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Montag, 30. Mai 2011

Gleichschaltung der Denkmalpflege

Eine Fachdiskussion in der Tübinger Kunsthalle befasste sich mit dem "Schweigen der Denkmalpflege bei S 21".
Das Schwäbische Tagblatt berichtet: Dabei kritisierte der frühere Oberkonservator Norbert Bongartz die Folgen der Verwaltungsreform in Baden-Württemberg, bei der die Zuständigkeit der Denkmalpflege den Regierungspräsidien und Landratsämtern übertragen worden sei, womit die fachliche Unabhängigkeit des Denkmalamtes verloren gegangen sei: „Die Fachbelange sind als Bettvorleger gelandet, wenn es hart auf hart kommt.“

Siehe früherer Blog-Eintrag Stuttgart 21: "Ohrfeige ins Gesicht der Denkmalpflege"

ägyptologische Sammlung Georg Steindorff in Leipzig - Verkauf aus freiem Willen oder unter NS-Druck?

1936 kaufte die Universität Leipzig die ägyptologische Sammlung ihres Professors Georg Steindorff, der damals in die USA emigrierte. Da Steindorff jüdischer Abstammung war, reklamierte die Jewish Claims Conference (JCC), die Entschädigungsansprüche jüdischer Opfer des Nationalsozialismus vertritt, eine Rückgabe der Sammlung, da vermutet wurde, der Verkauf sei auf politischen Druck hin zustande gekommen.
In der Sache erging am 26.5.2011 ein Urteil des Verwaltungsgericht Berlin, das der JCC Recht gab. Tatsächlich lassen sich für die These des erzwungenen Verkaufs keine Belege finden, zumal in Restitutionsforderungen von Georg Steindorff nach dem 2. Weltkrieg von der Sammlung keine Rede mehr war. Auch ein Enkel Steindorffs sieht die Uni Leipzig als den wunschgemäßen Verbleib der Sammlung.

PAC: Jewish Claims Conference Gets University Antiquity Collection

Der Tagesspiegel v. 26.5.2011
Leipziger Volkszeitung v. 26.5.2011
Leipziger Volkszeitung v. 27.5.2011

Fotogalerie mit Bildern der Sammlung bei der Leipziger Volkszeitung

siehe auch die Georg Steindorff Initiative in Facebook

Bleibt zu hoffen, dass die Objekte jetzt wenigstens nicht auf dem Antikenmarkt verscherbelt werden. Eine Rückgabe an Ägypten - wie von Zahi Hawass gefordert - wäre vielleicht nicht die schlechteste Lösung.

Prehistoric Quarry and Early Mines Interest Group at the SAA

 The Prehistoric Quarry and Early Mines Interest Group at the Society for American Archaeology provides an electronic newsletter. The most recent editions are online, though the volumes before 2010 are missing.

Sonntag, 29. Mai 2011

Smuggeling Mummies

secured skull of a precolumbian mummy
(télam via diario uno)
As the Argentinian newspaper Diario uno reports on Friday 27.5. 2011 Argentinian Administración Federal de Ingresos Públicos (AFIP) secured a complete mummy and three skulls. They were identified within a postal parcel claiming to contain replicas of Peruvian pottery. It was mailed at La Paz in Bolivia and adressed to an Argentinian private. According to AFIP the archaeological finds come from Southern Peru and were intended for European museums and private collectors which are especially interested in the textiles wrapped around the mummies.
One of the skulls shows a healed trepanation, the others show intentionally deformation. They are attributed to the pre-Inca culture of Paracas. More detailed information on the archaeological context especially on their social status is lost. They would have been important for a historical interpretation of these remains.

Schmuggel präkolumbischer Mumien

sichergestellter Schädel einer Mumie
(télam via diario uno)
Die argentinische Zeitung Diario uno berichtet am 27.5. 2011 über die Sicherstellung dreier Schädel sowie einer vollständigen Mumie, die der prä-inkazeitlichen Paracas-Kultur zugerechnet werden. Sie befanden sich in einem aus La Paz in Bolivien versandten, angeblich peruanische Keramikreplikate enthaltenden Päckchen. Nach Angaben der argentinischen Administración Federal de Ingresos Públicos (AFIP) stammen die archäologischen Reste aus Südperu und waren für europäische Museen und Privatsammler bestimmt, die gezielt Textilreste suchen, in denen die Mumien eingewickelt sind.
Einer der Schädel weist eine Trepanation auf, die anderen intenionelle Schädeldeformationen. Weitere Informationen zur Lage dieser Bestattungen im bislang unbekannten, beraubten Gräberfeld wäre wissenschaftlich von Bedeutung gewesen, sind nun aber nicht mehr möglich.

in English

Datenbank für Keramikdünnschliffe

Eine neue online-Datenbank für Keramikdünnschliffe an der Universität Sheffield begonnen: http://petrodatabase.shef.ac.uk/
Dazu auch ein accepted manuscript in Journal of Archaeological Science

Samstag, 28. Mai 2011

Das lange 10. Jahrhundert

Das lange 10. Jahrhundert – struktureller Wandel zwischen Zentralisierung und Fragmentierung, äußerem Druck und innerer Krise - ein Tagungsbericht bei HSozUKult

Donnerstag, 26. Mai 2011

Archäologie als Kunst

Kreisverkehr in Niederstimm
(Foto R. Schreg)

in Anlehnung an die Ausgrabung eines im Quadrantensystem untersuchten Grabhügels, in den Profilen stilisierte Funde. - Hallstatt- und Latèneelemente in wilder Mischung




Größere Kartenansicht

Bronze- und urnenfelderzeitliche Höhensiedlung Ehrenstein

Vom Schlossberg in Ehrenstein (Alb-Donau-Kreis) sind seit langem vorgeschichtliche Funde bekannt. Albert Kley hatte in den 1930er Jahren kleinere Sondagen vorgenommen.
1957 wurden die Funde in den Fundberichten aus Schwaben (Neue Folge) in Zeichnungen vorgelegt, wobei Hans-Jürgen Hundt, damals am RGZM in Mainz die frühbronzezeitlichen Keramikfunde in einer näheren Bearbeitung würdigte. Die Funde wurden daraufhin verschiedentlich in der Diskussion um die frühbronzezeitliche Keramik zitiert.
Da die Beschreibung der Scherbenbeschaffenheit aber etwas zu wünschen übrig lässt, gebe ich hier einige ausgewählte Scherben im Foto.
Ehrenstein Schloßberg
Fundber. Schwaben N.F. 14, 1958, Taf. 13,12

Fundber. Schwaben N.F. 14, 1957, Taf. 12,9

Fundber. Schwaben N.F. 14, 1957, Taf. 12,10
unpubl.


unpubl.
Zur urnenfelderzeitlichen Phase:
'Mondidol'
Fundber. Schwaben N.F. 14, 1957, Taf. 16,11


Stempel
Fundber. Schwaben N.F. 14, 1957, Taf. 16,5


Daneben finden sich auf dem Ehrensteiner Schloßberg noch Funde der Hallstattzeit und des frühen und hohen Mittelalters.


Literatur

Dienstag, 24. Mai 2011

Krise in der Bronzezeit

Ein Beitrag bei BBC News, Science and Environment geht der Frage einer Krise am Ende der britischen Bronzezeit nach. Ein eklatanter Rückgang der Fundstellen und nachfolgende Traditionsbrüche führen zu einem Krisenszenarium, für das auch umwelthistorische Hintergründe in der Diskussion sind.

Sonntag, 22. Mai 2011

Wo liegt der Unterschied zwischen Artefakten und Gegenwartsmüll?

Spiegel online vom 10.3.2009 über archäologische Grabungen in einer Hippie-Kommune bei San Francisco mit einer zugehörigen Fotostrecke.
Die Verknüpfung von Befund und mündlicher Überlieferung erfolgt (jedenfalls in diesem Presseartikel) eher intuitiv und im Einzelfall wenig überzeugend - bemerkenswert sind einige Diskrepanzen zwischen den Überlieferungssträngen aber dennoch. Statt Alben der Grateful Dead findet sich Rumba und Jazz.

siehe auch San Francisco Chronicle v. 14.1.2009

Wo liegt der Unterschied zwischen Artefakten und Gegenwartsmüll? - Das ist falsch gefragt. Auch der Gegenwartsmüll ist Artefakt! Richtiger wäre die Frage: Wo liegt der Unterschied zwischen archäologischen Funden und Gegenwartsmüll? Die Antwort ist einfach: In der Fragestellung! Dabei sind die Archäologen aber nicht diejenigen, die das Privileg haben, zu fragen und zu interpretieren, sondern nur die, die Erfahrung damit haben, Artefakte als Quelle zu erschließen. Fragen und Interpretationen können (und müssen sogar) aus anderen Wissenschaftsdisziplinen kommen. Und wenn sich jemand für Hippiekolonien interessiert, ist auch deren Müll eine Quelle. (Mein Interessens-Schwerpunkt ist das nicht, aber methodisch kann man aus solchen Untersuchungen sicherlich viel lernen!)

Die Frage nach dem Nutzen einer Neuzeitarchäologie in älteren Beiträgen:
- Archäologen graben Künstlergelage aus den 80ern aus
- Archaeologik: Hollywoods vergessener Wüstenschatz
- Integration - Altes zu einer neuen Debatte

Egypt's man from the past

The Guardian on the great survivor of the Egyptian Revolution: Zahi Hawass

Samstag, 21. Mai 2011

Politikergräber

Archäologische Überlieferung besteht zu einem Großteil aus Bestattungen. Sie sind insbesondere eine Quelle zur Rekonstruktion der Sozial- und Herrschaftsverhältnisse. Dabei ist es meist sehr schwer, aus der Bestattung auf die Machtverhältnisse zu schließen. Ein Blick auf die Bestattungen einiger Politiker des 20. Jahrhunderts scheint hier interessant.

Menschheitsgeschichte in 8 min

Ein Blick auf die Menschheitsgeschichte - aus der Perspektive eines Steinhaufens:
"Das Rad", ein Kurzfilm von Chris Stenner, Arvid Uibel und Heidi Wittlinger , Produktion der Film-Akademie Baden-Württemberg 2001 auf youtube

völlig neues Raumverständnis alter Siedlungsstrukturen

Eine Bilanz der umfangreichen ICE-Trassengrabung der Strecke Erfurt-Leipzig/Halle in Sachsen-Anhalt bei archäologie-online. Die Grabungen erstreckten sich über einen Zeitraum von 17 Jahren und umfassten etwa 140 ha. Dabei wurden auch Areale untersucht, die außerhalb bekannter Fundstellen liegen und gaben so wichtige Einblicke in frühere Landnutzung.

Freitag, 20. Mai 2011

Uncovering the unseen - Archaeological prospections at Birka, Sweden

A press release of the Ludwig-Boltzmann Institute for Archaeological Prospection and Virtual Archaeology informs about the mapping of the UNESCO world heritage site of Viking Age central place at Birka in Sweden.

Donnerstag, 19. Mai 2011

Münzschatz vom Heidetränk-Oppidum geteilt

Die FAZ berichtet über die Teilung eines illegal und undokumentiert auf dem Heidetränk-Oppidum ausgegrabenen Münzschatzes zwischen dem Museum Frankfurt und der Archäologischen Staatssammlung in München, die den Funde Mitte der 90er Jahre angekauft hatte.
Jenseits der Eigentumsfrage: Der historische Quellenwert ist weitgehend verloren. Die Einschätzung, dass der Fund zu den bedeutendsten des Frankfurter Museums zählen wird, ist daher sicher falsch!

Archäologie und Ehrenamt

Die Main-Post zum Modellprojekt "Archäologie und Ehrenamt" des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege

»Wissenschaft lebt von Aufträgen. In Aufträgen dokumentiert sich Nachfrage.«

Ein Zeit-Artikel zur Angewandten Geschiche hat auf den ersten Blick wenig mit Archäologie zu tun. Hier geht es um das "Zentrum für Angewandte Geschichte", das im Auftrag von Unternehmen Firmengeschichten aufarbeitet. Dabei entstehen renommierte Publikationen, die nicht immer erkennen lassen, dass es sich um eine Auftragsarbeit handelt. Zum Konzept des ZAG und der Idee des geisteswissenschaftlichen Dienstleisters auch das Interview mit dessen Leiter Gregor Schöllgen.

Und doch: Ist Archäologie als Dienstleistung denkbar? Wer beauftragt die Archäologen? - mal vom Verursacher bei der Rettungsgrabung abgesehen, der das selten so ganz frewillig macht? Wie unabhängig sind archäologische Forschungen?

Mittwoch, 18. Mai 2011

Jagd auf Aphrodite

'Chasing Aphrodite' And Other Dirty Art World Deals - ein Interview bei National Public Radio über die Rolle des Getty Museum in der Antikenhehlerei mit Jason Felch und Ralph Frammolino, den Autoren einer einschlägigen neuen Buchpublikation. Dazu Paul Barford in seinem Blog PAC.

Das Geschäft mit der Vergangenheit

Ein Film von Thomas Claus und Rundfunk Berlin Brandenburg (5 Teile) auf youtube über die Problematik der Schatzsucherei.

Dienstag, 17. Mai 2011

Monumento Nacional Guayabo

Monumento Nacional Guayabo - eine präkolumbische Kulturlandschaft in Costa Rica, die auf ein Bevölkerungszentrum zurückgeht, das sich schon um 1400, vor der Ankunft der Spanier auflöste.
Bericht bei Inside Costa Rica


Guayabo auf einer größeren Karte anzeigen

Sonntag, 15. Mai 2011

PAC: Natural England macht Reklame für metal detecting

Englischer Naturschutz sieht sich auch für die Denkmalpflege zuständig - und macht Werbung für Sondengänger!!
Paul Barford erwartet in seinem Blog "Portable Antiquity Collecting and Heritage Issues" , dass Natural England demnächst konsequenterweise auch Dachs-Quälen, Vogeleier-Sammeln, Wildblumen-Pressen und Off-road Safari auf empfindlichen Rasengesellschaften anbietet.

Feldbegehungen bei Szentes

(Foto R. Schreg)

Feldbegehungen bei Szentes in Ungarn
- Testlauf im Rahmen eines RGZM-Projektes für künftige Forschungen zur Siedlungs- und Umweltgeschichte im Karpatenbecken



(facebook)

Samstag, 14. Mai 2011

Donnerstag, 12. Mai 2011

Peter Vilhelm Glob

Copenhagen Post online über den dänischen Archäologen Peter Vilhelm Glob (1911-1985) - bekannt aufgrund seiner Forschungen an Moorleichen.
vergl. wikipedia

Mittwoch, 11. Mai 2011

Archäologie und Mode

Mode ist eigentlich nicht mein Thema...
Trotzdem hier ein paar Links:

Einerseits eine spannende Möglichkeit des fund raising und sponsoring, andererseits mit dem Bild des Abenteurers und Schatzsuchers vielleicht doch eher kontraproduktiv?

Montag, 9. Mai 2011

Juli 1342: Animation der Überflutung am Rhein

Das Hochwasser von 1342 im Geländemodell um Trebur, gefunden bei Tribur.de:



Ähnliches versuchen wir gerade für Mainz zu erarbeiten - mir stellt sich allerdings die Frage, ob das Hochwasser über den Rhein oder den Main kam.

Sonntag, 8. Mai 2011

„Archäologie ist kein Hobby wie Fische fangen“.

Die Neue Osnabrücker Zeitung: Auf Schatzsuche mit der Metallsonde - Profis kooperieren mit Hobby-Archäologen

"So stießen die Archäologen in Kalkriese auf die Reste eines Walls, die für die Historiker vielleicht noch bedeutsamer sind als die berühmte Reitermaske." - streiche "vielleicht", setzte "definitiv" !

Samstag, 7. Mai 2011

„in der Regel aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit“: Gefahr für mittelalterarchäologische Bodendenkmäler in Bayern

Der Brennpunkt der Denkmalpflege Informationen des Bayerischen Landesamts (S. 6ff.) dreht sich um eine bedenkliche Entwicklung: Durch die Nachqualifizierung der Denkmalliste hat sich in einigen Orten (v.a. natürlich in solchen, in denen der Forschungsstand bisher einfach schlecht war) der Bestand an potentiellen Bodendenkmälern erhöht. Neue Prospektionsmethoden, v.a. aber auch der stärkere Einbezug mittelalterarchäologischer Befunde machen sich hier bemerkbar.
 Als potentiell archäologisch interessante Areale wurden hier erstmals auch die alten Ortskerne vermerkt.

Aus der Politik entstand nun der Druck, die Zahl der archäologisch interessanten Flächen drastisch zu reduzieren - dabei wird auf die Formulierung des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes  von 1973 verwiesen, das Denkmäler als in der Regel "aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit" definiert. Zu bedenken ist dabei, dass Anfang der 1970er Jahre, eine Mittelalterarchäologie gerade in der Entwicklung begriffen war und unter Frühgeschichte auch wesentliche Teile des Mittelalters subsumiert waren. Dass man gerade auch in Bayern hier an das Mittelalter gedacht hatte, zeigt die Schaffung einer Stelle eines Mittelalterarchäologen, die damals mit Walter Sage besetzt wurde.

Die restriktive Auslegung des Art. 1 Abs. 4 DSchG führt also je nach Definition dieser Abgrenzung zwischen Frühgeschichte und Mittelalter dazu, dass der Denkmalstatus für fast alle archäologischen Quellen des Mittelalters und der Neuzeit entfällt. Es sind unbestritten die wichtigsten Quellen zur frühen Entwicklung Bayerns – vom agilolfingischen Herzogtum bis zu den Wittelsbachern. Vielleicht schon bajuwarische Siedlungen und Gräberfelder, sicher aber karolingische Klöster und Pfalzen, ottonische Burgen und Stadtgründungen salisch-staufischer Zeit wären damit in Bayern der undokumentierten Beseitigung überlassen.
Zurückgehend auf die Podiumsdiskussion einer Tagung in Ingolstadt im November 2010 drucken die Denkmalpflege Informationen nun eine Ingolstädter Erklärung ab, mit der Mittelalterarchäologen (mich eingeschlossen) zu den Vorgängen Stellung nehmen (S. 9):

(Bau)Denkmalpflege im rot-grünen Koalitionsvertrag in Rheinland-Pfalz

Deutlich häufiger als im grün-roten baden-württembergischen Koalitionsvertrag verweist der rot-grüne aus Rheinland-Pfalz auf Belange der Denkmalpflege - freilich wird auch hier ausschließlich die Baudenkmalpflege, nicht aber die Bodendenkmalpflege bedacht.
Zitate die Denkmalpflege im Land betreffend aus dem rot-grünen Koalitionsvertrag in Rheinland-Pfalz:


Donnerstag, 5. Mai 2011

Illegaler Kunsthandel: Raubgrabungsgut in Italien sichergestellt.

Archäologie online greift einen Artikel vom Corriere della Sera vom 18.4. auf, der von einem Schlag der italienischen Finanzpolizei gegen Kunsthandel und Raubgräber berichtet.

Neonazis als Leibwache des Keltenfürsten

Die Frankfurter Rundschau und etwas reisserischer die BILD berichten über Neonazis als Wachmannschaft für die Statue des Keltenfüsten bei der Eröffnung des Museums am Glauberg.

Mittelalterliche Münzfunde aus Mainz

Eine Kartierung der Münzfunde aus der Löhrstraße in Mainz, zeigt, wie wichtig es auch bei massenhaft auftretenden Funden ist, alle Stücke zu registrieren. Erst in der Masse gewinnen sie an Aussagekraft.

Münzfunde Mainz auf einer größeren Karte anzeigen
(nach dem Katalog in E. Wamers, Die frühmittelalterlichen Lesefunde aus der Löhrstraße (Baustelle Hilton II) in Mainz. Mainzer archäologische Schriften 1 (Mainz 1994))

Durch unterschiedliche Farben sind hier drei Zeithorizonte markiert, die den unterschiedlichen Zufluß von Münzen nach Mainz zeigen und so auch einen wesentlichen Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters leisten.
Man erkennt (rot) eine frühmittelalterliche Phase mit sehr weitreichenden Verbindungen insbesondere auch nach Süden, die im 10. Jahrhundert einem wesentlich regionaleren Einzugsgebiet weichen (grün). Im 7./8. Jahrhundert (blau) war der Handel v.a. nach Nordwesten, rheinabwärts orientiert.

Solche Kartierungen erfordern freilich Quellenkritik auf allen Ebenen: Sind die Fundzuweisungen zuverlässig (immerhin handelt es sich um Funde, die z.T. erst wieder über den Kunsthandel eingesammelt wurden)? War der Handel in alle Regionen gleichermaßen mit Münzzahlungen verbunden?

Eine spannende Quelle für die Bedeutung der mittelalterlichen Stadt Mainz ist der Bericht des Arabers Qazwînî um 970:
Magândscha ist eine sehr große Stadt, von der ein Teil bewohnt und der Rest Ackerland ist. Sie liegt im Frankenland an einem Fluß, der Rîn genannt wird und ist reich an Weizen, Gerste, Dinkel, Weinbergen und Obst. Dort gibt es Dirheme aus der Samarqander Münze… Seltsam ist auch, dass es dort Gewürze gibt, die nur im fernsten Morgenlande vorkommen, während sie (die Stadt Mainz) im fernsten Abendland liegt, z.B. Pfeffer, Ingwer, Gewürznelken, Spikanardem Costus und Galgant; sie werden aus Indien importiert, wo sie in Menge vorkommen.
Archäologisch sind die Dirhems (arab. Silbermünzen) in Mainz bisher nicht nachgewiesen - sie finden sich v.a. an der Ostseeküste, wohin sie offenbar über die osteuropäischen Handelsrouten gelangt sind. Jeder einzelne Münzfund aus sicherem, dokumentiertem Grabungskontext innerhalb von Mainz könnte unsere Kenntnis des mittelalterlichen Handels präzisieren.

Dienstag, 3. Mai 2011

Grabraub in den Anden

Plünderungen und Verwüstungen in einem Inka-zeitlichen Gräberfeld mit Mumien bei Jaqui, Bezirk Arequipa in Peru in einem schockierenden Video auf YouTube von 2007

Grabraub auf der Krim

völkerwanderungszeitliches Gräberfeld am Fuß der Höhensiedlung Bakla auf der Krim, Ukraine, 2006. Innerhalb weniger Wochen wurden die unterirdischen Grabkammern ausgenommen - übrig ist ein Feld von Abraumhaufen und Löchern. Aussagen über die Sozialstruktur der Bevölkerung sind nicht mehr möglich, ebenso wenig wie chronologische Analysen der Belegungszeit der Bestattungsplätze.

Montag, 2. Mai 2011

Die Gier nach dem Authentischen

Der klassische Archäologe Luca Giuliani in einem Interview bei Welt online :

Giuliani:
Nach der Suche nach den Wurzeln des Abendlandes haben sich die Altertumswissenschaften ja frei gemacht. Wir verstehen die Antike heute als exotisch, sehen sie als ungeheuer aufregendes Laboratorium, erkennen, wie der Klassizismus die Antike missverstanden hat und wie fremd sie eigentlich ist. Das ist das wirklich Spannende.
WELT ONLINE:
Kämpfen Sie da nicht gegen Windmühlen?
Giuliani:
Das glaube ich auch. Wir haben viel zu lange dieses diffuse Bedürfnis des Publikums bedient und einen Fund schnell mit dem größten Namen zusammengebracht, den wir finden konnten, in diesem Fall Caesars. Ich glaube, es wäre besser gewesen, diese Erwartungen anzusprechen, sie als historisches Problem aufzudecken und dann zu zeigen, was der richtige methodische Umgang mit einem Fund sein sollte. Ich will nicht gegen Windmühlen kämpfen, aber mich ihnen behutsam nähern und ihnen langsam den Wind aus den Schaufeln nehmen. Die Gier nach dem Authentischen erklärt sich durch unser Versäumnis, beizeiten gezeigt zu haben, was wir in unserer Wissenschaft eigentlich machen.
Welt online - nicht immer sensibel im Umgang mit archäologischen Denkmalen - befragte Giuliani anläßlich des Neufundes eines Porträtkopfes in der Rhône bei Arles, die Caesar zugeschrieben wurde: Forscher-Streit um Porträtbüste von Caesar.

Sonntag, 1. Mai 2011

Schatzsuche als Lifestyle oder Nebenjob

Vor kurzem machte die amerikanische Zeitschrift Woman's Day mit einer Liste von "10 Amazing Metal Detector Discoveries" Reklame für die Schatzsucherei - immer wieder den Wert der Funde betonend. Und jetzt empfiehlt die deutsche Seite NebenjobZentrale den Nebenjob als Sondengänger
Denn auch heute noch herrschen Goldgräber-Zeiten: Es gibt Geschichten von Sondengängern, die mit ihren Metalldetektoren Fundstücke in beträchtlichem Wert gefunden haben.
 Kein Wort vom historischen Wert von "Schätzen", von der Zerstörung archäologischer Fundstellen. So klingt es nur höhnisch:
Außer der unbedingten Beachtung der gesetzlichen Bestimmungen ist wichtig, dass Sie sich als verantwortungsbewusster Schatzsucher erweisen. Beispielsweise sollten Sie Löcher, die Sie bei Ihrer Suche graben, anschließend wieder zuschütten. Fremde Grundstücke ohne Erlaubnis zu betreten sollte tabu sein. Ebenso sollten Sie Müll, den Sie mit Ihrem Detektor „aufgespürt“ haben, nicht einfach wegwerfen, sondern mitnehmen und entsorgen.