Samstag, 3. Dezember 2011

Das Buch im Grab: Text und archäologischer Kontext

Kloster Bebenhausen
(Foto R. Schreg)
Im neuesten Band der "Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit" stellt Christina Vossler-Wolf ein interessantes Beispiel für den Fall einer Einbindung eines Textes in einen archäologischen Befund dar: Im südlichen Querschiff der Klosterkirche von Bebenhausen wurde im Jahr 2008 ein Grab freigelegt, das nach dem Fundmaterial aus der Grab- und Grabgrubenverfüllung, grün und gelb glasierte Hafnerware, in die Zeit ab dem 16. Jahrhundert datiert wird. Die Beigabe eines Rosenkranzes verweist somit auf eine der Phasen, in denen katholische Mönche nach Bebenhausen zurückkehrten.

Bücher sind als archäologische Funde ungewöhnlich und so stellte die Konservierung des Fundes eine Herausforderung dar. Der Fund wurde im Institut für Archiv- und Bibliotheksgut und an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Studiengang Restaurierung von Grafik-, Archiv- und Bibliotheksgut bearbeitet. Der Einband verweist auf das frühe 17. Jahrhundert, doch konnte der Text nicht mehr lesbar gemacht werden. "Es stellte sich heraus, dass es sich doch eher um ein 'archäologisches' Fundobjekt als um ein 'archivalisches' handelt."

Insofern ist der Greifswalder Fund vom Januar 2011 natürlich "schöner": Hier wurde ein noch lesbares Buch des 15. Jahrhunderts (eine Handschrift, die „Revelationes“ (Offenbarungen) der Brigitta von Schweden enthielt)  unter dem Fußboden des Domes entdeckt - offenbar war es mit anderen Gegenständen dort deponiert worden.
In Bebenhausen handelt es sich um eine Grabbeigabe, die in einem persönlichen Bezug zu dem vor einem Altar bestatteten Mann stehen dürfte; in Greifswald um einen "Depotfund", dessen Niederlegungsgründe zunächst unklar sind (zumal er nicht bei einer planmäßigen Grabung, sondern bei unbeobachteten Baumaßnahmen zutage kam).

Literaturhinweis

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