Montag, 13. Januar 2020

Apokalyptisches Wildfeuer in Australien - Bedrohung für Felsbilder der Aboriginees?

Die aktuellen Wildfeuer in Australien sind in ihrer heutigen apokalyptischen Gestalt eine Folge menschengemachten Umweltwandels. Das umfasst einerseits die Praxis der Landnutzung, andererseits die aktuelle Erderwärmung.
Für das europäische Modell der Landnutzung sind Wildfeuer eine Bedrohung, weshalb die Brände gelöscht und eingedämmt werden müssen. Das führt indes dazu, dass sich in den geretteten Areale Brennmaterial ansammelt - und die Feuer beim nächsten Mal um so heftiger werden. Die Aboriginees gingen mit dem Feuer anders um. Für ihre Form der Landnutzung war es ein positiver Faktor: Es brannten begrenzte Flächen, in denen die nachwachsende Vegetation unter anderem gute Jagdgründe bot.
Jetzt kommt der Klimawandel hinzu. Alles wird trockener, das Risko einer Entzündung und eines raschen Abbrennens steigt. Flächenbrände werden größer.

Satellitenaufnahmen derCopernicus Sentinel-3 mission 12. November 2019 erfasst die Rauchwolken an Australiens Ostküste.
(Foto: European Space Agency [CC BY SA 2.0] via WikimediaCommons)

Auswirkungen auf Felsbilder?

Über zwanzig Menschen und Millionen von Tieren sind in der Wildfeuer-Saison 2019/20 bereits umgekommen, noch bevor sie ihren zu erwarteten Höhepunkt erreicht hat. Natürlich hat da ein Aspekt keinen besonders hohen Stellenwert, nämlich die Frage, welche Auswirkungen das Feuer auf archäologische Stätten, insbesondere auf die Felskunst der Aboriginees hat. Wildfeuer gelten neben der Erosion (und moderner Baueingriffe) als einer der wichtigtsen Faktoren ihrer Zerstörung. Durch die Hitze platzen die Gesteinsoberflächen ab, es kommt zu Rußablagerungen, die die z.T. mit Kohle gemalten Bilder überdecken.

Ganz nebenbei erfährt man in einem Artikel des Guardian, dass das Feuer schon über Welterbestätten der Felskunst in den Blue Mountains hinweg gegangen sei ("The fire has already burned through world heritage rock art sites"). So erzählt eine Aboriginee-Frau.
Bislang sind dazu keine weiteren Medienberichte zu finden. Auch bei der UNESCO, zu deren Welterbe das Greater Blue Mountain Area gehört, wie auf der Website des Nationalparks gibt es bisher keinen Hinweis auf die Feuer. Man hat angesichts des Flammeninfernos sicher drängendere Probleme.

Heritage-Schutzgebiete im Südwesten Australiens und aktuelle Brandherde
(Graphik R. Schreg)
Ein Vergleich der aktuellen Feuerherde mit den eingetragenen Schutzgebieten für kulturelles Erbe (die nötigen Daten [leider allerdings keine Kartierung der Felsbildstätten] stehen frei unter einer CC-Lizenz auf australischen Regierungsseiten) zeigt, dass nicht nur die Blue Mountains betroffen sind. Im Namadgi National Park aber gibt es Felsbilder und hier zeigen die Satellitendaten eine fast geschlossene Feuerfront von rund 70 km Länge.
Vergl. auch: https://hotspots.dea.ga.gov.au/

Yankee Hat Felsbilder im Namagdi National Park
(Foto: Martyman [CC BY SA 3.0] via WikimediaCommons)
Die Hauptverbreitungsgebiete der Aboriginee-Felskunst liegen offenbar im Northern Territory und im nördlichen Queensland, die auch regelmäßig von Wildfeuern betroffen sind, augenblicklich aber nicht Teil der Katastrophe sind. 

Mehrere aktuelle Artikel setzen sich mit einem Feuer von 2018 in Queensland auseinander. Hier kam es zu schweren Beschädigungen an einer Felsbildstätte aufgrund einer eigentlich zu deren Schutz gedachten Besucherplattform aus Kunststoff. Sie ist bei einem Wildfeuer 2018 geradezu explodiert. Inzwischen werden diese Plattformen beseitigt.
Die Bedrohung von Felsbildern durch Waldbrände stellt sich derzeit auch in einer ganz anderen Region, nämlich am Amazonas in Bolivien:
Museen und Gallerien in Canberra bringen ihre Kunstwerke in Sicherheit, da die ruß-haltige Luft zu Ablagerungen und Verschmutzungen führt.
Von Seiten der Aboriginee wird auch der Verlust der Kulturlandschaft beklagt. Zwar gehörte Feuermanagement zur Landnutzungspraxis, aber die Kenntnisse sind weitgehend verloren gegangen.

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