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Samstag, 30. August 2025

Bundeswehr schlägt ein wie eine Bombe

Zugegeben - ein blöder Kalauer als Überschrift. Aber tatsächlich überschlagen sich die Medienberichte zu einer Bundeswehrübung. Auch die DGUF hat noch rasch reagiert und die Meldung im  Newsletter (16.8.2025)  untergebracht.

Das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein nahm eine Sicherungsgrabung in einem Grabhügel im Wald bei Ahrensbök (Lkr. Ostholstein) vor. Solche Notgrabungen, um die Schäden von Raubgräbern zu dokumentieren und den meist nicht wieder gut zu machenden wissenschaftlichen Schaden zu minimieren, sind vielfach leider Routine. Bei der Grabung fand man zahlreiche, mitten auf dem Denkmal vergrabene Sandsäcke, wie sie die Bundeswehr  bei der Anlage von Gefechtsstellungen benutzt.  "Eine übende Truppe befand sich im Juni diesen Jahres im Raum Ahrensbök in der einsatzvorbereitenden Ausbildung, die auch den Bau von Gefechtsstellungen beinhaltetet", sagte laut ndr der Sprecher der Bundeswehr zu diesem Vorfall.  "Für die Soldatinnen und Soldaten war dieser Grabhügel aus unterschiedlichen Gründen leider nicht als historischer Grabhügel erkennbar". Die Abläufe und Vorbereitungen der Übungen sollen überdacht werden, "um künftig konkret den Schutz von historischen Grabhügeln zu gewährleisten", so der Bundswehr-Sprecher.  Festzuhalten ist, dass die Problematik wahrscheinlich nicht nur Grabhügel, sondern auch andere Geländedenkmälr betrifft. 

Eigentlich müsste die Bundeswehr sehr gut Bescheid wissen. Gerade auf Truppenübungsplätzen haben sich Geländedenkmäler erhalten, denn sie wurden in den vergangenen Jahrzehnten nicht durch den Pflug zerstört. Nicht selten wurden extensiv genutzte Flächen schon vor langer Zeit - oft noch im Deutschen Kaiserreich - als Truppenübungsplätze genutzt.

Ein prominentes Beispiel sind etwa die Megalithgräber "Sieben Steinhäuser" auf dem Truppenübungsplatz Bergen in Niedersachsen. Auf dem Standortübungsplatz der ehem.  Tilly-Kaserne am Burgholz in Neuburg an der Donau befindet sich eine Wüstung. Bei Übungen auf dem Gelände wurde - nach eigenen Erinnerung meiner Grundwehrdienstzeit - Anfang der 1990er Jahre in der dort stationierten Heimatschutzbrigade auf die Lage des abgesiedelten Dorfes Kreut hingewiesen,. Dabei gab es dort Einschränkungen für den Übungsbetrieb. - etwa beim Anlegen von Stellungen.  Das Dorf war allerdings auch erst in den 1950er Jahre für den Übungsplatz abgesiedelt worden. 

Dennovh sind Zerstörungen durch den Bau von Übungsstellungen und Sprengtrichter und Panzerspuren nicht ungewöhnlich.   Anfang der 1970er Jahre tieften Soldaten auf dem Truppenübungsplatz Baumholder drei große und tief eingegrabene Schützenlöcher in einen Grabhügel ein, die sie später als Abfallgruben und Latrinen benutzten. Die Gräber wurden dabei zerstört, Andere Grabhügel wurden durch Panzerketten zerwühlt (Haffner 1971).

Ein Monitoring findet kaum statt und so ist schwer zu beurteilen, wie sind aktuelle Fälle vielleicht bei den Landesämtern bekannt, werden aber jedenfalls kaum publik.  Wie häufig derartige Fälle wohl auch nur selten publik, wenn sie eben nicht auf einem Übungsplatz passieren.


 

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