Töpfer- oder Hafnerschienen dienen dem Töpfer dazu, aus dem noch feuchten Ton Formen zu präparieren oder Oberflächen zu gestalten. Heute dienen Spatel, Messer oder Schlaufen dazu.
Bis ins 19. Jahrhundert hatten sie aber häufig eine spezifische Form, die geradezu zum Symbol des Töpferhandwerks wurde. Hergestellt waren Töpferschienen aus Holz oder Kupfer - was erklärt, warum sie so selten überliefert sind: sie sind verrottet, verbrannt oder als Altmetall recycelt. Originale gibt es nur wenige, einige wenige Stücke sind museal überliefert, noch weniger sind als archäologische Funde bekannt.
Eine Bezeichnung, mit der Töpferschienen in schriftlichen Quellen identifizierbar wären, scheint nicht bekannt zu sein. Daher kommt Bildquellen eine besondere Bedeutung zu. Aber auch diese sind rar. Wir kennen nur wenige frühneuzeitliche Töpfereidarstellungen, auf denen Töpferschienen dargestellt sind. In Prag und in Brünn sind die Hafnerschienen als Zunftzeichen zu verstehen. Sie waren wohl auch auf der Zunftlade in Brünn dargestellt, wie eine Abbildung derselben von 1777 nahe legt.
Meist handelt es sich um schematische Abbildungen von Töpferschienen als Symbol des Handwerks. etwa auf Grabsteinen, als Hauszeichen möglicherweise von Töpfereien. Sie kommen aber auch an Orten die man eher als "Kraftorte" bezeichnen möchte, also beispielsweise an Wetterkreuzen oder, exponierten Felsformationen. Die bisher bekannten Beispiele fallen in den Zeitraum von frühen 16. bis frühes 19. Jahrhundert.
Buchen, Bildstock auf der Walldürner Höhe Screenshot 3DScan |
Neustadt an der Weinstraße, Bergstein (Foto: R. Schreg 2024) |
Dieburg, St. Maria/Gnadenkapelle (Foto: R. Schreg 2023) |
Der Forschungsstand hierzu ist allerdings nicht besonders gut, da es im Wesentlichen der Chemiker und Experte für Handwerkszeichen und Kleindenkmale Karl Friedrich Azzola war, der sich mit dieser Thematik befasst hat. Aus seiner Feder gibt es zahlreiche Publikationen, meist in lokalen Geschichtsblättern publiziert, die einzelne solcher Darstellungen in den Mittelpunkt stellen. Da er im Rhein-Main-Gebiet ansässig war, decken die bekannten Beispiele die Weinstraße, Rheinhessen, den Odenwald und den mittleren Main ab. Vereinzelte Belege darüber hinaus deuten an, dass dieses Verbreitungsbild ein Artefakt der Forschung ist.
provisorische Kartierung der Hafnerschienen (Graphik R. Schreg, Kartenbasis: SRTM) |
Da wir jüngst nahe einer spätmittelalterlichen Töpferei eine weitere Darstellung einer Hafnerschiene identifiziert haben, suche ich nun nach weiteren Beispiele, um den Neufund besser einordnen zu können. Wichtig sind mir Anhaltspunkte, die die bisherige Datierungsspanne von 16.-18. Jh. verifizieren oder auch falsifizieren können. Insbesondere stellt sich die Frage, ob eine Datierung vor 1500 möglich wäre. Zudem gilt es aber, die Verbreitung breiter abzusichern.
Wer kann mir Hinweise geben? Wer hat so eine Töpferschiene oder eben eine Abbildung gesehen?
Hinweise bitte an rainer.schreg[at]uni-bamberg.de oder hier in die Kommentare
Literaturhinweise
- Azzola 1984: F. K. Azzola, Die Schere als Handwerkszeichen auf Grabsteinen und Steinkreuzen in Hessen. Das Kleindenkmal 8/12, 1984, 160–168.
- Heege 2021: A. Heege Winterthurer Schätze der Hafner Graf und Pfau (Andreas Heege) Revue. Keramikfreunde der Schweiz 135, 2021, 7-36
- Stadler 1992: H. Stadler, Neufunde aus der Lienzer Hafnerei Zimmermann -Troger -Ganzer. Osttiroler Heimatblätter 60/3, 1992, 1-3. - https://www.osttirol-online.at/4eb3c0c09b5b8/1992-60-3.pdf
Link
- DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 260 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0026000.
https://ceramica-ch.ch/glossary/drehschiene/#q=*%3A* Mein aktueller Kenntnisstand
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