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Sonntag, 6. März 2022

Das Statement der RURALIA - European Association of Medieval and Post-Medieval Rural Archaeology: Wissenschaftsbeziehungen in Kriegszeiten

Nach der Invasion der Ukraine und in Reaktion auf den immer wüster werdenden und unentschuldbaren Krieg Putins vor allem auch gegen Zivilisten hat der Westen mit Sanktionen und Boykotten reagiert. Das betrifft auch die gemeinsame deutsch-russische Forschung, insbesondere was technische Entwicklungen wie z.B. die Raumfahrt angeht. 

Aber auch für die Geisteswissenschaften und für die Archäologie stellt sich die Frage, wie die Beziehungen zu Russland künftig aussehen sollen. 

Das betrifft grosse Forschungseinrichtungen, Universitäten, aber auch eher kleine Vereinigungen wie die RURALIA – European Association of Medieval and Post-Medieval Rural Archaeology: 

 

 

Persönliche Kontakte sollen nicht abgebrochen werden, wohl aber demonstrativ die Kooperation mit staatlichen russischen Organisationen. Es ist der Wiedergewinnung eines,Friedens sicher nicht zuträglich, wenn alle Kontakte abgebrochen und alle russischen Bürger für die Verbrechen ihres sog. Präsidenten abgestraft werden. Für Putins,Krieg stellt die durch Propaganda geschaffene alternative Wahrheit eine wichtige Grundlage dar, der nur durch persönliche Kontakte entgegen zu wirken ist. Die freiwillige Beschränkung der Kontakte hilft Putin nur die Meinungsfreiheit weiter zu kontrollieren und seine Kriegslügen aufrecht zu erhalten. So verständlich also die Forderung des ukrainischen Archäologenverbands ist, alle Kontakte abzubrechen, so wenig hilft sie der Ukraine. 


Stellungnahmen anderer archäologischer Fachgesellschaften

Einige - auch größere - archäologische Fachgesellschaften haben mit Stellungnahmen auf Putins Krieg reagiert.  Es wäre wünschenswert, weitere würden folgen.
Die EAA listet auch konkrete Hilfestellungen auf.
Auch das Deutsche Archäologische Institut führt neben dem Statement zu dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Hilfsangebote für ukrainische Wissenschaftler auf.
Die Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen, die u.a. auch die Leibniz-Gemeinschaft einschliesst (deshalb findet sich die Erklärung auch auf den Seiten des RGZM), erklärt ihre nachdrückliche Unterstützung für "das konsequente Vorgehen der Bundesregierung gegen den kriegerischen und völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine." Weiter heißt es:
"Die Allianz sieht in der russischen Invasion einen Angriff auf elementare Werte der Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung, auf denen Wissenschaftsfreiheit und wissenschaftliche Kooperationsmöglichkeiten basieren."

Es geht ihr aber nicht nur um eine Solidarität mit den ukrainischen Partner, sondern auch um Konsequenzen für die Kooperation mit Russland:

Bereits zum jetzigen Zeitpunkt wird jedoch empfohlen, dass wissenschaftliche Kooperationen mit staatlichen Institutionen und Wirtschaftsunternehmen in Russland mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres eingefroren werden, dass deutsche Forschungsgelder Russland nicht mehr zu Gute kommen und dass keine gemeinsamen wissenschaftlichen und forschungspolitischen Veranstaltungen stattfinden. Neue Kooperationsprojekte sollten aktuell nicht initiiert werden.

International sei auf weitere Erklärungen verlinkt:
"We note that the self-justification that President Putin presented for the invasion specifically includes claims about the Ukrainian past which we as archaeologists who study the past identify as false and historically untrue. We abhor the use of such claims about the past to justify any action that violates basic human rights, international law, and the sovereign independence of nations. WAC, therefore, stands in solidarity with all those who protest this aggression."

Projektabbruch

Ein wichtiges Thema ist der Umgang mit Wissenschaftskooperationen mit Russland.
Die DFG hat alle deutsch-russischen Projekte storniert. 
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) setzt mit sofortiger Wirkung alle von ihr geförderten Forschungsprojekte zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland und Russland aus. Zugleich werden Förderanträge für neue deutsch-russische Kooperationen und Fortsetzungsanträge für laufende Projekte bis auf Weiteres nicht angenommen. Mit diesen Maßnahmen flankiert die DFG das konsequente Vorgehen der Bundesregierung im Hinblick auf die russische Aggression. Dabei ist sie sich zugleich der einschneidenden Auswirkungen dieser Maßnahmen bewusst und bedauert diese für die Wissenschaft zutiefst.
Auch die EU hat Forschungsprojekte mit Russland - und Belarus - gestoppt
  • https://www.deutschlandfunkkultur.de/eu-kommission-stoppt-forschungsprogramme-mit-russland-und-belarus-100.html 

Unterstützung ukrainischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen und Studierender

Verschiedene Organisationen verbinden ihr Statement mit Hilfsangeboten für Wissenschaftler*innen auf der Flucht.
 
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften beispielsweise, die aber den Umgang mit Kooperationen mit Russland nicht thematisiert:
Aus Sicht der Universitäten spielt das Schicksal ukrainischer Studierender eine besondere Rolle, beispielsweise für die Otto-Friedrich-Universität Bamberg.: 

Wissenschaft kann (mehr noch als Sport) nie unpolitisch sein, muss in ihren Forschungen und ihren Ergebnissen jedoch neutral und unabhängig sein. 
 
 
Unter den Reaktionen aus der Wissenschaft sei noch ganz besonders die Initiative russischer Wissenschaftler hervorgehoben, die sich unter den immer restriktiveren  Bedingungen gegen Putins Krieg aussprechen:

Links 


 

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