Montag, 28. Februar 2022

Das brennende Museum von Ivankov

Es gibt die ersten zerstörten Museen in der Ukraine - schon am 26.2.2022 wurde ein lokales Museum nördlich von Kiew zerstört.

Biildausschnitt aus Video von TCH:
https://1plus1.video/novosti-tsn/ukraina-u-kiyivskij-oblasti-rosijski-vijska-znishtili-miscevij-muzej


 

Ivankov liegt in dem Bereich, in dem die russische Invasionsarmee von Belarus auf Kyiv vorstößt. Russia-Ukraine Monitor Map zeigt, dass hier am 27.2. einige Militärfahrzeuge und Panzer zerstört worden sind. Der Ort ist ohne Strom und Wasser, es gibt verletzte Zivilisten.

Bereits am  26. ging das örtliche Museum in Flammen auf. Es war 1980 auf Initiative eines Einwohners eröffnet worden und erhielt 2009 ein neues Gebäude. Das Museum stellte die Heimatgeschichte dar, zuletzt mit einem Schwerpunkt auf der ukrainischen Revolution von 1917-20. Zum Museumsbestand gehörten aber auch einige regionale Funde, darunter "Fragmente von Geschirr und Werkzeugen unserer fernen Vorfahren" sowie Funde aus der Bronzezeit, der Zeit der Černjachow-Kultur und der Kiewer Rus.

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Ukrainische Museen unter russischem Feuer

Kiew ist unter russischem Feuer. Die Stadt beherbergt zahlreiche Museen, darunter auch das Archäologische Museum des Archäologischen Instituts der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine. 

Archäologisches Museum in Kiew, Vitrine zu Olbia
(Foto: Половко Сергей Николаевич [CC BY SA 4.0]
via WikimediaCommons)

 

National Public Radio aus den USA berichtete bereits am Freitag über die Kunstmuseen aus Kiew, die ihre Sammlungen weitgehend ungeschützt dem Luftangriffen ausgesetzt sehen. Nur teilweise konnten Objekte in die Keller verbracht werden.

Die Professorin für Kulturgüterrecht an der amerikanischen De Paul University in Chicago Patty Gerstenblith befürchtet bei einigen archäologischen, "skythischen"  Fundstücken, dass sie nach einer russischen Eroberung außer Landes gebracht werden könnten. Gefahr besteht wohl auch für die Existenz jener Mussem die an die jüngere Geschichte der Ukraine erinnern.

Bereits jetzt beklagt die Ukraine den Umgang mit dem Kulturgut auf der Krim.

Manche Kritik scheint auf dieser Website allerdings überzogen, da - formal korrekt  alle Ausgrabungen auf der Krim als illegal gelistet werden, auch wenn es sich um Notgrabungen handelt, die - von St. Petersburg aus organisiert - vermutlich heute finanziell deutlich besser aufgestellt sind als vor der russischen Besetzung. Auch konservatorische Standards waren vor 2014 nicht an hohen Standards zu messen. Vorwürfe, wonach die russische Archäologie auf der Krim sehr selektiv für ein russisches Narativarbeite, scheinen sich in der Datenbank nicht zu bestätigen. Glecihwohl ist es richtig und wichtig, genau zu beobachten, wie Kulturgüter ggf. als "monumentale Propaganda" zugunsten einer russischen Legitimierung herangezogen werden und die völkerrechtswidrigen Vorgänge zu dokumentieren.


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Interner Link 

  • Label Krim auf Archaeologik

Freitag, 25. Februar 2022

ICOM warnt vor Risiken für Museen in der Ukraine

 Heute stehen die russischen Truppen in Kiew.

Das Statement: 


 

#PutinsWar - Die Geschichtsstunde des Herrn Putin

Auf der Homepage des Kreml stehen Putins Reden vom Montag 21.2.2022 sowie die zum Angriff am 24.2.2022 online. Die Medien zitieren sie nur ausschnittswiese - aber man sollte Sie dringend zur Kenntnis nehmen, auch wenn Putin da viel historischer Unsinn behauptet.

 


Obgleich heute die Nachrichten voll sind mit Putin-Analysen und Ukraine-Berichten, wird doch immer die gleich Passage seiner Rede vom Morgen des 24.2. zitiert. Es lohnt sich aber, sie im Original (oder wenigstens der englischen Version) nachzulesen, denn da steht viel mehr - und höchst beunruhigedes. Es geht nämlich überwiegend nicht um die Ukraine, sondern um die letzten 30 Jahre und den Machtverlust Russlands. Offen droht er der ganzen NATO mit Atomwaffen. Putin zeichnet eine Geschichte der letzten 30 Jahre, in der Russland als gedemütigte Verlierer des Kalten Krieges dargestellt wird, der andauernd den Hochmut des Westens gespürt habe.

Die beiden Dokumente werden in ihrer Propaganda-Sprache nicht nur in der Zukunft wichtige historische Dokumente sein, sondern sind ganz aktuell wichtige Aussagen des Herrn V. Putin, die klar zeigen, dass die Sowjetunion für ihn zwar ein wichtiger Bezugspunkt sind, seine Ziele aber weit darüber hinausgehen - und nicht unbedingt an den ukrainischen Grenzen enden!

 

Putin versucht seinen Standpunkt historisch zu legitimieren. Er verweist auf die US-Interventionen im Irak, in Libyen und Syrien (übrigens nicht auf die in Afghanistan) und verweist - angesichts seiner an den Haaren herbeigezohenen Behauptungen eines Genozids im Donbas - sehr zynisch auf die falschen Rechtfertigungen der USA mit angeblichen Chemiewaffen im Irak. Putins Geschichtserzählung ist mehr als selektiv und weit von einer seriösen historischen Analyse entfernt.

Die russische Frühgeschichte spielt in der aktuellen Rede nur eine Nebenrolle. Die Rede vom Montag erwähnt sie ebenfalls nur sehr kurz - setzt sie aber als allgemein bekannt voraus und nimmt sie als Grundlage dafür der Ukraine eigene nationale Rechte abzusprechen. "Since time immemorial, the people living in the south-west of what has historically been Russian land have called themselves Russians and Orthodox Christians. This was the case before the 17th century, when a portion of this territory rejoined the Russian state, and after.It seems to us that, generally speaking, we all know these facts, that this is common knowledge."

Die Ukraine sei eine Erfindung der UdSSR - die ältere durchaus konfliktreiche ukrainisch-russische Geschichte mit separaten nationalen Entwicklungen übergeht V. Putin. Sie passen nämlich nicht in seine Propaganda.

Mit diesem Hintergrund hätte es eigentlich keine Überraschung sein dürfen, dass sich der russische Angriff nicht nur auf die aufständischen Gebiete im Osten, sondern auf die ganze Ukraine richtet.


 

Raketentrümmer in einer zivilen Geschäftsstraße im Süden Kiews, 24.2.2022
(Foto: Arrikel [CC BY SA 4.0] via WikimediaCommons)
Die dort angegebene Lokalität lässt sich anhand GoogleMaps verifizieren)


Interner Link