Ein Gastbeitrag von Jutta Zerres
In den Tagen seit den letzten Unruhen haben Plünderungen und Zerstörungen von ägyptischen Kulturstätten offenbar extrem zugenommen. Die Plünderung des Museums von Mallawi (
Archaeologik 15.8.2013)
ist nur der bekannteste Fall mit dem größten Presseecho.
Die Situation ist unübersichtlich, da oft nur kurze Hinweise aus facebook oder twitter vorliegen, denen nur in wenigen Fällen zuverlässigere Berichte folgen.
Vor allem die Facebook-Gruppe
„Egypt’s Heritage task Force“ berichtete von vielen weiteren Ereignissen – darauf aufbauend der Versuch einer (sicher unvollständigen) Chronologie der Plünderungen:
14. August
- Ab 15 Uhr wird das Museums von Mallawi nahe Minya in Mittelägypten über Stunden geplündert. Die Räuber dringen ins Museum ein, töten einen Wachmann und verletzen den Leiter. Er werden 1040 von 1089 Austellungsobjekten entwendet und Feuer gelegt. Die wenigen verbliebenen Objekte wurden in ein Magazin in El Aschumein verbracht. Nach Aufrufen wurden in den folgenden Tagen 12 geraubte Stücke wieder zurückgegeben. Als Monica Hanna einige Tage später mit einem Sicherheitsmann das Museum besucht und zurückgebliebene Objekte sicherstellen möchte, wird auf sie geschossen.
- Die Polizei erhält Meldungen von Versuchen, in das Gelände des Karnak- und Luxortempels einzudringen.
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Tempel von Karnak, Januar 2013
(Foto: J. Zerres) |
- Die Koptische Kirche von Delga, Mittelägypten aus dem 4. Jahrhundert wird in Brand gesteckt.
- Befürchtungen stehen im Raum, dass auch Übergriffe auf das rote und das
weiße Kloster von Sohag stattfinden könnten. Keine neueren Nachrichten.
15. August
- Mursi-Anhänger versuchen im Gebiet des prähistorischen Fundortes
Al-Maadi (prädynastische Negade II-Kultur des 4. Jahrtausends v.Chr.) eine Protestveranstaltung abzuhalten.
16. August
- Feuer im historischen Bahnhof am Ramsesplatz in Kairo.
17. August
- Bewaffnete Gangs versuchen, das archäologische Museum von el-Bahnassah in Beni Mazar zu plünderen; es gelingt aber, die Plünderer zu vertreiben.
- Die Franziskanerschule „Sacred Virgin Heart“, gegründet im 19. Jahrhundert in der Oase Fayoum, die zahlreiche Kunstschätze beherbergt wird geplündert und in Brand gesteckt.
- Die historische Schule von Franziskanischen Schwestern in Beni Suef wird attackiert und beraubt.
18. August
- Der Fundort Tell el-Ahmar in Sharona wird nachts angegriffen; die Polizei und Anwohner können die Angreifer vertreiben.
19. August
- Angriff auf das 1600 Jahre alte Abu Fana-Kloster.
- Bewaffnete Raubgräber plündern im Gräberfeld von
Istabl' Antar, nördlich der Gräber von Bani Hassan, Mittelägypten
22. August
- Systematische Raubgrabungen in Istabl’Antar und
Amarna werden bekannt -
Bilder
23. August
- Raubgrabungen im östlichen und nordöstlichen Bereich der römischen Stadt Antinoopolis (Sheik Ibada) am helllichten Tag. (vergl.
Archaeologik 22.5.2013)
24. August
- Plünderungen in
Tuna el-Gebel, einem riesigen, über Jahrtausende belegtem Gräberfeld. Viele Funde von dort befanden sich im Museum in Mallawi
- Plünderungen an mehreren Fundstellen in
al-Ashmounein (Hermopolis) sowie in al-Ghanayem und westlich von Deir el-Ganadla
Es fällt auf, dass es immer wieder die Nachbarschaft ist, die dazu beiträgt, dass Plünderungen unterbunden werden - oder Objekte sichergestellt werden können.
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