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Samstag, 25. Oktober 2014

Archäologie darf keine Mysterien zerstören ! - ?

Neue Untersuchungen an der Mumie von Tut-anch-Amun rufen sonderbare Kritik hervor.

Goldene Totenmaske des Tut-Anch-Amun
(Foto: MykReeve, verändert durch GDK [CC BY SA 3.0]
via WikimediaCommons,
Ägyptisches Museum Kairo)
Den Autor stört hier weniger das generelle ethische Problem, wie die Wissenschaft mit Leichen umgeht, sondern vielmehr die Tatsache, dass nach den Rekonstruktionen das verklärte Idealbild von Tut-anch-Amun gestört wird. Die anthropologischen Untersuchungen legten nämlich nahe, das Tut-anch-Amun einen Klumpfuß, einen verkrümmten Rücken, vorstehende Zähne und in Folge einer Hormonstörung ausgeprägte weibliche Hüften und vergrößerte Brüste hatte.
Archaeological techniques should be used to enhance our understanding of the past, not destroy its mysteries
Archäologische Methoden sollen dazu verwendet werden, um die Vergangenheit zu verstehen, nicht, um ihre Mysterien zu zerstören.
Die große Leistung jeder Geschichtswissenschaft ist es, Mysterien zu zerstören, denn sie sind es, die ein echtes Verständnis der Vergangenheit verhindern. Es macht geradezu eine Wissenschaft aus, dass sie erträumte Idealbilder hinterfrägt und korrigiert. Grundsätzlich ist es weder uninteressant noch unwichtig, die genauen Lebensumstände eines Pharaos zu kennen - und wenn er selbst eher unbedeutend war. Sie sagen vieles über die damalige Gesellschaft aus - und vieles über das Phänomen Macht und Herrschaft, mit dem wir uns gerade heute, in einer immer wieder gefährdeten demokratischen Gesellschaft befassen müssen.

Sicher: die Archäologie erliegt leicht der Faszination des historischen Individuums und verliert dabei allgemeinere und oft wichtigere Fragen aus den Augen. Genau das scheint hier aber nicht der Fall zu sein. Streiten kann man wie immer um die Art der medialen Präsentation.


Link
Literatur
  • F.J. Rühli/ S. Ikram, Purported medical diagnoses of Pharaoh Tutankhamun, c. 1325 BC. Homo 65(1), 2014, 51-63 - DOI: 10.1016/j.jchb.2013.08.006



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