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Donnerstag, 17. August 2023

Strategien archäologischer Erzählung vergessen Publikum und Inhalte

H. von Hesberg/J. Kunow/T. Otten (Hrsg.)

Römerstädte am Rhein - Strategien archäologischer Erzählung.

Schriftenreihe des Arbeitskreises der Bodendenkmalpflege der Fritz Thyssen Stiftung 4

(Regensburg: Schnell & Steiner  2021).

256 Seiten

ISBN 978-3-7954-3644-5.

Im Jubiläumsband 100 der Germania ist meine Rezension zu einem wichtigen Band über die Rezeption und Präsentation des römischen Erbes in den römischen Städten am Rhein erschienen;

  • R. Schreg, Rezension zu: Henner von Hesberg / Jürgen Kunow / Thomas Otten (Hrsg.), Römerstädte am Rhein. Strategien archäologischer Erzählung. Germania 100, 2022/23, 450–454. - https://doi.org/10.11588/ger.2022.99156

Meine Kritikpunkte in Kürze und nochmals zugespitzt: Stadtarchäologie wird hier zu sehr auf die "Aura" des Alten/ der Römerzeit verkürzt, die mir doch eher als romantisch-esoterische Kategorie erscheint, die sich bestenfalls einer bürgerlichen Minderheit erschließt, aber wenig als ein wissenschaftliches Konzept taugt. Erschreckend wenig werden die Interessen der Stadtbewohner berücksichtigt, zumal wenn zumindest in einem der Beiträge empfohlen wird, mit Freistellungen das römische Erbe besser in Szene zu setzen - ein Konzept aus den Tiefen des Kolonialismus und Imperialismus, das in seiner Arroganz ganz gewiss nicht der Akzeptanz der Archäologie förderlich ist. „Strategien archäologischer Erzählung“ werden ganz praktisch im Sinne einer Inszenierung verstanden, aber zuerst müsste man darüber nachdenken, was denn eigentlich die Erzählung ist, die es zu vermitteln gilt/ die man vermitteln will. Vielen der Autoren geht es ganz selbstverständlich um Identitätsstiftung. Kann das wirklich heute noch Aufgabe der Archäologie sein?

Geschichte reduziert: Trier, Porta Nigra
(Graphik oben: Merian, Foto unten: R. Schreg)


Inhaltsverzeichnis

  • Henner von Hesberg, Jürgen Kunow, Thomas Otten: Vorwort
  • Ulrike Wulf-Rheidt: Einführung
  • Heinrich Böll: Der Rhein
  • Dirk Schmitz: Köln in der frühen Kaiserzeit - Von den Anfängen bis zur Gründung der Colonia. Kontroversen und neue Ergebnisse
  • Alfred Schäfer: Köln. Stadtprospekt und Stadtgedächtnis
  • Thomas Höltken: Köln - Vom Ende der römischen Herrschaft bis in die karolingische Zeit
  • Marcus Trier: Vom städtischen Selbstbewusstsein und dem Umgang mit der römischen Vergangenheit in Köln
  • Eva Kimminich: Kulturschutt und History-Hacking: Vom Recyceln und Kommerzialisieren vergangener Zeiten
  • Alain Schnapp: Gaulois, romains et monuments: La recherche d'une identité en France et en Allemagne de la Renaissance aux débuts du XXe siède
  • Guido Lassau: Das römische Basel - nur ein Teil der Geschichte
  • Andreas Schwarting: Konstanz und seine römische Vergangenheit.
  • Identitätskonstruktionen zwischen Befund und Legende
  • Gertrud Kuhnle und Sebastian Ristow: Die Römerzeit in Straßburg entdecken?
  • Georg Breitner: Trier - Wahrnehmung und Inszenierung einer urbanistischen Entwicklung
  • Gudrun Escher: Quo vadis Xanten - Römerstadt? Siegfriedstadt? Domstadt? Kurstadt?
  • Harry van Enckevort; Von Ulpia Noviomagus nach Nijmegen. Die Darstellung der römischen Vergangenheit
  • Norbert Nußbaum: Resümee
  • Mitglieder des Arbeitskreises: Das italienische Modell: Formen der Valorisierung von Bodendenkmälern in Rom, Neapel und Pozzuoli - Eindrücke auf einer Exkursion im September 2017
  • Zusammenfassungen
  • Abstracts


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