Ein Blick auf Copernicus, den Emergency Management Service und dort insbesondere in EFFIS, das European Forest Fire Information System zeigt allein in den letzten 7 Tagen Brände in Spanien, Portugal, Südfrankreich, Süditalien, Wales und Griechenland, aber auch in Sachsen und Brandenburg. Desweiteren sticht auch das Kriegsgebiet in der Ost-Ukraine heraus. Hier brennen wohl nicht nur die Vegetation, sondern ganze Dörfer. EFFIS nutzt Infrarot-Satellitenbilder von Systemen wie MODIS und VIIRS, um Hotspots zu erkennen, also Bereiche mit erhöhter Temperatur, die auf mögliche Brände hindeuten könnten.
aktuelle Brände in Europa
(Screenshot von EFFIS https://forest-fire.emergency.copernicus.eu/apps/effis_current_situation/
Copyright © European Union, 1995-2025, CC BY SA 4.0)
Diesmal sind es bemerkenswert wenige Berichte, die versuchen, ein Gesamtbild zu geben und die Schäden aufzuzeigen. Auch die üblichen Berichte zu den Folgen des Klimawandels sind erstaunlich spärlich.
Gewöhnen wir uns schon an diese Brände oder ist es mit den aktuellen Regierungen (und anderen Krisen) nicht mehr in, darüber zu reden und zu berichten?
Das Global Wildfire Information System (GWIS) und EFFIS bieten auf Copernicus basierend ein Statistikportal, zeigt dass europaweit die Zahl der Feuer wie die abgebrannte Fläche massiv angestiegen ist, weit über den 10-Jahres-Durchschnitt.
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wöchentlich abgebrannte Flächen in kumulativer Darstellung in Europa (EU) rot: 2025 blau: 10-jähriger Durchschnitt, grau hinterlegt: Bisheriges Minimum-Maximum (Download von EFFIS https://forest-fire.emergency.copernicus.eu/apps/effis.statistics/seasonaltrend Copyright © European Union, 1995-2025, CC BY SA 4.0) |
Derartige frei verfügbare Zahlen nutzt nur ein Bericht zu Spanien (AL24news 11.8.2025). Hier war noch die Rede davon, dass gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres die verbrannte Fläche "nur" um etwa 9% gestiegen sei und deutlich unter dem 10-Jahresdurchschnitt liege. Nur die Zahl von bislang 14 Großfeuern läge mit Flächen von über 500 ha weit über dem 10-Jahresmittel. In einer Woche hat sich das Bild radikal verändert. Mit den Bränden der vergangenen Woche ist die 2025 bislang abgebrannte Fläche dreimal so groß wie im 10jährigen Durschschnitt.
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wöchentlich abgebrannte Flächen in kumulativer Darstellung in Spanien rot: 2025 blau: 10-jähriger Durchschnitt, grau hinterlegt: Bisheriges Minimum-Maximum (Download von EFFIS https://forest-fire.emergency.copernicus.eu/apps/effis.statistics/seasonaltrend Copyright © European Union, 1995-2025, CC BY SA 4.0) |
Um das Bild abzurunden, gebe ich auch noch die Graphik zu Deutschland. Hier ist die 2025 bislang abgebrannte Fläche neun mal so groß wie im 10jährigen Durschschnitt und deutlich über dem bisherigen Maximum.
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wöchentlich abgebrannte Flächen in kumulativer Darstellung in Deutschland rot: 2025 blau: 10-jähriger Durchschnitt, grau hinterlegt: Bisheriges Minimum-Maximum (Download von EFFIS https://forest-fire.emergency.copernicus.eu/apps/effis.statistics/seasonaltrend Copyright © European Union, 1995-2025, CC BY SA 4.0) |
Auswirkungen auf Kulturdenkmale
Auf Archaeologik geht es im Kern jedoch weder um den Klimawandel noch um Medienkritik, sondern darum, wie die Wildfeuer/Waldbrände Kulturlandschaften und archäologische Stätten betreffen. Wie immer, findet das nur Aufmerksamkeit, wenn es um prominente Stätten, etwa UNESCO-Welterbe geht. Allerdings brennt (bzw. brannte) es in den vergangenen Tagen in vielen alten Kulturlandschaften, so in Nord-Portugal östlich von Viseu, in Südfrankreich zwischen Narbonne und Carcassonne, in Apulien, in Sizilien bei Agrigent, In Albanien und in Griechenland. Die Nachrichten geben bislang wenig Informationen darüber, ob bzw. eher wie Kulturdenkmale von den Bränden betroffen sind. Das will im Augenblick nicht viel heißen, denn natürlich haben die Menschen dort gerade andere Probleme, als sich um Bodendenkmäler zu kümmern.
Römische Minen von Las Médulas in Nordspanien
So fokussieren die Berichte auf das UNESCO-Welterbe von Las Médulas in Nordspanien, eine römische Goldmine und ein ungewöhnliches Zeugnis vormoderner Umweltzerstörung.
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Die ruinierten Berge von Las Médulas: durch römischen hydromechanischen Bergbau abgetragene Hügelkette mit Reststümpfen. (Foto: 80kmh - CC BY SA 4.0 via WikimediaCommons) |
Auf BR24 und beim Deutschlandfunk habe ich im Radio Berichte über das UNESCO-Welterbe Las Médulas gehört, online konnte ich das aber nicht finden. Es sind vor allem arabische Medien, die über das bedrohte Kulturerbe berichten (AL24news, The Peninsula aus Qatar, SEE sowie AlJazeera) und die die Google-News ausspucken (Suchbegriffe Las Médulas UNESCO bzw. heritage fire, Region & Sprache English (UK)). The Newzealand Herald greift auf eine Meldung von AFP zurück, die bei den deutschen Medien offenbar wenig Interesse gefunden hat. Hier greift vor allem ein Reise-Magazine das Thema auf.
- Spain Faces Severe Wildfires, Forcing Evacuations from Villages to UNESCO Sites. AL24news 11.8.2025. - https://al24news.dz/en/spain-faces-severe-wildfires-forcing-evacuations-from-villages-to-unesco-sites/
- Spanish firefighters struggle to contain blaze at Roman-era site. The Peninsula 11.8.2025. - https://thepeninsulaqatar.com/article/11/08/2025/spanish-firefighters-struggle-to-contain-blaze-at-roman-era-site
- Spain Evacuates Over 1000 People as Wildfires Threaten UNESCO Heritage Site. SEE Sada el Balad English 11.8.2025. - https://see.news/spain-evacuates-over-1000-people-as-wildfires-threaten-unesco-heritage-site
- Wildfires blaze through parts of Europe as heatwave hits. Al Jazeera 11.8.2025. - https://www.aljazeera.com/news/2025/8/11/wildfires-blaze-through-parts-of-europe-as-heatwave-hits
- Wildfire in Spain threatens Roman mining site, forces evacuations. The New Zealand Herald 12.8.2025. - https://www.nzherald.co.nz/world/wildfire-in-spain-threatens-roman-mining-site-forces-evacuations/YPQHU3FBAZF73H5WVZAX2XOSYY/
- Fire alarm at World Heritage monuments: Are they sufficiently protected?. ara 12.8.2025. - https://en.ara.cat/culture/fire-alarm-at-world-heritage-monuments-are-they-sufficiently-protected_1_5469781.html
- Numerous fires are active in different parts of the peninsula. Science Media Center ES 11.8.2025. - https://sciencemediacentre.es/en/numerous-fires-are-active-different-parts-peninsula mit Stellungnahmen von Wissenschaftlern (keine Archäolog*innen)
- Spanien-Brände schädigen Naturschutzgebiete und Monumente. Reise vor 9, 15.8.2025. - https://www.reisevor9.de/destinations/spanien-braende-schaedigen-naturschutzgebiete-und-monumente
Las Médulas ist ein römisches Goldbergwerk des 1. und 2. Jahrhunderts n.Chr., das mit sog. hydromechanischem Bergbau betrieben wurde, d.h. mit hoher Wasserkraft wurde der Boden abgeschwemmt. In Las Médulas musste man das Wasser über 100 km in mindestens sieben Wasserleitungen herleiten: Das Wasser wurde dann in großen Becken gespeichert und dann durch Schächte und Stollen in den Berg geleitet, wo es die aus Lehm bestehenden Berge geradezu sprengte und abschwemmte. Die goldführenden Schichten wurden damit zugänglich und das Gold konnte ausgewaschen werden. Zurück blieben spektakuläre Bergruinen, die heute romantisch erscheinen, aber das Zeugnis früherer Umweltzerstörung sind. Plinius der Ältere beschreibt das Verfahren der Goldgewinnung in ruinierten Bergen, berichtet aber nur von der Anlage von Stollen und Schächten, jedoch nicht vom Wassereinsatz (Plin., nat. hist. 33,70). Seit Jahren gelten archäologische Forschungen daher der Verifikation des Abbauverfahrens (z.B. Alejano et al. 2023). Für die römische Wirtschaft waren diese Minen jedenfalls von großer Bedeutung. Im Vorland war im heutigen Léon seit 68 n.Chr. eine Legion stationiert.
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Wasserleitung zum Bergwerk von Las Médulas (Foto: Karkeixa, CC BY 3.0 via Wikimedia Commons) |
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Bergwerk von Las Médulas (Foto: David Perez, CC BY 3.0 via Wikimedia Commons) |
EFFIS zeigt, wie das Feuer sich aktuell nach Osten weg vom Minengebiet verlagert, wo es sich vielleicht auslaufen wird, da hier bereits eine zweite Feuerfront das brennbare Material verbraucht hat. Aktuell breitet sich diese zweite Front nach Nordosten aus. Das Kernareal des Begbaugebietes wird in EFFIS als bereits abgebrannt markiert, obwohl hier nur wenige Brände lokalisiert sind.
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aktuelle Brände in Las Médulas, Die blaue Beschriftung gibt Hinweise auf die archäologischen Spuren des Bergbaus. (Screenshot von EFFIS https://forest-fire.emergency.copernicus.eu/apps/effis_current_situation/ Copyright © European Union, 1995-2025, CC BY SA 4.0, Ergänzungen ´[dunkel blau] durch R. Schreg) |
Eine Bestandsaufnahme soll in Las Médulas auch erst vorgenommen werden, wenn das Feuer vollständig unter Kontrolle ist. Es verwundert akso nicht, dass aus den Medien keine genauen Angaben über Schäden zu gewinnen sind. Der Abgleich von Branddaten aus EFFIS mit dem Schutzgebiet von Las Médulas zeigt indes, dass der südliche Teil des Denkmals ein Schwerpunkt der Brände war. Hier sind die Relikte der römischen Bergbau-Infrastrktur, insbesondere von Kanälen und Staubecken zu finden, die weniger spektakulär sind als die ruinierten Berge, aber wichtig für das Verständnis des ganzen Betriebs.
Das Feuer bedroht nicht nur die touristische Infrastruktur des Parkes sondern auch das Geländedenkmal. Die Hitzeinwirkung kann das Gestein mürbe machen und originale Oberflächen beispielsweise mit Bearbeitungsspuren zerstören. Auch freigelegtes Mauerwerk kann hier Schaden nehmen. Immerhin hat das Feuer bislang einen Bogen um eine Siedlung nordöstlich der ruinierten Berge gemacht. Im letzten Bericht an die UNESCO 2024 (Periodic Reporting Cycle 3, Section II) war das Risiko durch Wildfeuer noch als irrelevant eingestuft worden.
Das wirft die Frage auf, wie gut wir auf das Risiko der Wildfeuer und Waldbrände für Gelände- und Bodendenkmäler vorbereitet sind.
Literaturhinweis
- Alejno et al 2023: Leandro R. Alejano/ Elena Martín/ Ignacio Pérez-Rey/ Brais X. Currás/ Fco.-Javier Sánchez-Palencia, Roman gold exploitation at the archeological site of Las Médulas (NW-Spain) by means of Ruina Montium: a rock and fluid mechanics perspective. 15th ISRM Congress 2023 & 72 nd Geomechanics Colloquium - https://www.researchgate.net/publication/374752860
- Sánchez-Palencia 2000 : F.-Javier Sánchez-Palencia (Hrsg.), Las Médulas (León). Un paisaje cultural en la Asturia Augustana (León 2000).
weitere Links
- https://effis.jrc.ec.europa.eu/apps/effis_current_situation/
- https://firms.modaps.eosdis.nasa.gov/map/#m:tsd;d:2023-07-24..2023-07-25,2023-07-24;l:landsat,noaa20-viirs,viirs,modis_a,modis_t,country-outline,topo
- Eintrag der UNESCO: https://whc.unesco.org/pg.cfm?cid=31&id_site=803
- Deutschland leidet unter Hitzewelle, in Südeuropa wüten Waldbrände. Spiegel 13.8.2025. - https://www.spiegel.de/panorama/extremwetter-in-europa-deutschland-leidet-unter-hitzewelle-in-suedeuropa-wueten-waldbraende-a-25b91204-cccf-48ad-9ae1-199ff2f3020d
Interne Links
- Apokalyptisches Wildfeuer in Australien - Bedrohung für Felsbilder der Aboriginees? Archaeologik 13.1.2020
- Klimageschichte brennt ab. Archaeologik 21.11.2021
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