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Mittwoch, 25. November 2015

Geraubt, verkauft, vernächlässigt - Zur Lage der ägyptischen Altertümer

Jutta Zerres


Die zahlreichen Berichte zu der Bedrohung von Kulturgütern im Syrischen Bürgerkrieg rücken die Tatsache, dass es auch in Ägypten weiterhin zu Plünderungen und Beschädigungen kommt, aus dem Blickfeld. In der Berichterstattung in den letzten Monaten spielt das Thema keine große Rolle mehr. Statt dessen dominieren nun die vollkommen unbewiesenen Mutmassungen über weitere Kammern im Grab des Tutanchamun, in denen Nofretete bestattet sein soll, die Meldungen über Ägyptens Altertümer.
Es häufen sich indes - weitgehend unbeachtet - die Meldungen über sichergestellte bzw. zurück gegebenes Raubgrabungsgut.

Der Verkauf eines gestohlenen Reliefs aus dem Neuen Reich in einem Londoner Auktionshaus:

In der Kairoer Al-Rafai-Moschee wurden 98 emaillierte Glaslampen aus dem frühen 20. Jahrhundert gestohlen. Eine davon tauchte in einem Londoner Auktionshaus auf:
Mehrere Online-Medien berichten, dass im Hafen von Damietta der illegale Export von 1124 altägyptischen Artefakten verhindert wurde:
Um den letzten Willen seiner Mutter (oder seines Vaters?) zu erfüllen, übergab ein deutscher Staatsbürger eine Mumienmaske aus griechisch-römischer Zeit an das Ägyptische Kulturzentrum Berlin.

In Wien wurde ein Uschebti sichergestellt, der mutmasslich im Zuge der Unruhen von 2011 gestohlen worden war. Zwei Ägypter hatten versucht ihn für 2 Mio € zu verkaufen. Bei der Polizei gaben sie  an die Statuette auf einem Wiener Flohmarkt gekauft zu haben. Sie wurden im Zweifel vom Vorwurf der versuchten Hehlerei freigesprochen.

Der Blog „Khentiamentiu“ berichtet vom Verkauf mehrerer altägyptischer Objekte bei Christie’s und Bonham’s:
Am Bahnhof von Assuan wurde ein Mann verhaftet, der in Kairo einen Uschebti verkaufen wollte.

Frankreich gab einen hölzernen Kosmetiklöffel in Form einer Frauenfigur aus der 6. Dynastie zurück, die aus dem Depot des Imhotep-Museums von Sakkara gestohlen worden war.

Die ägyptische Polizei stellte bei drei Bauern 1774 altägyptische Objekte sicher, die sie in der Nähe ihrer Grundtücke illegal ausgegraben hatten und verkaufen wollten: 


El-Matariya (Nord-Kairo):
Obelisk des Sesostris I (12. Dynastie)
(Foto Public Domain via Wikimedia Commons)
Al-Monitor berichtet über die Vernachlässigung und Plünderung des Tempelareals Arab al Hosn aus der Ramessidenzeit im nördlichen Stadtgebiet von Kairo und beklagt die Untätigkeit der Behörden: 

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