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Donnerstag, 16. November 2017

Die Ehre des Antikenhändlers

Begonnen hat alles mit einer Verkehrskontrolle, bei der der Polizei ein byzantinisches Öllämpchen verdächtig vorkam. Gefunden wurde es im Auto des Kunsthändlers Ali Aboutaam, der zusammen mit seinem Bruder Hicham zu den bedeutendsten Antikenhändlern gehört. Sie führen die Phoenix Ancient Art Gallerie mit Sitz in Genf und New York.
Die Behörden stießen bei den folgenden Ermittlungen in Genf auf ein Depot von antiken Funden, deren Wert auf 50 Millionen Schweizer Franken geschätzt wurde. Kurz darauf versuchten Ali Aboutaam, seine Frau und sein Fahrer, Objekte aus dem Lager "an einen sicheren Ort" zu bringen - und wurden dabei von Überwachungskameras gefilmt.
Gebäude des Genfer Freihafens
(Foto: MHM55 [CC BY SA4.0] via WikimediaCommons)


Alis Ehefrau und Chauffeur wurden nach der misglückten Räumung verhaftet  und - was Ali heute betont - erst frei gelassen, als er auf eine Revision gegen ein Gerichtsurteil verzichtet habe, das ihn zur Rückgabe eines antiken Sarkophags an die Türkei gezwungen hat. Schon 2010 waren im Freihafen von Genf drei antike Sarkophage vom Zoll sicher gestellt worden. 2014 wurden zwei nach Gerichtsverhandlungen dem Händler zugesprochen, einer aber musste nach einem Fachgutachten, das die Herstellungsregion recht genau bei Antalya lokalisieren konnte, an die Türkei zurück gegeben werden, was auch öffentlichkeitswirksam im Juni 2017 geschah. Als Provenienz des Sarkophages wurde Sleiman Aboutaam, der Vater der beiden Brüder Ali und Hicham angeführt, der 1968 die heute in Genf und Manhattan ansässige Phoenix Ancient Art Gallerie gegründet hatte. Sleiman Aboutaam ist bei dem Absturz des SwissAir Fluges SR111 im September 1998 umgekommen (wikipedia mit Gerüchten um die angebliche Fracht von Gold und Diamanten an Bord dieses Flugs).
In der Vergangenheit waren beide Brüder bereits in Fälle verwickelt, bei denen der Verdacht der Antikenhehlerei im Raum stand:
2004 gab Hicham Aboutaam vor Gericht sogar zu, Papiere gefälscht zu haben, die die Provenienz eines antiken silbernen Greifengefäßes aus dem Iran verschleierten und stattdessen eine Herkunft aus Syrien  belegen sollten, woher damals Importe in die USA einfacher zu bewerkstelligen waren.
Die Brüder weisen solche Anschuldigungen in einem Artikel von LeTemps weit von sich. In diesem wie in früheren Fällen gab Hicham Aboutaam stets an, nichts mit den kriminellen Aktivitäten zu tun zu haben, sondern nur im Dienste seiner Kunden gehandelt zu haben. Ermittlungen gegen Ali Aboutaam in Ägypten - und ein inzwischen wieder aufgehobenes Urteil zu 15 Jahre Gefängnis - seien auf Betreiben neidischer Konkurrenz zustande gekommen. 2009 war Ali Aboutaam in Bulgarien wegen eines von Ägypten veranlassten internationalen Haftbefehls festgenommen, aber mangels Auslieferungsvertrag zwischen den Staaten freigelassen worden.

Gegenüber Le Temps betont Ali Aboutaam, dass die Tatsache, dass sich unter den in Genf sicher gestellten Objekten auch eine unrestaurierte Statue aus Syrien oder dem Irak befindet, nichts beweise, denn das sei seit 20 Jahren ein Trend des Marktes."

Der in New York ansässige Bruder  Hicham Aboutaam wehrt sich unterdessen gerichtlich, mit Antikenhehlerei und Terrorfinanzierung in Verbindung gebracht zu werden. Er geht gerichtlich gegen das Wall Street Journal vor, das im Mai 2017 darüber berichtet hatte, dass Schweizer Behörden nach dem Fund eines antiken Öllämpchens Ermittlungen aufgenommen haben.
In der Klageschrift gegen das Wall Street Journal, das diesen Verdacht schon im Mai 2017 ausgesprochen hatte, betont Hicham Aboutaam, nie in den Handel mit geplündertem Kulturgut involviert gewesen zu sein und betont seine Integrität.  Durch den Artikel, der über die Ermittlungen schweizer, französischer, belgischer und US-amerikanischer Behörden und einen Zusammenhang mit der Terrorfinanzierung berichtet habe, sei seine Reputation geschädigt, da daraufhin das Toledo Museum of Art eine Spende von 50.000$ zurück gewiesen hätte.
Interessanterweise bleibt im Bestreben, die eigene Lauterkeit darzustellen ein Fall unerwähnt, bei dem Hicham Aboutaam bei der Wiederauffindung einer sumerischen Statue geholfen hat, die während des Irak-Kriegs aus dem Nationalmuseum in Bagdad gestohlen wurde.

Literaturhinweis

  • Amineddoleh, Leila Alexandra, Phoenix Ancient Art and the Aboutaams in Hot Water Again (2009). Spring 2009, Vol. I, Issue No. V Art & Cultural Heritage Law Newsletter of the Art & Cultural Heritage Law Committee of the ABA Section of International Law. Available at SSRN: https://ssrn.com/abstract=2370731

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