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Samstag, 9. November 2024

Die Ruinen von Baalbek - Welterbe im palästinensisch-israelischen Krieg

Am 28.10.2023 forderte Israel die Bewohner von Baalbek im Nordosten des Libanon auf, die Stadt wegen bevorstehender Angriffe gegen die Hisbollah zu verlassen.

Baalbek ist bekannt wegen der gut erhaltenen römischen Tempel, die zum UNESCO-Weltkulturerbe rechnen: https://whc.unesco.org/en/list/294/

Bacchus-Tempel in Baalbek
(Foto: Lodo, CC BY SA 2.0 via WikimediaCommons)


Viel wurde in den deutschen Medien Ende Oktober über die bevorstehenden israelischen Angriffspläne berichtet. U.a.:

Und die Perspektive von Aljazeera, die der Stadtgeschichte relativ weiten Raum gibt:

Bereits fast zwei Wochen zuvor veröffentlichte ICOMOS ein Statement:

Wenig ist in den deutschen Medien nun über Opfer und Schäden der tatsächlich erfolgten Luftangriffe zu lesen.  Im September wurden bereits einige Ziele wenige Kilometer nördlich der Stadt angegriffen.

Bildmaterial verschiedener Agenturen (AFP,  ZUMAPress) zeigt nun massive Zerstörungen nur wenig von den Ruinen der römischen Thermen am Südwestrand des Denkmälerkomplexes entfernt. Die Zerstörungen betreffen den Bereich des berühmten, 1874 errichteten  Hotels Palmyra, eines der ältesten Hotels des Libanon, in dem neben dem deutschen Kaiser auch Nina Simone übernachtete (Spiegel 2016).  Seine Geschichte gilt als ein Abbild der Geschichte des modernen Libanon mit direktem Bezug zu dessen älterem Erbe.



In einem Artikel von 2012  hatten die Autoren die Risiken für das UNESCO- Kulturerbe in Baalbek diskutiert und neben dem Erdbebenrisiko und dem - teils durch Altrestaurierungen begünstigten - Zerfall der Ruinen auch bewaffnete Konflikte und den Toursimus als Risikofaktoren benannt (Smars u.a. 2012). Damals wurde als dringende Maßnahme eine genauer Dokumentation der Ruinen gefordert. Ob das inzwischen in Angriff genommen oder gar erledigt werden konnte, entzieht sich meiner Kenntnis. Immerhin kann hier auf ein schon seit 2001 laufendes Projekt des Deutschen Archäologischen Instituts verwiesen werden. Dabei ist auch eine 3D-Rekonstruktion des Tempelkomplexes entstanden. Zwischen 2016 und 2018 wurde ein vom Auswärtigen Amt finanziertes und vom DAI und dessen libanesischen Partner durchgeführtes Konservierungs- und Präsentationsprojekt durchgeführt, das größere Teile der archäologischen Stätten abdeckte (van Ess/ Abdul Massih 2021).

Die Prominenz von Baalbek führt den drohenden Kulturgutverlust auch im aktuellen palästinenisch-israelischen Krieg vor Augen. Dabei wurden im südlichen Libanon aber auch im Gazastreifen nach einigen Angaben  in den Social Media zahlreiche Moscheen, Schreine, Kirchen und historische Burgen zerstört, ohne dass dies im Augenblick genauer dokumentiert oder verifizierbar erscheint. Genannt werden u.a. die Kreuzfahrerburg Toron/Qalʿat Tibnīn.
 
 

 Literaturhinweise

  • Margarete van Ess/ Jeanine Abdul Massih, The Challenges Facing the World Heritage Site of Baalbek and the Importance of the Involvement of the German Archaeological Institute – German Expedition.  ICOMOS – Hefte des Deutschen Nationalkomitees 79, 2021, 69-77. DOI: https://doi.org/10.11588/ih.2021.1.87251
  • S.E. Paturel, Baalbek-Heliopolis, the Bekaa, and Berytus from 100 BCE to 400 CE, (Leiden 2019)  194-246. - https://doi.org/10.1163/9789004400733_010  
  • P.I. Smars. A. Seif, M. Santana, Defining the structural risk at the archaeological site of Baalbek. Tangible Risks, Intangible Opportunities: Long-term Risk Preparedness and Responses for Threats to Cultural Heritage (2012) 115-124. - https://smars.yuntech.edu.tw/papers/beijing2012.pdf

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