Mittwoch, 18. Juni 2025

Der deutsche Sachbuchpreis geht an die Mammutjägerinnen

ein dokumenatarischer Comic


 Ulli Lust
Die Frau als Mensch. Am Anfang der Geschichte
 (Berlin: Reprodukt 2025). 
 
 
ISBN 978-3-95640-445-0 
29,-€

Es berichten

Freitag, 6. Juni 2025

Nachlaß Helmut Thoma: Zeit für die Rückgabe des palmyrenischen Grabreliefs

Helmut Thoma, Women's World Awards 2009
Helmut Thoma
(Foto Manfred Werner - Tsui
[CC-BY-SA-3.0
via Wikimedia Commons])
Anfang Mai 2025 ist Helmut Thoma an seinem 86. Geburtstag in Wien verstorben. Die Medien haben ihm als einem unterm Strich wohl erfolgreichem Medienmanager einige Nachrufe gewidmet. Die Geschichte seiner Beteiligung an einer Raubgrabung in Palmyra und dem Schmuggel eines palmyrenischen Grabreliefs nach Deutschland wird nicht erwähnt. Dennoch ist das der Augenblick, daran zu erinnern, denn jetzt wäre der Zeitpunkt, zu dem seine Erben das Stück - sofern es nicht schon wieder längst auf den Markt gelangt ist - nach Syrien zurück geben sollten. In Syrien hat sich die Lage verändert und die Geste einer solchen Rückgabe würde eine positive Entwicklung dort auch unterstützen. 
 
Bereits 2010 forderte der Palmyra-Experte Prof. Andreas Schmidt-Colinet eine Rückgabe des Reliefs an den syrischen Staat als rechtmäßigem Eigentümer.. Nach dem Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs 2011 und der Verbrechen des Assad-Regimes war eine Rückgabe an diesen Staat aber nicht denkbar. Jetzt aber ist die Lage eine andere. Jetzt kann und muß das unrechtmäßig aus einem Grab entfernte und nach Deutschland geschmuggelte Relief zurück gegeben werden.


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Mittwoch, 4. Juni 2025

International Landscape Conference (LAC) 2026 in Bamberg!

Vom 18. bis 21. März 2026 findet in Bamberg die nächste LAC statt. 
 

Die LAC meetings präsentieren das breite Spektrum der Landschaftsarchäologie und finden unter der Schirmherrschaft der International Association for Landscape Archaeology (IALA) alle zwei Jahre statt. 14 Jahre nach dem Treffen in Berlin (2012) findet die LAC wieder in Deutschland statt.  Für Fachleute und Studierende aus verschiedenen Disziplinen ist sie eine (englischsprachige) Diskussionsplattform für neue Forschungen und Methoden zu vergangenen Landschaften. 
 
Schwerpunktthemen sind:
  • River and wetland landscapes
  • Vertical landscapes
  • Populations and demography
  • Economies and resources
  • Archaeological heritage and valorization of past landscapes
  • Non-invasive methods and techniques
  • Geospatial analysis
  • Big data 

Bis 11. Juli 2025 läuft erst einmal der Call for Sessions. Ende Juli bis Mitte Oktober folgt der Call for Papers.

Nähere Informationen unter:

Dort kann man sich ganz altmodisch zu einer Mailingliste anmelden,  man kann aber auch auf instagram lac_2026_bamberg folgen.

Freitag, 23. Mai 2025

Syriens neue Machthaber, der Tourismus und Kulturpolitik

Die neeuen Machthaber in Syrien haben Interesse an Tourismus und bringen damit eine gewisse Aufmerksamkeit für das kulturelle Erbe. Kulturschaffende genießen derzeit gewisse Freiheiten, die Problematik der Raubgräber- und der Antikenhehlerei ist aber ungelöst. - Ein Beitrag von swr Kultur;



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Donnerstag, 22. Mai 2025

Medienberichte zur Arche Noah: mangelnde Medienkompetenz und fehlendes Wissenschaftsverständnis

Mit zu den Klassikern der Pseudo- und Parawissenschaften gehört die Arche Noah.  Für Kreationisten gilt der Fund der Arche Noah als Beweis der Richtigkeit einer wörtlichen Auslegung der Bibel.
 
Auch derzeit wabern solche Berichte durch die internationalen Medien. Ausgangspunkt ist eine zunächst wohl in Social Media verbreitete Nachricht, ein amerikanisches Forschungsteam Noah'sArk Scans habe mittels Georadar die Arche Noah bestätigt. Der Platz ist indes nicht neu, es geht um eine Felsformation bei Durupınar in der östlichen Türkei, ca. 30 km südlich des Ararats. Nur kurz das fachlich eigentlich Selbstverständliche: Eine Identifikation als Arche Noah setzt eindeutige Befunde voraus. Davon ist hier weit und breit nichts zu sehen. Ein Schiff versteinert nicht, es verrottet, wenn es nicht am Meeresgrund oder in feuchtem Milieu liegt. Eine zufällige Schiffsform einer Felsformation in einer obendrein lehmreichen von Rutschungen geprägten Landschaft und irgendwelche rechtwinkligen Strukturen besagen hinsichtlich der Arche Noah gar nichts. Umgekehrt ist schon die Suche nach einem legendären Objekt, bei dem der ganze Überlieferungskontext einen Glaubenshintergrund hat und gar nicht erst irgendeinen Anspruch hat, eine historische Wahrheit im modernen Sinne zu vermitteln, kein wissenschaftlicher Ansatz.
 
Durupınar
(Foto: Zorka Sojka CC BY SA 4.0
via WikimediaCommons)

 
Anscheinend berichtete zunächst völlig unkritisch die britische Sun und zwar bereits am 19. Oktober 2024:
Inspiriert wurde der Artikel wohl von einem Video, das im Oktober 2024 auf YouTube und dem Blog anchorstone.com erschien und der ein Update der Forschungen seit 2022 präsentiert. Anchorstone ist verknüpft mit dem Bescherzentrum bei der vorgeblichen Arche-Fundstelle.
Am 9. April berichtete dann das norwegische Dagbladet:
Nachdem hier zunächst der Standpunkt von Noah's Ark Scans berichtet wird, steht am Ende immerhin noch eine Einschränkung "Einige Kritiker behaupten, dass bei Projekten wie „Noah’s Ark Scans“ pseudoarchäologische Methoden zum Einsatz kämen, bei denen Schlussfolgerungen gezogen würden, bevor ausreichend Beweise gesammelt worden seien."
 
Wenige Tage zuvor, am 28.3. hatte die britische DailyMail  bereits einen Titel zum Thema:
Der Fokus dieses Artikels liegt indes auf der Rolle der CIA, die über die "Fundstelle" tatsächlich eine Akte hatte, da sie um Luftbilder angefragt wurde. Die ersten Bilder der schiffsförmigen Felsfomration stammten tatsächlich von 1957 von der türkischen Luftwaffe, die hier die Ostgrenze der Nato gegen die UdSSR sicherte. Lange war das Militär die einzige Möglichkeit, Luftbilder zu erhalten und dementsprechend wurde die CIA verschiedentlich, auch von Kreationisten, um Bilder angefragt. Daily Mail erwähnt nur nebenbei das Projekt Noah's Ark mit dem angeblichen Nachweis einer Überschwemmungsschicht aus biblischen Zeiten und in einer Bildunterschrift steht zu lesen: "Geologists strongly contest the theory and argue that the Durupinar Formation can be explained by natural physical processes."
 
Es war indes der Bericht im Dagbladet, der in Deutschland zunächst von der BILD aufgegriffen wurde.
Die Bild verweist auf Sun und insbesondere das Dagbladet ohne jedoch dessen kritischen Hinweis aufzugreifen. Später greift der Fokus die Geschuchte auf und greift dazu auf die CIA-Story zurück.
Mitte April laufen die Berichte anscheinend aus, ehe am 14.5.2025 die griechische Newsbomb die Geschichte  auf, auf die sich zwei Tage später dann die Jerusalem Post beruft.
 
Die Bandbreite der Berichte reicht vom dumben Verbreiten des wissenschaftlich-methodischen Blödsinns über vorsichtige Distanzierung bis zur Hintergundrecherche, die den Bericht nutzt, um seriöse Forschung zu thematisieren.

Völlig unkritisch

vorsichtig distanzierend

Die Distanzierung findet bestenfalls am Ende statt, indem wie bei Dagbladet darauf hingewiesen wird, dass es Kritiker gäbe. In der Regel wird der Schwachsinn aber als eine gleichwertige Forschungsmeinung dargestellt. Wissenschaft verliert hier an Profil und lässt die Meinungen als völlig beliebig erscheinen.   


 Seriöser Wissenschaftsjournalismus

Der seriöse Journalismus braucht Zeit, die Beiträge - übrigens aus den Öffentlich-Rechtlichen - sind erst Wochen nach dem Hype erschienen.
 

Mangelnde Medienkompetenz und fehlendes Wissenschaftsverständnis

Bedenklich sind die völlig unkritischen, mehr noch aber vielleicht die vorsichtig distanzierenden Beiträge, da sie zur Erosion der Wissenschaft und damit auch der gesellschaftlichen Stabilität und Zukunftsfähigkeit beitragen.  Hier wird deutlich, dass es den betreffenden Journalist*innen an der Kenntnis oder Motivation fehlt, die betreffenden Meldungen als unwissenschaftlich zu erkennen und einzuordnen. In Bezug auf die Archäologie stellt sich allerdings auch die Frage, woher diese Kompetenz stammen soll, wenn schon in der archäologichen Vermittlungsarbeit die archäologischen Methoden immer wieder nur auf Ausgrabung und neuerdings auch Hightech-Methoden verkürzt werden (hier hat Noah's Ark ja auch bunte Bilder von Geophysik im Angebot)? 
 
Quellenkritik und Interpretationsmethoden der Archäologie müssen zwingend ein Teil der archäologischen Wissenschaftsvermittlung sein, um das Wissenschaftsverständnis in der Gesellschaft  zu fördern. Das ist gar nicht so einfach, wenn hier auch fachunntern ein Defizit besteht. Die Arche Noah-Berichterstattung zeigt auch, dass ein wissenschaftlich-kritischer Blick auch Teil moderner Medienkompetenz ist, denn dieser ist notwendig, um Pseudowissenschaft und tatsächliche FakeNews als solche zu erkennen.
 
Die Archäologischen Wissenschaften müssen hier dringend ihre Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit und auch ihre Vermittlungsarbeit überdenken (siehe z.B. Diederich 2023).
 

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