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Freitag, 3. August 2012

"Mit Empfehlung des Reichsbundesführers"

Aus einem ererbten Buch kam mir jüngst ein einliegendes Werbeblatt für eine "soeben erschienene" historische Wandkarte entgegen. Die Werbung stammt von 1936 und ist ein nicht untypisches, alltägliches  Zeugnis der ideologischen Korruption der Archäologie während der NS-Zeit.



Auf der Rückseite abgedruckt: ein Brief des "Reichsbundesführers des Reichsbundes für deutsche Vorgeschichte, Universitätsprofessor Dr. Hans Reinerth - Berlin" mit Briefkopf der Reichsleitung der NSDAP an den Verlag, datiert auf den 4. Mai 1936.
"Wir bestätigen Ihnen gern, dass die Karte weltanschaulich als auch wissenschaftlich einwandfrei ist. Die Karte kann besonders für den eingehenderen wissenschaftlichen Unterricht empfohlen werden, das aus ihr in erster Linie die Verteilung germanischer Funde des ersten Jahrhunderts entnommen werden kann."

Scheint so, als hätte der Verlag um eine entsprechende Bestätigung nachgesucht.

Entworfen wurde die Karte "Die germanischen Stämme im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt" von Werner Radig (1903-1985), der später Karriere in der DDR machte. 1936 war er im NS-Lehrerbund engagiert, wurde aber erst später Parteimitglied und Dozent an einer NS-Hochschule.


Literaturhinweis

  • P. Schweizer-Strobel/M. Strobel, Werner Radig (1903–1985). Ein Prähistoriker mit zweierlei Diktaturerfahrung. In: H.-P. Wotzka (Hrsg.), Grundlegungen: Beiträge zur europäischen und afrikanischen Archäologie für Manfred K. H. Eggert (Tübingen 2006) 65–80.
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