Freitag, 23. Juni 2023

Die Suche nach Opfern der deutschen Besatzung in Griechenland

am 18.6.2023 zunächst auf AMANZ-notiz-blog erschienen
 
Es sind Zeithistoriker der Universität Osnabrück, die in Nordgriechenland auf archäologische Methoden der Prospektion mittels klassischer Begehungen, aber auch mit Georadar und -magnetik zurückgreifen, um ein Arbeitslager aus der Zeit der deutschen Besatzung zu erforschen. Sie werfen damit ein Schlaglicht auf das Schicksal der Juden aus Thessaloniki.
Ausgangspunkt des archäologischen Projektes in Nordgriechenland war ein privates Fotoalbum, das zufällig auf einem Münchner Flohmarkt entdeckt wurde. Es stammt aus dem Jahr 1943 und zeigte neben Aufnahmen aus Thessaloniki auch Bilder von Zwangsarbeitern mit Judensternen an der Kleidung. die unter deutscher militärischer Bewachung an einem Ort namens Karya arbeiteten. Da Griechenland im Anschluß an die deutsche Besatzung von einem Bürgerkrieg heimgesucht wurde und zudem weiterhin eine antisemitische Stimmung herrschte, hat die Zeit der deutschen Besatzung und das Schicksal der jüdischen Gemeinden in Griechenland kaum wissenschaftliches Interesse gefunden.
 
Inzwischen gibt es schon keine lebenden Zeitzeugen mehr, die von den Vorgängen in Karya berichten konnten. Vorhanden sind vor allem Erinnerungen der Nachfahren der wenigen überlebenden Opfer sowie der örtlichen Bevölkerung und wenige zeitgenössische Berichte. Verwaltungsakten zum Bahnbau, vor allem aber ein Vergleich der topographischen Situation mit Altkarten hilft die Vorgänge genauer zu erfassen.
So ist es gelungen, die Lokalität des Arbeitslagers in Karya zu identifizieren, wo die Organisation Todt mit jüdischen Zwangsarbeitern eine Bahntrasse baute. Die örtliche Überlieferung verweist auf ein Massengrab, das nun in schwierigem Gelände mit geophysikalischen Methoden gesucht wird - bislang allerdings erfolglos. Die Lokalisierung des Massengrabs soll helfen einen Ort würdigen und mahnnenden Gedenkens zu schaffen.



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