zeit entstandenen Historie-Hysterie gesehen werden.

Montag, 21. Mai 2012

"Aktion Archäologie": Wolf im Schafspelz?

Die Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF), ein bundesweit tätiger Fachverband für mitteleuropäische Archäologie blickt in ihrem Newsletter vom 7.5.2012 skeptisch auf eine neue Vereinigung, die für freies Sondeln wirbt und sich dabei den Anschein seriösen Interesses am archäologischen Erbe gibt.
Der Text darf hier wiedergegeben werden:


"Aktion Archäologie": Wolf im Schafspelz?
Seit kurzer Zeit ist die Website www.aktion-archaeologie.de online. Mit recht professioneller Aufmachung will sie wirken, als ob hinter ihr ein mitgliederstarkes Netzwerk von Heimatforschern, Hobbyhistorikern  u.a.steht, das ausschließlich seriöse Geschichtsforschung ins Auge fasst und dabei eng mit den Denkmalschutzbehörden zusammenarbeitet. Träger ist ein "Verband zur Erforschung, Dokumentation und Erhaltung des geschichtlichen Erbes". Auch eine Facebook-Seite mit immerhin mehr als 1.200 Fans wird unterhalten. Tatsächlich aber tauchen auf der Website nur wenige Protagonisten namentlich auf. Wenigstens einer ist in der Sondengänger-Szene sehr aktiv, Werbebanner auf "Aktion Archäologie" führen außerdem u. a. zu Shops für Metalldetektoren etc. "Aktion Archäologie" plant flächendeckend die Gründung von Landes-, Regional- und Ortsgruppen.

Die Stoßrichtung von "Aktion Archäologie" wird deutlicher auf der privaten Website "Kyffhäuser Nachrichten". Dort ist am 6.3. der Leiter der Regionalgruppe Kyffhäuser, Glenn Dedeke, zitiert:
"Wir werden in den kommenden Tagen und Wochen aktiv mit der PR, und Lobbyarbeit, stellen unsere Ziele und unser Potenzial dar und erarbeiten eigene umfängliche Projekte, die sich nicht nur auf kleine Kernflächen, sondern auf großflächige Prospektion des Umfeldes und der Herstellung des Gesamtzusammenhangs zielen und stellen diese mit entsprechender Presse- und Politikervorbereitung den Denkmalschutzbehörden vor. Wo wir auf negative Widerstände stoßen, versuchen wir zu vermitteln, gelingtuns das nicht, prangern wir diese an…"

Soll "Aktion Archäologie" also einen Gegenpol zu den Landesarchäologien, zu Museen etc. schaffen und Lobbyarbeit für die Sondengängerei leisten? Erfolg könnte ein solches Unterfangen vor allem dann haben, wenn neugierige, aber in der Thematik unerfahrene Bürger auch weiterhin von amtlichen archäologischen Einrichtungen wenige Möglichkeiten geboten bekommen, einen differenzierten und gleichzeitig verständlichen Einblick ins Thema "Sondengängerei" zu erhalten.

Freitag, 18. Mai 2012

Montag, 14. Mai 2012

5967 Raubgrabungen in Ägypten

5967 registrierte Raubgrabungen seit Januar 2011:
Selket's Blog auf deutsch, basierend auf dem über AP verbreiteten englischen Beitrag u.a. in der ägyptischen online-Zeitung Ahram online

interner Link

Donnerstag, 10. Mai 2012

Wieder lieferbar: Keramik aus Südwestdeutschland


Rainer Schreg, Keramik aus Südwestdeutschland. Eine Hilfe zur Beschreibung, Bestimmung und Datierung archäologischer Funde vom Neolithikum bis zur Neuzeit. Lehr- und Arbeitsmaterialien zur Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit (Tübingen 2012).



Das 1998 erstmals publizierte Heft gibt eine erste Hilfe zur Beschreibung, Bestimmung und Datierung archäologischer Keramikfunde aus Südwestdeutschland vom Neolithikum bis in die frühe Neuzeit.
Teil I informiert knapp und zusammenfassend über die Grundlagen des Töpferhandwerks, Teil II führt in die konventionellen archäologischen Methoden der Bearbeitung und Auswertung von Keramikfunden ein, Teil III stellt einige keramische Sonderformen vor. Der Hauptteil, Teil IV stellt die Keramikentwicklung in Südwestdeutschland vom Frühneolithikum bis in die Neuzeit in chronologischer Folge dar. Ein gewisser Schwerpunkt liegt bei der mittelalterlichen Keramik. Zahlreiche Strichzeichnungen geben die wesentlichen Formen und Verzierungen wieder, die einschlägige, weiterführende Literatur wird angegeben.


Nachdem der Band kurzfristig vergriffen war, ist jetzt wieder ein unveränderter Nachdruck der 3. Auflage lieferbar.

ISBN 978-3-9806533-0-5
Verlag des Vereins für Archäologie des Mittelalters Schloß Hohentübingen
27,50 €

im Buchhandel oder direkt beim herausgebenden Verein: http://www.ufg.uni-tuebingen.de/mittelalter/foerderverein/buchbestellung.html

Inhaltsverzeichnis

Montag, 7. Mai 2012

Apothekengefäße aus Ingolstadt - eine Rezension

Fayence-Weithalsflasche (Objekt 3)
mit Inhaltsangabe
Sy[rupus] dE Cicho[rio] [cum Rha]barb
(Wegwartensirup mit Rhabarber) und
Jahreszahl 1571
aus dem Schacht

der Stadtapotheke in Imgolstadt
(Foto: ©Museum Ingolstadt,
mit freundl. Genehmigung)
Werner Endres, Christa Habrich, Gerd Riedel, Beatrix Schönewald
Apothekengefäße von 1571 bis ins 18. Jahrhundert in Ingolstadt. Keramische und pharmaziehistorische Untersuchungen.
Beiträge zur Geschichte Ingolstadts 7.
Herausgegeben von Stadt Ingolstadt, Bayerischem Landesamt für Denkmalpflege und Historischem Verein Ingolstadt  (Ingolstadt 2011)

ISBN 978-3-932113-57-4
39,-€

Bei Baumaßnahmen wurde 2003 in der Altstadt von Ingolstadt im Rahmen einer unter Zeitdruck stehenden Notgrabung ein unscheinbarer Abfallschacht geborgen. Das Grundstück in der Moritzstraße 17 liegt gegenüber dem Rathaus. "Das straßenseitige Gebäude ist ein stattlicher, dreigeschossiger Bau, der laut Dendrodatierung 1454/56 errichtet wurde. Lage und Gestalt des Hauses sprechen für wohlhabende Erbauer. Spätestens seit 1733 befand sich in diesem Gebäude die Stadtapotheke" (Beitrag Schönewald/ Riedel, S. 123). Der fragliche, ziegelgemauerte Schacht lag im ehemaligen Hinterhof des Gebäudes.


Freitag, 4. Mai 2012

Syrische Truppen zerstören Kreuzfahrerburg

GreatFallsTribune (2. Mai 2012): Syrian ruins destroyed by political unrest berichtet unter Berufung auf Vertreter des syrischen Antiquities and Museum Department in Damaskus von Zerstörungen und Raubgrabungen auf der Burg Krak des Chevaliers. Demnach wurde das Personal aus der Anlage vertrieben, Raubgrabungen vorgenommen und Breschen in Mauern geschlagen, um Panzer in der Festung zu stationieren.


Von syrischen Truppen zurückerobert: Krak des Chevaliers in Syrien
(Foto: A Travers
[CC BY-NC-ND 2.0] bei flickr)

Zerstörungen und Militäreingriffe werden weiterhin aus Homs, Palmyra und der bronzezeitlichen Siedlung von Ebla gemeldet. Schon vor Wochen hat die Opposition in Syrien auf die Gefahren für das Kulturerbe des Landes aufmerksam gemacht und UN-Schutz gefordert (The Daily Star Lebanon v. 23.3.2012). Die UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova appellierte am 29.3. an die Bürgerkriegsparteien in Syrien und bot die Hilfe der UNESCO bei der Restaurierung an. Ein Beitrag der New York Times vom 6.4. blieb jedoch außerordentlich vage.
Die Lage ist unübersichtlich, da natürlich der Umgang mit dem Kulturerbe auch für politische Propaganda genutzt wird. Eine französischsprachige Analyse bietet der Blog Les carnets de l’Ifpo (La recherche en train de se faire à l’Institut français du Proche-Orient), auf dem Mathilde Gelin über Le patrimoine archéologique, dommage collatéral berichtet und dabei speziell auf Qalaat el Mudiq eingeht.

Links
Nachtrag 5.5.

Nachtrag 22.5.

    interner Link

    Mittwoch, 2. Mai 2012

    Plünderungen in El Hibeh

    Vor etwa einem Monat sorgten die Plünderungen in El Hibeh für Aufsehen. Sie gehen trotz Inspektionen ungehindert weiter.

    Carol Redmont und Andy Dailey haben auf facebook neue Fotos von den Zerstörungen eingestellt.
    Zellenabstand und Zelleninnenabstand in Tabellen

    Einige Kollegen versuchen mittlerweile, Leichenteile wieder zu bestatten.
    notdürftige Wiederbestattung gefledderter Leichenteile
    (Foto: A. Dailey)
    Links
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