Dienstag, 2. Juli 2013

Aufräumen und Feuer machen in Heliopolis

ein Gastbeitrag von Jutta Zerres

Die Bibel erwähnt den Ort unter dem Namen „On“, in pharaonischer Zeit hieß er „Iunu“, die Ptolemäer nannten ihn Heliopolis - Stadt der Sonne. Seine Reste werden heute von mehreren Stadtteilen im Nordosten der Millionenmetropole Kairo überlagert.

Die Stadt  blickt auf eine lange und glanzvolle Geschichte zurück: Die archäologischen Quellen reichen bis in die Perioden I und II der Negade-Kultur (4000-3000 v. Chr.) zurück. . Nach der altägyptischen Mythologie sind die Götter hier entstanden. Schon seit vordynastischer Zeit galt der Ort als Zentrum des Sonnenkultes. In der griechisch-römischen Epoche blühte die Stadt als ein intellektuelles Zentrum. Hier befand sich ein königliches Archivs und laut Herodot beherbergte Heliopolis die beste Universität für das Studium der Geschichte in Ägypten. Bekannt sind auch die Lehrstätten für Theologie und Astronomie; man sagt, Plato, Phytagoras, Homer und andere griechische Geistesgrößen seien hier ein- und ausgegangen.

Obelisk aus Heliopolis auf dem Petersplatz
(Foto: Jean-Paul Grandmont [CC BY-SA 3.0]
via Wikimedia Commons)
Dieses alles beeindruckte die ersten Kulturguträuber und –zerstörer von Heliopolis,  Kleopatra und Kaiser Augustus überhaupt nicht. Sphingen und Obelisken wurden unter ihren Herschaftsperioden anderswohin abtransportiert. Einige der Obelisken gelangten im Laufe der Zeiten nach Paris, New York und natürlich nach Rom. Einer davon ist allen Freunden des weißen Rauchs und des „urbi et orbi“ bestens bekannt, denn er ziert heute den Petersplatz.

Weniger prominent, aber eher noch zerstörerischer sind die Kulturgutplünderer und –zerstörer von Helipolis heutzutage. Monica Hanna, Ägyptologin und Aktivistin für Kulturgüterschutz beobachtet die Vorgänge seit der Revolution vom Januar 2011 mit großer Sorge und veröffentlichte kürzlich einen alarmierenden Artikel in  „Daily News Egypt“ mit einem ausführlichen Überblick über den Stand der Dinge: Bautätigkeiten und die Ausdehnung landwirtschaftlicher Flächen bedrohen die antiken Stätten, die teilweise an mehreren Stellen innerhalb der Stadtviertel sichtbar sind. Außerdem werden sie als Müllabladeplätze misbraucht und es drohe Gefahr, dass hier regelrechte Slumviertel entstünden. Mehrfach sei versucht worden, eine namhafte Stele aus dem Tempel des Sonnengotts Ra im Stadtteil Arab El-Hisn zu stehlen, das Tor des Heiligtums zu zerstören und Feuer in der Stätte zu legen.  Es gibt Gerüchte, dass organisierte Banden  archäologische Areale während der aktuellen Demonstrationen seit dem 30. Juni in Besitz nehmen wollten. Vor den neuerlichen Protesten wurden von der Opposition Armee und Demonstranten aufgefordert, archäologische Fundstellen zu beschützen.
Die einzige Chance Helipolis zu retten, so Hanna, bestünde in der Umwandlung der Stätten in eine touristische Sehenswürdigkeit. Sie fordert fachgerechte Grabungsmaßnahmen und die Erstellung eines Managementplans, der die Bedürfnisse der Anwohnerschaft mitberücksichtigt. Die ökonomischen Vorteile, die der Tourismus mit sich brächte, könnten zur Stärkung der  Verbindung örtlichen der Bevölkerung zu der Kulturstätte beitragen.
Hanna trommelte über Facebook für den 22. Juni 2013 freiwillige Helfer zusammen, um mit den Inspektoren des Antikenministeriums den Müll im Tempelbezirk von ArabEl-Hisn zu beseitigen:

Nur wenige Tage nach der Aufräumaktion meldeten „Daily Egypt News“ and „Ahram Online“, dass in den frühen Morgenstunden des 26. Juni das Gras am Ra-Tempel von Arab El-Hisn gebrannt habe. Das Tor und einige Inschriftensteine seien dabei beschädigt worden.


Ein Youtube-Video von der Gruppe „Kemet Team“  in arabischer Sprache (und mit pathetischer Musik unterlegt) zeigt den derzeitigen Zustand der Stätte und die Feuerschäden: http://www.youtube.com/watch?v=lfX0myq-4o8

Mehr Infos über Heliopolis:

Keine Kommentare: