Freitag, 28. Februar 2025

Feldforschung des Great Viking Survey

Klischee-Wikinger in der Vorstellung von KI
(Bild: mit ideogram.ai)

Die Universität Oslo hat vor kurzem den Great Viking Survey gestarte, eine breit angelegte Studie, um zu untersuchen, wie Menschen auf der ganzen Welt die Wikinger wahrnehmen und mit ihrer Geschichte und Kultur umgehen. Es sollen die unterschiedlichen Arten dargestellt werden, wie moderne Medien und Wissenschaft diese Bilder schildet. Diese online-Umfrage lädt alle Erwachsenen ein, ihre Gedanken über die legendäre Figur des Wikinger-Kriegers und das bleibende Vermächtnis der und die Erinnerung an die Wikinger in der modernen Welt zu teilen. Damit können die Wissenschaftler genau beleuchten, welche Mittel und Mechanismen es ermöglichen, Bilder und Mythen der Wikinger zu formen und in der öffentlichkeit. zu verbreiten.



Die Umfrage ist Teil des " Making a Warrior-project" ein skandinavisches Netzwerk von Wissenschaftlern, das sich für das Konzept des wikingischen Kriegertums und dessen historischen und aktuellen Darstellungen interessiert. Durch eine Differenzierung der Wikingerbilder verschiedener Gruppen und Gemeinschaften erlaubt es das Projekt künftiger Öffentlichkeitsarbeit und Kulturerbe-Initiativen Iformationen zu den Interessen der Öffentlichkeit bereit zu stellen und so ein differenziertes Bild der Wikingerzeit zu fördern.


Auf vikingsurvey.org ist die Umfrage bis Mitte Mai 2025 zugänglich.


Donnerstag, 27. Februar 2025

Forschungsfreiheit in den USA #DefendResearch

In den USA formiert sich zögerlich der Widerstand gegen die Eingriffe der US-Regierung in die Wissenschaftsfreiheit.

Als Reaktion auf die "alarmierende Einschränkung der akademischen Meinungs- und Forschungsfreiheit" haben eine Handvoll Wissenschaftler*innen die Declaration To Defend Research Against U.S. Government Censorship verfasst, die zur Unterschrift offen steht. Sie wendet sich an die Mitglieder der weltweiten wissenschaftlichen Kommunikationsökosysteme – Forscher, politische Entscheidungsträger, wissenschaftliche Gesellschaften, Bibliotheken, Hochschul- und Forschungseinrichtungen, Verleger, Geldgeber und andere.

Auf einer konservativen Website ist eine "DEI Watch List" online, die namentlich Wissenschaftler aös "Ziele" ("targets") aufführt, die sich gegen die DEI-Richtlinien von Trump & his Admins ausgesprochen haben, Black Lives Matter unterstützen oder einfach gendersensibel online das Pronomen benennen, mit dem sie angesprochen werden wollen. Zahlreiche Wissenschaftler sehen das als persönliche Bedrohung und Einschüchterung. 

u.a.:

Das sind Methoden der Mafia und autokratischer Systeme. 

 

Ein Artikel in der britischen medizinischen Zeitschrift theBMJ weißt darauf hin, dass die Trump-Administration von staatlich bediensteten Wissenschaftlern verlangt hat, Artikel zurückzuziehen, die nicht zu dem Trumpisten-Weltbild passen. Sie fordert die Herausgeber von Wissenschaftszeitschriften in der Medizin auf, sich dieser Einflußnahme zu widersetzen.


Links

Donald Trump und die
geschlachteten Hunde und Katzen:
KI-generiertes Symbolbild
(Craiyon)


 

Freitag, 21. Februar 2025

Der Teil der Geschichte, der verschwiegen oder verborgen werden sollte

Mitschnitt eines Vortrags an der FU Berlin, der einen wichtigen Aspekt der Archäologie der Moderne aufzeigt.

Mittwoch, 19. Februar 2025

Ein soziologisch-zeithistorischer Blick auf Migration

entlarvt die aktuelle Debatte über harte Maßnahmen gegen Migration als Populismus und obendrein kontraproduktiv:

Dienstag, 18. Februar 2025

Trumps Kampf gegen die Wissenschaft

vertiefte Info bei der Tagesschau:

Hier ist auch der Silencing Science Tracker verlinkt, der seit November 2016, also seit der ersten Wahl von Donald Trump die Versuche staatlicher Stellen verzeichnet, die Unabhängigkeit der Wissenschaft auszuhebeln. 


Links
Donald Trump und die
geschlachteten Hunde und Katzen:
KI-generiertes Symbolbild
(Craiyon)


 

Montag, 17. Februar 2025

WUB online geht unter

Das Württembergische Urkundenbuch ist eine traditionsreiche Edition der wesentlichen Quellen aus dem Gebiet des ehemaligen Königreichs Württemberg. Von 1849 bis 1913 wurden in elf Bänden 6148 Urkunden publiziert. 2008 ging das WUB auf https://www.wubonline.de/ online. Das war kein perfektes Angebot (vgl. K. Graf https://archivalia.hypotheses.org/25340), aber immerhin waren die Einträge nach Nummern zu fnden und es war eine Souche nach Orten und Daten möglich. Zudem wurde eine persistente Adresse als Zitierempfehlung angegeben.

Jetzt liefert https://www.wubonline.de/ eine Anmeldeseite oder leitet weiter auf https://www.landesarchiv-bw.de/de/landesarchiv/projekte/projektarchiv/48583, wo man erfährt, dass das WUB mittlerweile auf LEO-BW zu finden sei. Man wird weiter verwiesen auf https://www.leo-bw.de/fr/web/guest/themen/urkunden . Dort angekommen findet man sich auf einer Seite, die einen informiert, dass LEO-BW nun  den Zugriff auf über 6.500 digital erfasste Urkunden des WUBs ermögliche. Folgt man auch diesem Link erhält man in der Tat alle 6554 Objekte des WUB angezeigt - nur ohne weitere Such- und Sortierfunktion. Selbstverständlich funktionieren auch die bisherigen  beständigen Links nicht mehr.

Es ist sinnvoll Datenbanken weiter zu entwickeln und neue Nutzungsmöglichkeiten zu erschließen. Baden-Württemberg macht hier aber in den letzten Jahren eher Rückschritte. Nach der Zerschlagung der Landesbibliographie Baden-Württemberg, die nun in den Katalogen der WLB und der BLB nur noch umständlich auszufiltern ist, wird hier jetzt derselbe Fehler wiederholt. Ein wichtiges Portal wird ohne Not zerschossen und durch eine Integration in unübersichtliche Datenbestände unsichtbar und unbrauchbar. Wie finde ich da nun schnell WUB V, Nr. 1350?  Oder die Urkunden aus dem Jahr 1007?

Die Erreichbarkeit des alten Portals WUB-online hätte zumndest erst einmal erhalten bleiben müssen, insbesondere auch die empfohlenen Zitierlinks. Der konsequente Schritt einer Weiterentwicklung der Daten wäre es gewesen, die Links zu anderen Repositorien und Archiven zu setzen so dass die WUB-Seiten mit Faksimiles zusammen geführt und die Urkunden des WUB fit für linked open data geworden wären. Aber selbst Urkunden des WUB, die im Landesarchiv selbst liegen und mit Signatur angegeben sind, sind nicht verlinkt
 
Eine Portalseite für das alte und neue WUB hätte die Anregungen von Klaus Graf aufgreifen sollen und den nötigen Kontext des alten Editionswerkes bereit stellen sollen.
 
WUB-online ist so zu einem abschreckenden Beispiel geworden, das all jene bestärkt, die immer Zweifel an der Beständigkeit digitaler Daten hatten. Das Problem ist aber nicht die Technik, sondern das sind die Entscheidungen der Menschen dahinter. 

Bitte schnellstmöglich korrigieren! So ist das weitgehend unbrauchbar und eine Sabotage sinnvoller Digitalisierung.

 

Links

*https://de.wikisource.org/wiki/Wirtembergisches_Urkundenbuch

Freitag, 14. Februar 2025

Archaeological Ethics Database

vom Register of Professional Archaeologists (the Register) (USA) und dem Chartered Institute for Archaeologists (CIfA) (UK und theoretisch auch D)

mit einer Liste archäologischer Ethikcodes: https://archaeologicalethics.org/code-of-ethics/, einer Literaturliste und Links zu Blogs und Blogposts, allerdings fast nur englischsprachiger Raum und ein wenig Südamerika

 

Mittwoch, 12. Februar 2025

POTUS Trump & his Admins im Kampf gegen Wissenschaft und Geschichte

     POTUS Trump bei der Unterschrift der ersten Executive Orders
(Foto: The White House auf TwiX, PD v
ia WikimediaCommons)

Die Executive Order 14151 von POTUS Trump will "illegale und unmoralische Diskriminierungsprogramme" außer Kraft setzen, die sein Vorgänger Biden "in praktisch alle Aspekte der Bundesregierung von der Flugsicherheit bis zum Militär" in einer "konzertierten Anstrengung, " vom ersten Amtstag von Präsident Biden umgesetzte hätte. Trump verweist hier auf die Executive Order 13985  von Joe Biden, mit der dieser gegen Diskriminierung vorgehen wollte.

Trumps Anordnung beinhaltet die Anweisung, sämtliche Forschungsprojekte zu stoppen, die die Begriffe  "diversity, equity, inclusion, and accessibility (DEIA)" enthalten. Ebenfalls auf der Tabuliste steht zudem “environmental justice”.

Was ist das für eine Gesellschaft, in der Diversität, Gleichberechtigung, Inklusion und freier Zugang Feindbilder sind? Gleichförmigkeit, Autokratie, Ausgrenzung und Herrschaftswissen sind hier die Gegenpole,  Das sind Werte aus dunklen Zeiten.

In den verchiedenen executive Orders von POTUS Trump (Liste in der engl. wikipedia) ist generell viel von"restoring" die Rede, etwa von Restoring Freedom of Speech, Restoring the Death Penalty, Restoring Biological Truth , Restoring Accountability to Policy-Influencing oder Restoring Merit-Based Opportunity,Restoring Names That Honor American Greatness, wobei letzteres ebenfalls auf die DEIA.Aspekte zielt. Staatliche Institutionen dürfen nicht mehr mit Organisationen und Firmen kooperieren, die den der Fairness dienenden CEIA-Aspekte unterstützen. In Opfer-Täter-Umkehr werden CEIA-Kriterien als Diskriminierung gebrantdmarkt und Widerworte gegen Fake News und Verhetzung als Zensur gegen freie Rede verboten. 

 

Folgen

In den deutschen Medien finden sich viele Reportagen und Berichte über Wissenschaftler*innen, die in den USA arbeiten oder dort mit Partnern kooperieren. Die US-Wissenschaft erweist sich als hochgradig verunsichert und lebenswichtige Projekte, wie etwa in der HIV-Forschung stocken. Trump will gegen Genderforschung und Diversitätsinitiativen vorgehen, trifft damit aber auch Forschungen zu Krebserkrankungen, Alzheimer und Parkinson. Auch anderswo attackiert Trump medizinische Forschung und Gesundheitseinrichtungen, etwa durch den Austritt der USA aus der WHO, die radikale Kürzung von USAID oder den Mittelkürzungen des National Institutes for Health (NIH).
 
Mit den CEIA-Begriffen des POTUS Trump geht es ihm allerdings vorrangig wohl um die Geistes-, Kultur- und Gesellschaftswissenschaften.  Damit bietet er die beste Bestätigung für die These, dass Geistes-, Kultur- und Gesellschaftswissenschaften keineswegs, wie heute häufig (auch im aktuellen bundesdeutschen Wahlkampf) dargestellt wird, überflüssig sind. Sie sind ein wichtiges Element, um Demokratie zu sichern und Gleichförmigkeit, Autokratie, Ausgrenzung und Herrschaftswissen, unter denen alle Mitglieder der Gesellschaft - oder wenn man so will: aller Nationen - werden leiden müssen. 

Trumps Anti-Intellektualismus kennen wir schon aus seiner ersten Amtszeit, nur war er da völlig planlos, während er nun eine systematische Agenda hat.

Die Reaktionen?

2017: National Park Ranger Resist
(Graphik: MercenaryGraphics
[CC BY SA ND NC 3.0]
via MercenaryGraphics.deviantart.com)
In seiner ersten Amtszeit gab es 2017 rasch verschiedene Initiativen, mit denen Wissenschaftler*innen Widerstand leisteten. International kam es mit dem "March for Science" zu Demonstrationen für die Wissenschaft und gegen Fake News und die damaligen Einschnite in der Forschung. Widerstand gegen Trumps Anordnungen zeichnet sich diesmal (noch?) nicht ab. Mit einem Klima der Angst durch die Massenentlassungen im öffentlichen Dienst und bewusst vage Informationen hat er die meisten  Betroffenen in eine Starre ängstlichen Abwartens versetzt.

In vorauseilendem Gehorsam untersucht die National Science Foundation (NSF) ihre Projekte nicht nur auf die CEIA-Begriffe von POTUS Trump,, sondern hat weitere verdächtige Begriffe identifiziert: "Frauen", "Trauma", "vielfältig", "Institutionell" und "historisch".

 

Warum ist Geschichte für Trump gefährlich?

Eigentlich ist Trump Geschichte egal. Er erfindet sie, wie es ihm passt  Sehr plakativ sticht dafür das Denkmal zum River of Blood heraus - ein Denkmal, das Trump zwischen dem 14. und 15. Loch seines Golfplatzes hat setzen lassen, wo angeblich im Amerikanischen Bürgerkrieg eine Schlacht getobt haben soll. Es befindet ich immerhin auf seinem Privatgrund und die Öffentlichkeit ist dem Blödsinn nicht ausgesetzt.

Es geht hier aber um mehr als eine Plakette an einem Monument und auch nicht um die bescheuerte Trump'sche Geschichte der migrantischen Hunde- und Katzenfresser. Es geht um "America's Greatness", die mit dem Umgang mit den Indigenen, Sklaverei und Cuclux-Clan eben auch ihre unrühmlichen Seiten hat, mit denen sich der POTUS nicht auseinandersetzen will. Er braucht eine große nationale Geschichte, ohne die sein MEGA-Slogan keinen Sinn ergibt. Bei einer historischen Betrachtung zeigt sich, das Trumps "restoring" nicht etwa historische Verhältnisse einer guten alten Zeit restauriert, 

Die Art und Weise, wie POTUS Trump mit den staatlichen Bediensteten umgeht, sie verunsichert und die Qrt und Weise, wie Geschichte verklärt wird, sind beängstigende Kennzeichen totalitärer Regime.
 

Links
Donald Trump und die
geschlachteten Hunde und Katzen:
KI-generiertes Symbolbild
(Craiyon)


 

Freitag, 7. Februar 2025

Ein Identifikationsproblem: Die justinianische Pest in England

Eine neue Studie untersucht Radiocarbon-Daten zur Justinianischen Pest in England, eine andere die schriftlichen Quellen. Ihr Problem: Radiocarbondaten fallen zu alt aus.

Ich kommentiere das in einem Blogpost, auf deutsch auf dem AMANZnotizblog erschienen und auf englisch im BlackDeathNetwork:

 

Gelände bei Edix Hill, Path to Orwell
(Dave Thompson, CC BY SA 4.0 via WikimediaCommons)

Sonntag, 2. Februar 2025

Öffnungen und Eröffnungen in Damaskus

Wenige Wochen nach der Wende in Syrien zeigen sich einige optimistische Entwicklungen für die archäologischen Stätten im Land:

In einer Erklärung der Generaldirektion für Antiquitäten und Museen  (DGAM) vom 31.1.2025 (via facebook) lädt sie zur Rückkehr ausländischer archäologischer Expeditionen nach Syrien ein.  Sie betont, dass es wichtig ist, „alle Anstrengungen zum Schutz und zur Bewahrung des syrischen Kulturerbes zu bündeln, das die gemeinsame Identität aller Syrer, unabhängig von ihrem Umfeld, darstellt.“

Weiter heisst es „Dies ist eine entscheidende und sensible Zeit für die Wiederherstellung des syrischen Kulturerbes und erfordert, dass alle Syrer gemeinsam mit der lokalen und internationalen Gemeinschaft auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten: dieses Erbe zu schützen und eine Zukunftsvision zu entwickeln, die alle einbezieht, um die Brillianz und Vitalität des syrischen Kulturerbes wiederherzustellen.


Frankreich und Italien sind offenbar bereits in Verhandlungen, um die langjährigen Grabungen in Marie wieder aufzunehmen, wie aus einem anderen Statement der DGAM hervorgeht

Auf den Seiten des DAI finden sich noch keine Angaben zu einer möglichen Rückkehr nach Damaskus. Auch im Kontext des Besuchs der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock findet das DAI keine Beachtung. Schon kurz nach dem Sturz des Assad-Regines wurde bon Seiten des DAI auf die Bedeutende einer Bestandsaufnahme hingewiesen.

Die neue Regierung ist offenbar auch in der Verfolgung von Raubgrabungen und Antikenhehlerei aktiv geworden. 

ATHAR Project berichtet auf TwiX , dass die Behörden der neuen syrischen Regierung Personen verhaftet, hätte die sowohl in Drogen- als auch in Antikenhehlerei verwickelt sind. Dazu heisst es: „Die Einwohner haben die neue Regierung aufgefordert, alle Personen strafrechtlich zu verfolgen, die an solchen Aktionen beteiligt sind, die die kulturelle und historische Identität Syriens bedrohen.“

ATHAR Project ist unter @atharproject.bsky.social  nun auch auf bluesky, aber dort noch nicht aktiv


Wiedereröffnung des Nationalmuseums in Damaskus

Das Nationalmuseum in Damaskus wurde  am 8. Januar 2025 1.8.2025 wiedereröffnet. Der Direktor der DGAM , Dr. Anas Haj Zidanes führte dabei  den türkischen Botschafter Burhan Kaur Oglu im Nationalmuseum.

Auch andere Stätten in Damaskus werden wiedereröffnet und mit Bürgerbeteiligung gereinigt.