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Freitag, 1. Januar 2021

Archaeologik im Coronajahr 2020

Wie immer versuche ich auch dieses Jahr eine kleine Bilanz des vergangenen Archaeologik-Jahres. Eine gesamtbilanz zu 10 Jahre Archaeologik erspare ich mir und allen Lesern, zumal es dazu bereits zwei Blogposts gab:.

Zahlen

Insgesamt habe ich 2020 auf Archaeologik 102 Posts eingestellt, deutlich mehr als in den beiden Vorjahren (2019: 76, 2018: 79), aber immer noch deutlich weniger als in den Jahren zuvor (zwischen 127 [2017] und 210 [2011]). Wieder wurde nur ein einziger Post auf Englisch eingestellt - das war mal anders geplant. Gastbeiträge gab es immerhin 15 (Vorjahr: 5), darunter viele Autoren, die von sich aus um eine Publikation auf Archaeologik gebeten haben. Spitzenreiter unter den Autor*Innen waren aber wieder bewährte Kräfte: Jutta Zerres (4 Beiträge - darunter ihr 50. Archaeologikbeitrag [ich gratuliere und danke hier nachträglich]) - sowie Detlef Gronenborn (5 Beiträge). 

Die zehn meist gelesenen Beiträge 2020:
  1. D. Gronenborn: Die COVID-19 Pandemie aus einer archäologischen Langfristperspektive - Teil 1: der Schock. Archaeologik (30.3.2020)  (988 Seitenaufrufe)
  2. Die Maske fällt: Der kommerzielle Hintergrund von academia.edu. Archaeologik (30.8.2017)  (971 Seitenaufrufe) Dieser Post hat viele Spamkommentare eingesammelt, die Zugriffe sind wohl zu einem guten Teil durch Bots generiert.
  3. Archäologie der Erreger. Archaeologik (28.3.2020) (845 Seitenaufrufe)
  4. Trump droht dem Iran mit der Zerstörung von Kulturgut - mit einem Kriegsverbrechen. Archaeologik (5.1.2020) (825 Seitenaufrufe)
  5. J. Zerres: „Das nennt sich Fieldwork, ihr Schnarchzapfen“ – Der Rülzheimer „Barbarenschatz“ und die öffentliche Wahrnehmung von Denkmalpflege und Archäologen. Archaeologik (27.2.2014) (784 Seitenaufrufe)
  6. Ein Räuber im Zauberwald - die Vernichtung einer Quelle zur Völkerwanderungszeit. Archaeologik (21.2.2014) (738 Seitenaurufe)
  7. J. Zerres: Evolution ist überall - außer im Westerwald. Archaeologik (25.10.2020) (737 Seitenaufrufe)
  8. Die Bombenopfer von Dresden - Historische Archäologie gegen ihren Missbrauch. Archaeologik (13.2.2020) (692 Seitenaufrufe)
  9. Covid19 - die Keule des Neandertalers? Archaeologik (4.10.2020) (669 Seitenaufrufe)
  10. Das letzte Sklavenschiff . Archaeologik (16.6.2019) (614 Seitenaufrufe)


Mit den Blogposts zu Rülzheim hat ein altes Thema nochmals Interesse gefunden - soweit ich nachvollziehen konnte, waren die Posts in Sondengänger-Foren verlinkt. Blogger hat nun die Zählung von Google Analytics übernommen, so dass sich das Problem der unterschiedlichen Zählungen zu erledigt haben scheint. Die monatlichen Zugriffszahlen blieben im Jahr 2020 auf relativ niedrigerem Niveau einigermaßen konstant. Nach der Statistik von GoogleAnalytics sind 2020 immerhin 134.220 Seitenaufrufe (Stand 31.12.) zu verzeichnen, gegenüber rund 102.200 im Jahr 2019. Die Verlinkungen von andern Seiten, ebenso wie Kommentare zu den Blogposts sind im Vergleich zu den Boom-Jahren 2014-17 auf niedrigem Niveau.


Entwicklung der Zugriffe seit Beginn von Archaeologik auf der Plattform Blogger, Januar 2020 mit Punkt markiert
(Quelle: Blogger Statistik via GoogleAnalytics)


 
Zugriffe auf den Blog kamen wiederum zumeist von Google, offenbar via Suchanfragen, gefolgt von facebook. Google Analytics verzeichnet in diesem Jahr aber den Hauptanteil an Zugriffen.
Die begleitende facebook-Gruppe Archaeologik ist 2019 von ca 1300 Mitgliedern Anfang des Jahres auf nun 2068 erhöht.  Seit langem funktioniert das automatische Teilen in diese Gruppe nicht mehr, so dass hier manuell eingestellt werden muss. Habe ich die Archaeologik-Post früher noch in viele andere Gruppen gestellt, so hat sich dies erheblich reduziert. Vielen Gruppen folge ich nicht mehr aktiv, da sie zunehmend oberflächlich geworden sind. Das gilt im übrigen auch für die von mir mitbetreute Gruppe Historische Archäologie (insbes. Neuzeit und Zeitgeschichte), die  enormen Zuwachs an Mitgliedern hat, die aber größtenteils keinen fachlichen Hintergrund besitzen und so das Spektrum an Beiträgen verändert haben. Fachlich Neues geht hier nun in Beiträgen mit Unterhaltungscharakter unter (und viele Posts zeigen, dass Vielen überhaupt nicht vertraut ist, worum es bei Archäologie geht).  Diese Entwicklung ist einerseits gut, gewinnt man damit doch eine interessante Kommunikationschance und eine Mögllichkeit die Öffentlichkeit einzubinden; andererseits aber geht der eigene Nutzen  für den kollegialen fachlichen Austausch verloren.

Themen 2020

Die Themen generierten sich aus eigenen Forschungen und Medienberichten sowie wissenschaftlichen Publikationen - und im Sommersemester 2020 auch aus meiner Vorlesung am Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit zur Forschungsgeschichte. 
Im Rahmen der Corona-bedingten digitalen Lehre habe ich die Vorlesung in Videosequenzen mit verschiedenen ergänzenden Materialien gestaltet. Diese Posts haben gute Zugriffszahlen, da sie im Digitalen Kurs unseres Virtuellen Campus verlinkt waren und von meinen Studierenden offenbar auch fleissig rezipiert worden sind. Darüber hinaus hat das Thema der Forschungsgeschichte aber offenbar keine besondere Resonanz gefunden. Kein einziger dieser Posts hat es in die Liste der 10 meistgelesenen geschafft.
Zusätzlich zu diesen neuen Blogposts habe ich einige alte in Vorlesung und Seminar eingebaut, so z.B.:
Weitere Aktivitäten auf Archaeologik spiegeln den Bamberger Lehrbetrieb. Eine kleine Blogpostserie von A. Sasso und H. Gräbner formuliert aus den Erfahrungen der Studentischen Archäologiesymposien in Bamberg (SABA) eine kleine Anleitung, "wie man eine Tagung organisiert (Teil 1, Teil 2 und Teil 3). 
Zudem ist eine Seminararbeit auf Archaeologik erschienen, die im Rahmen eines Seminars zur Archäologie der Globalisierung im Wintersemester 2019/20 entstanden ist:
Es ist vorgesehen, künftig weitere studentische Arbeiten auf einem neuen Wissenschaftsblog der Bamberger AMANZ vorzulegen. Das Schreiben von Texten gehört zum Handwerkszeug aller Archäolog*innen, egal ob sie eher bei der grabenden Zunft landen wollen und Grabungsberichte schreiben müssen, oder ob sie auf exzellente Forschung und hochrangige Publikationen zielen. Meist aber reichen hier die Schulkenntnisse nicht aus.  Im Rahmen einer Übung "Archäologisches Publizieren" haben wir im vergangenen Sommersemester 2020 studentische Hausarbeiten für eine kleine Publikation in Blog und ggf. auch in Print aufbereitet.  Da sich der Start dieses AMANZblogs noch verzögert, haben ich die studentischen Arbeiten auf Archaeologik aufgenommen, die gerade eine gewisse Aktualität haben.
 
Im ersten Lock-Down wurde eine Serie unter dem Label Corona begonnen, in die Ti Röders Hausarbeit genau passte. Vor allem aber hat Detlef Gronenborn zur Serie beigetragen. Sie wurde verschiedentlich rezipiert. Beiträge haben es nicht nur in die Jahres-TopTen geschafft, sondern waren auch Anlass, dass von Detlef und mir ein kurzer Beitrag in der Zeitschrift "Archäologie in Deutschland" erschienen ist:
  • D. Gronenborn/R. Schreg: Archäologie und Seuchen. Archäologie in Deutschland 2020/4, 48-49.
Die langjährige Post-Serie zur  Kulturgutzerstörung in Syrien und Irak ist 2020 mehr oder weniger ausgelaufen. Im April ist noch eine Übersicht für das erste Quartal erschienen und erst jetzt zum Jahresende konnte noch einmal ein Post zusammengestellt werden.
Stattdessen ging es im Spätsommer in Berg-Karabach los. Auch hier wird Kulturgut zur Waffe von Fanatikern:
Überhaupt blieb das Thema Antikenhehlerei und Raubgrabungen für Archaeologik sehr wichtig. Exemplarisch genannt seien:

Das Thema Archäologie & Politik spielte gleich zu Beginn des Jahres eine wesentliche Rolle, als POTUS D. Trump damit drohte, das Kulturgut des Iran gezielt zu vernichten. Dass das als Kriegsverbrechen gilt, wusste er wohl nicht - oder noch schlimmer: war ihm egal.

Vielleicht spielt die Politisierung von historischem Kulturgut auch beim Berliner Kunst- und Antikenattentat (Archaeologik 22.10.2020) eine Rolle. Sie ist sicher präsent beim Umgang mit Statuen im öffentlichen Raum (H. Baitinger, Archaeologik 13.10.2020),  die im Kontext von Black Lives matter zur Stürzung einiger Statuen von Sklavenhaltern und Rassisten geführt hat. So sehr ich persönlich deren Anliegen schätze, so wird hier doch auch historisches Kulturgut zerstört . Kulturgut ist nicht nur gut, es ist eben auch ein Zeugnis für problematische Kapitel der Geschichte, die nicht dadurch besser werden, dass man ihre Erinnerung auslöscht - im Gegenteil: Ohne die sichtbaren Spuren im öffentlichen Raum steigt auch das Risiko des Rückfalls. Erinnert sei hier an die Diskussion um die antisemitischen Darstellungen des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit (J. Zerres: Weg mit der Sau ? - Vom Umgang mit schwierigem Kulturgut. Archaeologik (3.9.2016); Bayern lässt sämtliche »Judensau«-Skulpturen hängen. Spiegel (8.12.2020)).   

Die Politisierung archäologischen Erbes kann indes auch dazu führen, dass Konzernen ihre Verantwortung bewusst wird und gegebenenfalls auch mal personelle Konsequenzen gezogen werden:

Die Hoffnung, dass auch in anderen Fällen eine größere Sensibilität von Bergbaukonzernen gegenüber dem Kulturerbe entsteht, darf realistischerweise nicht allzu groß sein, den letztlich geht es wohl auch den Investoren nicht um die Moral, sondern um den Imageschaden, der entstanden ist. Die spezifische Konstellation in Australien, dass eine archäologische Fundstelle als heilige Stätte zu gelten hat und auch symbolisch für die Indigenen-Rechte steht, haben wir in Mitteleuropa für gewöhnlich nicht. Kulturgüter sind heute nicht mehr so identitätsstiftend, dass sie per se eine gesellschaftliche Relevanz und damit eine starke Lobby hätten - derzeit sehr schön zu beobachten im Rheinischen Braunkohlerevier.  
Die Auswirkungen des Klimawandels auf archäologische Bodendenkmäler war ein Thema, das ich 2020 gerne noch aufgegriffen hätte, das ich dann aber zeitbedingt nicht aufgegriffen habe. Lediglich zu den Wildfeuern aus Australien sind zwei Blogposts entstanden:


Corona-Entwicklungen

Die Covid19-Pandemie hat mich als Hochschullehrer persönlich nicht so hart getroffen - von viel HomeOffice, ausgefallenen Tagungen und einer spontanen Umstellung auf digitale Lehre mal abgesehen. Andere - auch manche der freischaffenden Kolleg*innen im Fach - hat sie hingegen vor einige Probleme gestellt. Wie die langfristigen Wirkungen auf die Archäologie ausfallen werden, wird wohl vor allem von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängen (etwa durch Abbau von Investitionshemmnissen wie der Denkmalpflege, Mittelkürzungen oder Umschichtungen der Forschungsförderung), aber auch inhaltlich ist abzusehen, dass entsprechende Themenan Bedeutung gewinnen werden.
 
Ich habe auf Archaeologik diese Thematik der Corona-Folgen bisher nur am Rande aufgegriffen. Abgesehen von der bereits genannten Corona-Serie hat die Pandemie doch auch Spuren auf Archaeologik hinterlassen. Viele Planungen für 2020 mussten aufgeschoben werden, so ist der eigentlich für 2020 angedachte Wissenschaftsblog am Lehrstuhl AMANZ in Bamberg zwar voran getrieben worden - u.a. mit einer Lehrveranstaltung "Archäologisches Publizieren" - , aber die Online-Stellung wird sich noch verzögern. 
 

Die Blogger-Plattform 

Archaeologik nutzt seit 2011 die Plattform Blogger von Google. In letzter Zeit gab es  hier einige Neuerungen, die jedoch keineswegs eine Verbesserung darstellen. Die Karte der georeferenzierten Blogposts funktioniert seit einige Zeit nicht mehr richtig. Einen Ersatz habe ich bislang nicht finden (und mit meinen beschränkten Programmierkenntnissen auch nicht basteln) können.  Die neue Oberfläche ist deutlich schlechter handhabbar und hat eine Menge Bugs (z.B. über den Rand ausgreifende Schaltflächen), die das Arbeiten mit Blogger schwieriger machen.
Der neue AMANZnotizBlog wird daher auf WordPress aufbauen und via hypothese.org laufen.

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