Mittwoch, 9. Januar 2019

Touristenramsch und nackte Pyramidenkletterer – Ägyptens Kulturgüter im November und Dezember 2018

Beitrag von Jutta Zerres


Die Berichterstattung über Ägyptens Kulturgüter wurde in den vergangenen zwei Monaten von der Neuentdeckung des Grabes des Wahtye in Sakkara und von der Pyramidensex-Affäre dominiert. Das erstgenannte Ereignis ist sicher auch im Kontext forcierter Positivmeldungen über Ägypten zu verstehen. Ereignisse wie der Bombenanschlag auf einen Touristenbus bei den Pyramiden von Gizeh macht deutlich, wie wichtig es ist, den Tourismus wieder anzukurbeln.

Interessant sind aber nicht zuletzt die anderen Meldungen, die uns Einblicke geben in die Praxis und die Sensibilitäten des Kulturgüterschutzes.

Die größte Medienaufmerksamkeit erfuhr im Dezember ein Video auf Youtube, das den dänischen Fotografen D. Hvid und seine Freundin im Dunkeln beim illegalen Erklettern der Cheopspyramide und bei sexuellen Handlungen auf der Spitze zeigt. Hvid schnitt nach einem Sturm der Empörung hin die pikante Szene heraus. Es kursiert nur noch ein Foto davon im Netz. Die ägyptischen Behörden ermittelten und nahmen inzwischen zwei ägyptische Staatsbürger wegen Beihilfe fest.
Die Darstellung von Nacktheit und sexuellen Handlungen muss in einem konservativ geprägten Land wie Ägypten selbstverständlich Unmut auslösen. Wenn dieses in Zusammenhang mit einem Nationaldenkmal geschieht, erst recht. Es ist von Entweihung und Entehrung die Rede. In der westlichen Presse wird die Sache dagegen eher in locker-süffisantem Ton kommentiert.
Aber auch aus der weniger emotional aufgeladenen Perspektive des Denkmalschutzes ist das Besteigen der Pyramide problematisch, denn dabei könnten Schäden am Bauwerk verursacht werden. Der Sicherheitsaspekt spielt ebenfalls eine Rolle.
Hier eine Auswahl von Links:

Raubgrabungen

Die Polizei stellte Funde aus einer illegalen Grabung beim Tempel von Edfu sicher. Das Bild scheint ein Stockfoto zu sein, denn die Objekte sind nicht ägyptisch. Vielmehr handelt es sich um Stücke aus dem Vorderen Orient:

    Illegaler Handel und Schmuggel


    Antike Münzen am Flughafen von Alexandria sichergestellt:

    Klarer Verstoß gegen das neue Kulturgutschutzgesetz: Der Hamburger Zoll fand eine Osiris-Statuette in einem Postpaket aus Dubai. Der Adressat hatte sie über eine Internetplattform erworben; nach Angaben des Verkäufers sei der Handel legal. Einen Herkunftsnachweis konnte er nicht erbringen:

    Museumsdiebstahl

    Ein Jugendlicher wurde in den Niederlanden für den Diebstahl von Objekte im Wert von 150 000 € aus einem Amsterdamer Museum verhaftet. Die Sache war aufgeflogen, als er eine kleine ägyptische Statuette einem Kunsthändler anbot, der diese selbst dem Museum verkauft hatte:
    Der ägyptische Antikenminister Khaled El-Enani erkläret, dass es zur Zeit Untersuchungen zu einem
    Diebstahl größeren Ausmasses im Nationalmuseum in Kairo gäbe. Näheres ist nicht bekannt:

      Restitutionen


      Peinliche Panne beim Schweizer Bundesamt für Kultur. Die Behörde hatte dem ägyptischen Botschafter in Bern 26 angeblich antike Objekte übergeben, die später mehrheitlich als billige Touristensouvenirs identifiziert wurden:
      Armee von Souvenir-Uschebtis (Symbolbild)
      (Stockfoto [CC0], via Pixabay.de)

      Der Direktor des Grand Egyptian Museums (Eröffnung 2020), Dr. Tawfik, forderte vom British Museum in London die Rückgabe des Rosetta-Steins, berichtet „Cairoscene“. Ein offizieller Antrag wurde aber bisher nicht gestellt.

      Baudenkmalschutz


      In der New York Times berichtet die Journalistin Yasmine El-Rashidi über die Zerstörungen von historischen Gebäuden im Kairoer Maspero Viertel.

      Interne Links

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