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Montag, 22. Januar 2018

Russische Zerstörung - oder denkmalpflegerische Notgrabungen?

Nach Kritik an den Restaurierungen in Bakchissarai (vergl. Archaeologik v. 30.12.2017) kritisieren ukrainische Medien auch die Ausgrabungen auf der Krim.
Diese sind nach internationalem Recht in der Tat wohl illegal (auch wenn die Ukraine die Konvention von Den Haag nicht unterschrieben hat?). Ukrainische Behörden ermitteln schon seit letztem Jahr gegen russische Archäologen, die sie zur Fahndung ausgeschrieben haben (vergl. Archaeologik 22.7.2017).
Prinzipiell verwundert es allerdings nicht, dass ein Bauboom, den russische Investitionen in neue Verkehrsachsen auslösen, archäologische Fundstellen tangiert. Dass diese ausgegraben werden entspricht zumindest prinzipiell dem Gedanken der Rettungsgrabung. 
Im Hinblick auf den bemängelten zunehmenden Einfluß russischer Archäologen auf der Krim ist zu bedenken, dass die Archäologie auf der Krim bis zum Ende der UdSSR schon meist von russischen Institutionen getragen wurde. Danach waren die Archäologie von diesen Ressourcen, etwa für geo- und bioarchäologische Analysen abgeschnitten, weshalb Mitte der 2000er Jahre von der Ukraine vermehrt ausländische, auch deutsche Projekte auf der Krim unterstützt wurden.
Die Bilder in dem Beitrag zeigen professionelle Ausgrabungen, nicht die unkontrollierte Zerstörung, wie es der Artikel implizieren möchte. Raubgrabungen sind nicht erst seit der russischen Besetzung ein Problem. Als wir von 2006 bis 2009 auf der Krim tätig waren sind wir sehr häufig mit Zerstörungen durch Raubgrabungen konfrontiert worden, gegen die die ukrainischen Behörden ebenso recht machtlos erschienen.


Das Kulturerbe ist hier wieder einmal zwischen die Fronten geraten...
Ich sehe im Augenblick keinen Grund, weshalb Russland prinzipiell weniger sorgsam mit dem Kulturerbe umgehen sollte. Politische Einflußnahme auf einige für die russische historische Identität bedeutende Fundstellen wie etwa in Cherson, von wo aus die Christianisierung Russlands ihren Ausgang genommen haben soll (vergl. Archaeologik 6.8.2015), sind allerdings in der Tat kritisch zu sehen. Und sicher sind auch die Karten für die Einflußnahme der Wirtschaft in neuen Netzwerken neu gemischt - vielleicht auch hier zuungunsten der Archäologie und der Denkmalpflege.

Blick über Kerch, am Horizont eine Kette von Grabhügeln
(Foto: R. Schreg, 2007)


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