Neu bei der Uni Heidelberg und via Propylaeum:
Bislang zwar nur 8 Bände aus dem ersten Jahrzehnt der Zeitschrift, aber ein verheißungsvoller Anfang.
Archaeologik ist ein Wissenschaftsblog zu Themen der Archäologie und des Kulturgutschutzes. Er zielt auf eine kritische Archäologie, die sich mit methodisch-theoretischen, wissenschaftspolitischen und gesellschaftlichen Aspekten der Archäologie auseinandersetzt und die alltägliche Forschungspraxis reflektiert.
Archaeologik is a science blog contributing to various aspects of critical archaeology and cultural heritage including methodology, theory and daily archaeological practice.
Neu bei der Uni Heidelberg und via Propylaeum:
Bislang zwar nur 8 Bände aus dem ersten Jahrzehnt der Zeitschrift, aber ein verheißungsvoller Anfang.
Google KI "weiß" am 6.12.2025:
Die DGUF führt aktuell eine anonyme Umfrage zu Praktika im Archäologie-Studium durch. Sie möchte die studentischen Erfahrungen ausloten. Wer sind die typischen Praktikums-Anbieter? Wo liegen die Stärken, wo liegen die Schwächen der bestehenden Angebote?
Die Umfrage richtet sich an Studierende archäologischer Fächer im BA-, MA-, MSc- oder Diplom-Studium; angesprochen sind auch Absolventìnnen, deren Abschluss erst max. 2 Jahre zurück liegt.

Kartenset der DGUF zur Umfrage (Daniela Heller, Comic und Illustration)
Da vom Studium der Archäologie aktuell verschiedentlich eine stärkere Praxisorientierung eingefordert wird, kommt Praktika eine steigende Bedeutung zu, zumal spezialisierte Ausbildungs- und Studiengänge aktuell von Sparmaßnahmen betroffen sind. Da "Archäologe/Archäologin" kein kohärentes Berufsfeld darstellt, sondern Wissenschaftler*innen bezeichnet, die aber in unterschiedlichen Berufsfeldern, wie der Denkmalpflege, der kommerziellen Archäologie, der Museen und Wissenschaftskommunikation und schließlich auch der Forschung tätig sind, können die klassischen Archäologie-Studiengänge die eingeforderte Praxis am ehesten über Praktika ins Studium einbinden. Wurden sie früher zusätzlich zum Studium abgeleistet, so werden sie heute in das ects-Punktesystem eingebunden und nehmen der wissenschaftlichen Ausbildung auch Kapazitäten weg. Diese muss aber das Rückgrat jeder Tätigkeit in der Archäologie sein, denn ansonsten sind gesellschaftliche Ausgaben und ist der ganze Betrieb der Denkmalpflege kaum zu rechtfertigen.
Eine Bestandsaufnahme der Praktika bezüglich der Anbieter, Inhalte und Tätigkeitsfelder , wie sei die DGUF vor hat, ist wichtig, um mit den aktuellen Entwicklungen umgehen zu können und eine fundierte wissenschaftliche und berufspraktische Ausbildung in Zukunft sicher stellen zu können, ist daher wichtig.
Es steht zu wünschen, dass die Umfrage möglichst viele Studierende erreicht und möglichst viele auch mitmachen. Darum folge ich mit diesem Post auch gerne dem Wunsch der DGUF, die Umfrage auf Archaeologik aufzugreifen.
„Ein genereller Boykott oder eine Negierung ihrer Fachpublikationen dürfte unseren Zielen kaum dienlich sein, da die meisten Archäologen der Meinung sind, dass das kulturelle Erbe immense Möglichkeiten für die internationale Verständigung bietet - auch wenn derzeit nationalistische Geschichtsdarstellungen an Boden gewinnen. Eine starre Haltung schränkt zudem künftige Möglichkeiten ein, archäologische Kulturarbeit in Friedensprozesse zu integrieren.“gilt genau so für Israel.
Vom 29. bis 30. Oktober 2025 fand in Lausanne in der Schweiz die zweite Internationale Palmyra-Konferenz statt. Die Veranstaltung wird von der Universität Lausanne, der UNESCO sowie der ALIPH (International Alliance for the Protection of Heritage in Conflict Areas) gefördert und gemeinsam mit der syrischen Altertumsbehörde DGAM veranstaltet.
Programm:
Berichte:
Die Konferenz baute auf den Erkenntnissen der ersten Konferenz von Lausanne auf, die bereits im Dezember 2019 eine Bestandsaufnahme der internationalen Projekte in Palmyra vorgenommen hat, drei Jahre nachdem Daesh/IS aus der Stadt vertrieben worden war.
Die Entwicklungen in Syrien nach dem Sturz des Assad-Regimes und einer teilweisen Lockerung der internationale Sanktionen eröffnen sich neue Möglichkeiten zur Zusammenarbeit bei der Erhaltung und Sicherung des gefährdeten Welterbe. Ziel der Konferenz war es, Mitglieder der syrischen Gemeinschaft, Akademiker, Experten, ehemalige Ausgräber sowie Vertreter internationaler Institutionen zusammenzubringen. Der verstärkte Austausch soll die Planung koordinierter Maßnahmen voranbringen, um Palmyra von der Gefährdeten-Liste der UNESCO zu entfernen.
In einer Bestandsaufnahme wurden folgende Fragen behandelt:
Um die Transparenz und Kommunikation zu fördern wurde die Idee eine jährlichen Berichtes zur Diskussion gestellt, der kurze Berichte und ausführliche Artikel enthalten soll, um die laufenden Fortschritte in der Archivarbeit und der Publikationen zu Grabungen zu dokumentieren. Einen besonderen Stellenwert soll einer digitale Karten Palmyras zukommen. Einen Ansatz dazu hat das DAI auf seinem Geoserver stehen:
Aus Anlaß der Tagung publizierte die UNESCO eine vergleichsweise primitive Webkarte, die jedoch Publikationen zu einzelnen Punkten in der Stadt zitiert und ggf. auch verlinkt:
Aktuell (bis 22.3.2026) ist im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg eine sehr schöne Ausstellung zu sehen, die das Phänomen der Globalisierung aus Sicht einer der größten deutschen Reichsstädte schildert - und zeigt, dass Globalisierungstendenzen kein neues Phänomen sind. Das GNM kann dazu auf seine umfangreichen Sammlungsbestände zurück greifen. Zu sehen gibt es frühe Globen und Karten, Nürnberger Exportschlager wie Waffen und Kunstprodukte, bemerkenswerte Importe wie Emailarbeiten, Porzellan und Majolica, aber auch exotische Objekte wie Straußenei- und Kokosnusspokale oder ein Barrett aus Straußenfedern.
B. Baumbauer/M.-T. Feist/S. Jakstat (Hrsg.)
Nürnberg GLOBAL. 1300-1600
ART-Books
(Berlin: Deutscher Kunstverlag 2025).
ISBN 9783985013821
408 S., 280 Abb., Broschur, 27 x 22 cm
und im Open Access: https://doi.org/10.11588/arthistoricum.1668
Der Blick der Ausstellung geht nach Süden über die Alpen nach Venedig, ins Heilige Land, ins Osmanische Reich, nach Spanien und weiter in die Neue Welt und bis Indien.
Die Ausstellungsobjekte stammen mehrheitlich aus dem bürgerlichen oder adligen Milieu der Reichsstadt. Leider fehlt die archäologische Perspektive, die diese überwiegend kunsthistorische Perspektive gerade in Nürnberg zu ergänzen vermag.
Nürnberg zählt in Bayern zu jenen Stäten, in denen sich schon früh, nicht zuletzt durch das GNM, eine Mittelalter- und Stadtarchäologie etablieren konnte. Damit ist es einerseits möglich, in Nürnberg das Ausmaß der Importe genauer zu bestimmen. Das scheint - wenn nicht der gute Forschungsstand uns da etwas vorpsiegelt - in Nürnberg weit überdurchschnittlich. In einer Bamberger Dissertation wurden 2019 die Fayencen des 16. bis 19. Jahrhunderts aus dem Nürnberger Stadtgebiet bearbeitet, nicht zuletzt anhand von Funden, die im GNM aufbewahrt werden (Koppelmann 2019). Die Importe wurden vorab publiziert (Koppelmann 2017). Italienische Importe liegen vor allem aus dem Komplex „Lorenzer Platz 19“ vor, bleiben insgesamt aber Einzelstücke. Deutlich wird jedoch, wie die Anregungen aufgegriffen wurden und schließlich zur lokalen produktion von Fayence führten. Leider fehlt dieser archäologische Blick in der Ausstellung.
Ebenfalls werden die "Nürnberger Waren" - Nadeln, Drähte, Stufte, Beschläge, Schüsseln, Kannen, Becher, Leuchter, aus Buntmetall - nur am Rande erwähnt. Dabei gibt es auch hier wichtige Einblicke in die globalen Vernetzungen Nürnbergs (Cassitti 2021). Schriftliche Quellen belegen, dass diese „Nürnberger Waren“ auch in Afrika südlich der Sahara gefragt waren. Ein Schiffswrack aus der Adria, die 1583 vor Gnadić gesunkene Gagliana grossa hatte Nürnberger Waren an Bord. Zu Ihrer Ladung zählen zahlreiche Buntmetallobjekte wie Leuchter, Fingerhüte, Schellen, Stecknadeln, Buchschließen, Dochtscheren, Messingdrähte, -bleche und -barren. Die geborgenen Messingbarren wiegen zusammen etwa 80 kg, die Zinnbarren hingegen 1000 kg – dabei ist zu beachten, dass das Wrack vor den archäologischen Grabungen von Raubgräbern heimgesucht wurde. Laut schriftlichen Quellen waren solche „Nürnberger Waren“ auch in Afrika südlich der Sahara gefragt.
Das sind nur zwei Beispiele, die zeigen, dass es archäologische Quellen erlaubt hätten, hier noch vieles deutlicher herauszuarbeiten.
Kurzurteil: Trotzdem sehenswert.
Der Blogpost ist parallel auf AMANZnotozblog erschienen: https://amanzblog.hypotheses.org/1355
Der Wegfall dieser Studiengänge kommt zur Unzeit, ist doch inzwischen auch in der Archäologie ein Fachkräftemangel zu konstatieren. Das betrifft insbesondere die Grabungsfirmen, aber auch die Denkmalämter, die kaum noch befähigte Grabungsleiter*innen finden.
Erst jüngst forderte die Leopoldina die Praxisanteile in den archäologischen Studiengängen auszubauen und verwies dabei auch auf diesen Engpass.
In den bestehenden BA/MA-Studiengängen der Archäologie ist das schlechterdings nicht möglich, da keinesfalls die wissenschaftlichen Grundlagen unter die Räder kommen dürfen und in der heute verkürzten Studienzeit immer mehr Inhalte untergrebracht werden müssen, die kaum priorisiert werden können. Die Studiengänge der archäologischen Wissenschaften bilden nicht für ein spezifisches Berufsfeld Archäologe/Archäologin aus, denn dieses existiert in dieser Einheitlichkeit nicht, sondern umfasst hoch spezialisierte Tätigkeiten in der Denkmalpflege und in Grabungsgeschäft auch solche in Museen, Kultureinrichtungen und Wissenschaftskommunikation.
Auch früher war diese berufspezifische Ausbildung nicht Teil des Studiums, sondern wurde studienbegleitend durch Ferienjobs oder nach dem Magisterabschluß erworben. Heute achtet man sehr viel mehr auf die Studiendauer und verlangt von dem zunehmend verschulten System der Universitäten eine berufspraktische Ausbildung.
Tatsächlich sind die Studienabsolventen heute drei bis vier Jahre jünger als früher. Vielfach wurde die Gymnasialzeit verkürzt, vor allem aber wurde der Bachelor-Abschluß zum vermeintlich berufsqualifizierenden Abschluß. Gegenüber dem alten Magsiter mit seiner weniger strengen Studienzeitbegrenzung hat sich die Studienzeit um zwei bis drei Jahre verkürzt.
Trotz aller Bedeutung der praktischen Ausgrabungsarbeit wird ein Universitätsstudium im Kern wissenschaftliches Stuidum bleiben müssen, denn ohne wissenschaftlichen Anspruch ist die ganze kommerzialisierte Grabungspraxis gesellschaftlich nicht zu rechtfertigen.
Bislang war die Ausbildung zum Grabungstechniker immer zweisträngig. Einerseits war er Ausbildungsberuf, andererseits war er über ein archäologisches Studium mit ergänzenden Berufserfahrungen erreichbar - wie etwa solchen Studiengängen, wie sie berlin nun streichen möchte.
Anstelle einer Streichung wäre eine bessere Bewerbung und Koordination der Studiengänge in Deutschland notwendig. Da infolge der Kommerzialisierung der Archäologie die meisten Landesämter kaum noch selbst Grabungen durchführen, sind auch dort die Ausbildungsmöglichkeiten für Grabungstechniker*innen weggefallen. Auch für die archäologische Restaurierung ist zu vermerken, dass hier infolge von Umstrukturierungen die Ausbildungsmöglichkeiten am Römisch-Germanischen Zentralmuseum (jetzt LEIZA) drastisch reduziert worden sind.
Die Berliner Studiengänge haben daher eine zentrale Bedeutung für die bundesdeutsche Archäologie. Um schweren Schaden von der deutschen Archäologie abzuwenden, ist es notwendig, dass die Berliner Entscheidung revidiert wird und stattdessen ein Zukunftskonzept erarbeitet wird - das allerdings auch mit den Ämtern der Denkmalpflege, Grabungsfirmen und anderen Studiengängen abgestimmt werden sollte.
Der Entwurf des offenen Briefs zum Erhalt der Studiengänge Konservierung und Restaurierung / Grabungstechnik an der HTW Berlin, der von Studierenden und Lehrenden in Berlin formuliert wurde, kursiert leider aktuell nur per e-Mail, anstatt dass er einsehbar und direkt zeichenbar verlinkt wäre. Die Studierenden nehmen jedoch Zeichnungswünsche (mit vollem Namen und ggf. Angabe der Institution oder Firma) per e-mail entgegen.
Wenn Sie wollen, können Sie Ihre Stellungnahmen auch direkt an die Hochschulleitung (Präsidium und Dekanat), den Berliner Senat (Bürgermeister Kai Wenger und Abteilungsleitung V Hochschulen) sowie das Kulturstaatsministerium richten.
Vor 10 Jahren sorgte die Entdeckung des Wracks der 1708 mit 55 t Gold und Silber gesunkenen Galeone San José für große mediale Aufmerksamkeit - und für Proteste da die Regierung Kolumbiens beschloss, die Bergung gegen 50% Gewinnbeteiligung an eine private Firma zu übertragen. International wurde dagegen protestiert - auch durch die UN. Dazu gab es auch mehrere Blogposts auf Archaeologik.
Inzwischen hat man in Kolumbien an den Verträgen mit verschiedenen Firmen gearbeitet und diese auch gerichtlich ausgehandelt. 2018 war das Wtack aber als nationale Kulturerbe registriert worden und nun untersagte ein Gericht, Kulturerbe zu Geld zu machen.
Diese Meldung hat kaum Resonanz gefunden - ganz anders als die Unterwasserfotos, die Kanonen und Goldmünzen des Wracks zeigen. 2024 wurde eine genauere Erkundung des in 600 m Tiefe liegenden Wracks begonnen.
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| Seeschlacht vor Cartagena 8. Mai 1708: Die San José wird von britischen Kriegsschiffen versenkt. Gemälde von Samuel Scott vor 1772 (National Maritime Museum in Greenwich, Public Domain via Wikimedia Commons) |
The next Landscape Archaeology Conference will take place in Bamberg from 19 to 21 March 2026!
Quite many suggestions for sessions were made in the last weeks. Now the call for papers is open. We invite you to submit proposals for presentations and posters for the following sessions:
1. All the world’s a stage: Neolithic earthworks in Bavaria
2. From Point Clouds to Patterns: Machine Learning in Landscape Archaeology
3. Side effects from the construction of large linear infrastructure projects in Europe – chances for new insights on our landscapes
4. Phenomenology of Vertical Spaces: New perspectives on the archaeology of cliffs, shafts, and chasms
5. Marginal economies or economies on the margins?
6. Coastal landscapes through the ages
7. Landscapes of change: data, methods, interpretations
8. Exploring the Decolonisation Discourse in Mountain Landscapes: Rethinking Margins, Methods, and Meaning-Making
9. Settlement dynamics in floodplain landscapes
10. Modelling demography through archaeological data: from theoretical approaches to global case studies
11. Human versus non-human cultural landscapes
12. Abrupt Environmental Change of Human-Environmental Systems in the Sedimentary Records
13. Dynamic adaptations on dynamic landforms: Multidisciplinary perspectives on Quaternary populations
14. Re-discovering Mountainscapes: An interdisciplinary approach to mountainous areas
15. Terraced landscapes as longterm socio-ecological archives
16. Questing Beyond Reporting: Decolonial Approaches to Vulnerable Territories and Submerged Heritage
17. Living Landscapes: Transdisciplinary Approaches to Heritage and Environment in Pompeii, the Amalfi Coast and beyond
18. Tracing back historical land-use and its legacies: common insights and perspectives of landscape archaeology and historical landscape ecology
19. XXL Challenge: new power lines on old remains
20. The Future of Landscape Archaeology in the Anthropocene
21. Forests as Archives: Interdisciplinary approaches to explore the woodland geoarchaeological record
22. Geoarchaeology in Vertical Landscapes – Methods, Potentials, and Emerging Questions
23. Geospatial Analysis in Archaeological Heritage Management
24. Heterarchies in Rural Landscapes. Exploring asymmetric power relations from a diachronic perspective
25. Past and Present Perspectives on Geopolitical Landscapes
26. Spatial Approaches to Bronze Age Landscapes in the Mediterranean: Linking Archaeological Theory and Quantitative Methodology
27. In the grip of resources: Human presence in harsh environments – A case for the concept of the “resource-scape”?
28. Landscape Archaeology of Riverine Environments
29. Landscapes on the Border: (Public-) Archaeological Perspectives on Boundaries and Marginal Spaces
30. Manipulated and artificial bodies of water as archaeological landscape relics
31. What is the future of surface survey? Rethinking new and old methods for landscape archaeology
32. General session: project highlights
There is a mailing list you can subscribe - or you can follow us at instagram lac_2026_bamberg
Ein erster Bericht zu einem "senstaionellen" Fund ist heute in der HAZ erschienen.
Ein Sondengänger hat vor acht Jahren einen römischen SIlberschatz bei Hildesheim ausgebuddelt. Nachdem er aus Angst vor Sanktionen den Fund nun der Polizei gemekdet hatte, hat das NLfD Nachgrabungen durchgeführt und noch ein paar Münzen gefunden und damit wenigstens die Fundstellenangabe verifiziert.
Als Frage der anstehenden Auswertung der Funde verweist der Artikel auf "Aufschlüsse über Leben und Infrastruktur in der Region Hildesheim zu Zeiten kurz nach Christi Geburt.", wie sie sich die Kollegen vom NLfD versprechen.
Hier wäre ganz dringend zu erwähnen gewesen, dass es dafür sehr wichtig gewesen wäre, zu wissen, wie genau der Hort deponiert worden ist. Lag er in einer Kiste? Lag er in einer planmäßig angelegten Grube oder wurde er rasch verscharrft? Lag er in einem Holzgebäude oder in freinem Feld? Der Sondengänger dürfte diese Hoffnungen wohl alle bereits zertsört haben. Ob die Nachgrabung diesbezüglich noch irgend etwas feststellen konnte oder eben nur noch das Raubgrabungsloch angetroffen hat, wäre eine niht unwichtige Information - auch damit der in den nächsten Tagen folgende Mediensturm nicht wieder nur den Geldwert des Fundes bejubelt, sondern auch vermittelt, dass der Sondler den Erkenntniswert minimiert geschädigt hat.
Eine Top 5 oder Top 3 der niedersächsischen Funde aufzumachen, scheint mir da auch kontraproduktiv...
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| Das Prinzip der Raubgrabungslöcher: Mona Lisa durchlöchert (verändert nach Leonardo da Vinci via WikimediaCommons) |
1. All the world’s a stage: Neolithic earthworks in Bavaria
2. From Point Clouds to Patterns: Machine Learning in Landscape Archaeology
3. Side effects from the construction of large linear infrastructure projects in Europe – chances for new insights on our landscapes
4. Phenomenology of Vertical Spaces: New perspectives on the archaeology of cliffs, shafts, and chasms
5. Marginal economies or economies on the margins?
6. Coastal landscapes through the ages
7. Landscapes of change: data, methods, interpretations
8. Exploring the Decolonisation Discourse in Mountain Landscapes: Rethinking Margins, Methods, and Meaning-Making
9. Settlement dynamics in floodplain landscapes
10. Modelling demography through archaeological data: from theoretical approaches to global case studies
11. Human versus non-human cultural landscapes
12. Abrupt Environmental Change of Human-Environmental Systems in the Sedimentary Records
13. Dynamic adaptations on dynamic landforms: Multidisciplinary perspectives on Quaternary populations
14. Re-discovering Mountainscapes: An interdisciplinary approach to mountainous areas
15. Terraced landscapes as longterm socio-ecological archives
16. Questing Beyond Reporting: Decolonial Approaches to Vulnerable Territories and Submerged Heritage
17. Living Landscapes: Transdisciplinary Approaches to Heritage and Environment in Pompeii, the Amalfi Coast and beyond
18. Tracing back historical land-use and its legacies: common insights and perspectives of landscape archaeology and historical landscape ecology
19. XXL Challenge: new power lines on old remains
20. The Future of Landscape Archaeology in the Anthropocene
21. Forests as Archives: Interdisciplinary approaches to explore the woodland geoarchaeological record
22. Geoarchaeology in Vertical Landscapes – Methods, Potentials, and Emerging Questions
23. Geospatial Analysis in Archaeological Heritage Management
24. Heterarchies in Rural Landscapes. Exploring asymmetric power relations from a diachronic perspective
25. Past and Present Perspectives on Geopolitical Landscapes
26. Spatial Approaches to Bronze Age Landscapes in the Mediterranean: Linking Archaeological Theory and Quantitative Methodology
27. In the grip of resources: Human presence in harsh environments – A case for the concept of the “resource-scape”?
28. Landscape Archaeology of Riverine Environments
29. Landscapes on the Border: (Public-) Archaeological Perspectives on Boundaries and Marginal Spaces
30. Manipulated and artificial bodies of water as archaeological landscape relics
31. What is the future of surface survey? Rethinking new and old methods for landscape archaeology
32. General session: project highlights
Dort kann man sich ganz altmodisch zu einer Mailingliste anmelden, man kann aber auch auf instagram lac_2026_bamberg folgen.
Mitte August 2025 haben die Präsident*innen von Mexico, Guatemala und Belize ein Abkommen zum Schutz von 5,7 Mio Hektar Regenwald geschlossen. Der Great Mayan Forest Biocultural Corridor ist nach dem Amazonasgebiet das zweitgrößte Schutzgebiet der Erde und verbindet Atlantik und Pazifik.
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| Präsident Bernardo Arévalo (Guatemala), Präsidentin Claudia Sheinbaum (Mexiko) und Premierminister John Briceño (Belize) bei der Vertragsunterzeichnung in Calakmul, Campeche, México(Foto: Presidencia de Guatemala, Gemeinfrei, via flickr und WikimediaCommons ) |
Belizes Premierminister John Briceño sieht Chancen, dass das Projekt den Handel mit Mexiko und Guatemala ankurbeln, neue Märkte eröffnen und seine Rolle als Brücke zwischen Lateinamerika und der Karibik stärken könnte. Die Länder wollen im Naturschutz kooperieren. Das Programm sieht vor, die Böden zu regenerieren, die geschädigte Waldbedeckung wiederherzustellen, und die Lebensverhältnisse der überwiegend indigenen und afrikanischstämmigen Bevölkerung zu verbessern, indem die Selbstversorgung gefördert werden soll.
Einen wesentlichen Aspekt des neuen Schutzgebiets stellen die archäologichen Zeugnisse insbesondere der Maya-Kultur dar. Im Kern des Korridors befinden sich zum Beispiel Calakmul, Tikal, Caracol, Palenque, Edzná, Yaxhá, Piedras Negras, El Mirador, Lamanai und Altún Ha.
Teil des Projektes soll es aber auch sein, den Maya-Zug (Tren Maya) zu erweitern. Ende 2024 wurde in Mexiko eine Bahnlinie durch den Regenwald auf der Halbinsel Yucatán eröffnet, der die wichtigsten archäologischen Stätten der Maya in einer großen, 1500 km langen Schleife miteinander verbindet. Gerade die Ökologie und der Umgang mit der regionalen Bevölkerung erwiesen sich aber als problematisch. Ökologische, demokratische und archäologische Bedenken wurden dabei mit Füßen getreten. Selbst die UN protestierte.
Für eine detaillierte Bilanz der Auswirkungen der Bahn ist es letztlich noch zu früh. Von journalistischen Einschätzungen abgesehen, stammen bisherige Analysen zum Tren Maya aus der Soziologie und den Politikwissenschaften (Huesca-Pérez u.a. 2016) sowie der Biologie und Ökologie (Casanova Casañas 2021).
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| Logo des Tren Maya (Graphik: Tren Maya , Public Domain, via WikimediaCommons) |
Zwar wurde vor Beginn des Projektes ein Referendum abgehalten, doch hatte man nach einseitiger Information Fristen und Wahllokale so eingerichtet, dass eine Beteiligung der unmittelbar Betroffenen weitgehend ausgeschlossen wurde. Letztlich haben vor allem städtische Angestellte an der Abstimmung teilgenommen, die mit fast 90% das Projekt befürworteten. Der Menschenrechtsrat der UN kritisierte die Abstimmung scharf. Die vielfach zapatistisch organisierten indigenen Gemeinden wurden so systematisch übergangen und vom Geheimdienst überwacht.
Ein Artikel verortet das Projekt Tren Maya im globalen Kontext neoliberaler Megaprojekte (Casanova Casañas 2021), die aus einer eurozentrischen, extraktivistischen Logik heraus indigene Territorien in Lateinamerika umgestalten. Er knüpft an Konzepte wie „Akkumulation durch Enteignung“ und Johan Galtungs Unterscheidung zwischen kultureller und struktureller Gewalt an, um aufzuzeigen, wie wirtschaftspolitische Maßnahmen indigene Gemeinschaften marginalisieren.
In der Kritik standen auch die ökologischen Auswirkungen. Umweltschützer verweisen auf schwerwiegende Auswirkungen auf die empfindlichen Karsthöhlensysteme, die einen Großteil der Trinkwasserversorgung der Halbinsel sicherstellen.
Aus den ökologischen Bedenken und der Menchenrechtsproblematik entwickelte sich auch die größte Gegen- und Protestbewegung gegen den Tren Maya. Während der Bauarbeiten kam es in Mexiko zu zahlreichen Protesten. Unter anderem wurden Petitionen gestartet.
Von Ausschreitungen oder gewaltsamem Widerstand ist in den Medien wenig zu finden. Das Mexikanische Zentrum für Umweltrecht brachte 2023 den gewaltsamen Tod von über 100, überwiegend indigene Umweltschützer*innen mit Großprojekten wie dem Tren Maya in Verbindung.
Gerichtlich hatten die Indigenen mehrfach Erfolg, doch überging der damalige Staatspräsident Obrador diese Urteile, indem er den Tren Maya per Dekret zu einer Angelegenheit der nationalen Sicherheit erklärte.
Obwohl der Tren Maya gezielt auf die archäologischen Stätten verwiesen hat und auch der neue Corredor Biocultural unmittelbar auf sie Bezug nimmt, spielen sie in der Bilanzierung eine untergeordnete Rolle. Der Begriff des "biokulturellen Erbes" meint zwar theoretisch auch das archäologische Erbe und die Kulturlandschaft, praktisch werden aber eher die ökologischen Aspekte und - immerhin - die indigene Kultur betont.

Der Tren Maya und die archäologischen Maya-Stätten
(https://www.trenmaya.gob.mx/, Public Domain, via WikimediaCommons)
Insofern lohnt auch hier ein Blick auf den vorausgegangenen Tren Maya. Im Laufe der Bauarbeiten wurden mehrere archäologische Stätten angeschnitten. Ende Oktober 2021 erreichte eine Fundmeldung aus Mexiko auch die deutschen Medien. Sie steht heute offenbar nur noch bei einer Luxemburger Zeitung online.
In einem Cenote, also einem durch einen dolinenartig von oben zugänglichem Karsthöhlensee wurde ein gut erhaltenes Kanu der Maya-Zeit gefunden. Dabei wurde auch darauf verwiesen, die Funde seien "bei Bergungsarbeiten entlang der geplanten Strecke des „Maya-Zugs" gemacht worden, womit ein Zusammenhang mit dem aktuell kontrovers eingeschätzten Eisenbahnbau-Projekt des Tren Maya implitziert wurde. Weiter hies es in dem Artikel nach einer kurzen Beschreibung des Bahn-Projekts: "Entlang der im Bau befindlichen Strecke haben Archäologen bereits zahlreiche Entdeckungen gemacht – etwa Wandmalereien und Gefäße".
Daneben gab es einige weitere Fundmeldungen, etwa von einer Götterstatue.
Informationen der mexikanischen Regierung zeigen, dass das Tren Maya-Projekt archäologische betreut wurde. Dazu wurde unter anderem ein Programm ins Leben gerufen, das die archäologischen Fundstellen betreuen und notwendige Notgrabungen durchführen sollte. PROMEZA (Programa de Mejoramiento de Zonas Arqueológicas) soll auch die Auswertung und Publikation der Grabungen übernehmen, die Stätten aber auch durch touristische Infrastruktur erschließen, inklusive des Baus zweier neuer Museen in Chichén Itzá und an der Ruta Pucc. In das Programm wurden 29 archäologische Zonen und Naturschutzgebiete wie z.B. Palenque, Cobá, Kabah, Moral Reforma y Edzná. aufgenommen. Das Finanzbudget betrug 4.906 Millionen MXN, etw 2,3 Mio €., das indes Teil einer weit größeren Summe ist, die für die Notgrabungen eingeplant wurden. Insgesamt standen 248 Millionen MXN (ca. 117 Mio €) zur Verfügung. Die Gesamtkosten des Tren Maya-Projektes liegen umgerechnet bei etwa 27 Milliarden €, es entfielen also nicht einmal 0,5% auf die Archäologie.
Nach welchen Standards die Notgrabungen durchgeführt wurden, vermnag ich nicht zu beurteilen.