Montag, 27. Mai 2019

Archäologische Vereine

"Über Europa hinweg gibt es viele archäologische Organisationen, mit unterschiedlichsten Geschichten, Funk-tionen, Aufgaben und Zielen. Einige von ihnen – wie beispielsweise die Society of Antiquaries in London oder die Ungarische Historische Gesellschaft (Magyar Történelmi Társulat) – sind seit dem 19. Jahrhundert etablierte und in ihren Ländern hoch renommierte Vereine. Andere Gesellschaften haben eine internationale Ausrichtung, oder z.B. eine bestimmte Periode der Urgeschichte im Fokus. Viele dieser Gesellschaften – vielleicht sogar die Mehrheit von ihnen – beschäftigen sich mit einem spezifischen Raum wie einem Staat, einer Region oder einer Stadt. Daneben gibt es Gesellschaften, die sich auch mit der Praxis der Archäologie beschäftigen, wie beispielsweise die DGUF in Deutschland oder CIfA in Großbritannien. Dabei kommt es unübersehbar zu Überschneidungen und auch Doppelungen im Aufwand, und nicht alle Gesellschaften kommunizieren wirksam miteinander." (Belford - Wait 2019)

Daher läuft bei der EAA derzeit eine online-Befragung, mit der Informationen über archäologische Vereinigungen gesammelt werden sollen.
Paul Belford und Gerry Wait erläutern das Projekt in einem Blogpost sowie in einem Artikel in den Archäologischen Informationen (im early view):
Der Fragebogen hat gewisse Doppelungen und ist sehr an Fragen der Berufsvertretung orientiert, wohingegen Gesichtspunkte, die lokale Vereine betreffen, wie sie in Deutschland üblich sind, zu kurz kommen. So fehlt etwa eine Abfrage, ob die Vereine die praktischen wie legalen Möglichkeiten und das Interesse haben, in der Feldforschung aktiv zu sein - und wenn ja, wie dies praktisch umgesetzt ist.  Es fehlen auch Fragen nach der Kooperation mit Denkmalbehörden, Universitäten etc. Recht breit vertreten sind hingegen Fragen nach Ethikrichtlinien, Zertifikaten etc.
Wenn hier auch Raum für Nachbesserungen ist - die aktuelle Erhebung scheint auch eher als Testlauf gedacht, über den beim nächsten EAA-Meeting in Bern diskutiert werden soll - so ist es sicher ein wichtiges  Vorhaben, einmal international dazustellen, welche Akteure im Bereich der Archäologie in Europa unterwegs sind. Damit lassen sich konkrete Forschungsprojekte, aber auch die (leider) immer wieder nötige Lobby-Arbeit für den Erhalt und die Wertschätzung des archäologischen Kulturerbes und seiner Erforschung besser koordinieren.
Gerade auch kleine Vereine sollten hier mitmachen.

Mittwoch, 22. Mai 2019

Trotz Kohlekompromiss: Kirche in einer letzten Messe für den obsoleten Abriss entweiht

Die Kirche von Manheim, am 18.5. für den Abriß entweiht
(Foto: R. Schreg, 17.8.2018)
Mit dem politischen Beschluss, dass der Hambacher Forst in seinen Resten erhalten bleiben solle, ist eine Abbaggerung des Ortes Kerpen-Manheim für den Braunkohleabbau selbst nach Aussagen von RWE eigentlich ausgeschlossen. Trotzdem geht der Abbruch - sogar beschleunigt - voran.

Am vergangenen Wochenende wurde die Kirche von Manheim im Rahmen einer letzten Messe entweiht, damit sie abgebrochen werden kann:

Montag, 20. Mai 2019

Die Archaeologik-Beiträge zu Syrien und Irak

Als Überblick seien hier erneut die Beiträge zum Krieg in Syrien und  Irak, die auf Archaeologik seit 2012 erschienen sind, aufgelistet. 
Nordbasilika in Brad
(Foto: Hani Simo [CC BY 2.0]
via WikimediaCommons [Version v. 27.3.2011])

2019 (bis Mai)

2018

2017


2016


2015

2014

Säulenstraße in Apameia (2008)
(Foto: von Effi Schweizer [Public domain], Wikimedia Commons)

2013

2012


Links


Dienstag, 14. Mai 2019

Archäologische Wahlprüfsteine zur Europa-Wahl

Selbstverständlich gehen Sie zur Europawahl. Die Parteienlandschaft dort sieht aber etwas anders aus als gewohnt.  Um etwas Zukunftsweisendes und Vernünftiges zu wählen, gilt es, sich zu informieren.
(Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F088724-0006 /
Faßbender, Julia
[CC-BY-SA 3.0] via WikimediaCommons)
Der Umgang mit der Vergangenheit, mit dem Kulturerbe kann ein Aspekt einer Wahlentscheidung sein.
Mit Unterstützung der DGUF bietet die EAA European Association of Archaeologists Wahlprüfsteine "Archäologie und Kulturgutschutz" an. Was sagen die wichtigen Parteien zu Fragen des Kulturgüterschutzes. Ist er für sie überhaupt einThema?

Links


EAA-Präsident Felipe Criado Boado zur Bedeutung der Wahlprüfsteine

Montag, 13. Mai 2019

Pläne für Nôtre Dame

Paris, Notre Dame, Brand 15.4.2019
(Foto: Hopssam.ouda [CC BY SA 4.0]
via WikimediaCommons)
Nachdem der Abend des Brandes (vgl. Archaeologik 16.4.2019) in den Medien weitgehend expertisefrei war (und offenbar noch nicht mal der gar nicht schlechte Wikipedia-Artikel bemüht wurde), gibt es nun fundierte Beiträge zu den Wiederaufbauproblemen.
Ich verlinke zwei Artikel zu den Bamberger Daten zu Nôtre Dame sowie einige - eher zufällig ausgewählte - weitere Berichte:


Nachtrag (13.5.2019):

Link

Freitag, 10. Mai 2019

Kulturgüter in Syrien und Irak (März und April 2019)

Syrien arbeitet massiv daran, Restaurierungen und Wiedereröffnungen sowie eine Normalisierung des Tourismus in die Öffentlichkeit zu kommunizieren. Dabei sind die Kämpfe keineswegs zu Ende. In der Region Idlib, aus der schon in den Anfängen des Bürgerkrieges von Flüchtlingen in den antiken Ruinenstädten berichtet wurde, sollen die Flüchtlinge nun aus Angst vor den andauernden Luftangriffen durch Regierungstruppen in freiem Feld unter Olivenbäumen campieren - trotz entmilitarisierter Zone.

Aber auch aus dem Kurdengebiet kommen Meldungen über Restaurierungsmaßnahmen und Reparaturen. So meldet die kurdische "Authority of Tourism and Protection Antiquities", dass bei Tell Bayedar im Gebiet von Jazair das Grabungshaus  innerhalb von zwei Wochen wieder hergerichtet wurde. 
Auch der Irak punktet - im Süden des Landes - mit der Wiedereröffnung von Museen:


Der eigentlich als besiegt geltende Daesh ist nach einem Bericht von http://www.arabnews.com/node/1485181/middle-east noch immer aktiv. Was allerdings an  Social-Media-Berichten vom 20.4. dran ist, wonach Daesh in den Bergen bei Palmyra wieder Fuß gefasst hätte, bleibt fraglich:  https://twitter.com/notwoofers/status/1119700848932728844 Allerdings haben auch die syrischen Regierungstruppen darauf reagiert und laut einer regierungsfreundlichen Quelle ihre Präsenz in der Region verstärkt. 

Meldungen zu einzelnen Kulturstätten in Syrien und Irak

Homs

Restaurierung der  Khalid Ibn al-Walid Moschee

Palmyra

Syria Times verkündet, Syrien sei wieder sicher für Touristen und verweist auf erste Besucher aus Frankreich, Kanada und der Schweiz in Palmyra:
Italienische Handwerker haben einen 3D-Druck einer Nische des zerstörten Baal-Tempels hergestellt, der dem Museum in Damaskus übergeben wird.

Aleppo

Der Saqatiya souk werden bis Juli restauriert. Sie sind nur einer von etwa  37 rund um die Zitadelle von Aleppo .

Damaskus

Wiedereröffnung des Museums für arabische Medizin und Wissenschaft am 14.4.

Bosra

Die syrische Altertumsbehörde konnte eine Schadensaufnahme in der antiken Stadt Bosra durchführen:
Diese Schadensaufnahme erfolgt im Rahmen des Projekts "Recovery of the Ancient city of Bosra" unter der Patronage of UNESCO.

Mosul


Schadensmeldungen


Maßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit

Digitalisierung


Antikenhehlerei und Kunsthandel

aus dem Südirak, wohl zwischen 1994 und 2002 illegal augegraben und nun am Flughafen London Heathrow aufgefunden, deklariert als “carved stone for home decoration”:

Der Kunsthandel sieht sich nicht in der Verantwortung. Ein Artikel auf Quintessentially problematisiert die Käufer: 

Weitere Berichte

In Russland versucht Putin sein derzeit angekratztes innenpolitisches Image mit einer Propagandainszenierung der russischen Intervention in Syrien aufzubessern. Dazu fährt ein Zug mit erbeuteten Waffen durch Russland. Bei den Präsentationen treten Soldaten vor einem Banner mit Säulenmonumenten von Palmyra an - die Verteidigung von Kulturerbe als gute patriotische Tat, die Krieg rechtfertigt.

Links

frühere Posts zum Bürgerkrieg in Syrien auf Archaeologik (insbesondere Medienbeobachtung seit Mai 2012), inzwischen auch jeweils zur Situation im Irak










  • Fünf Jahre Syrienberichte. Archaeologik (4.5.2017)
    - Stand April 2017



  • Wie immer geht mein Dank an diverse Kollegen für ihre Hinweise.