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Montag, 11. August 2014

Good bye, Sekhemka! - Ägyptens Kulturgüter im Juli 2014

ein Beitrag von Jutta Zerres

Der Fokus der Berichterstattung zur Situation ägyptischer Kulturgüter lag im vergangenen Monat nicht in Ägypten; das medienbeherrschende Ereignis spielte sich viel mehr in Großbritannien ab. Hier wurde allen Protesten zum Trotz am 10. Juli im Londoner Auktionshaus Christie’s die Statue des Sekhemka, die sich seit dem Ende des 19. Jahrhundets im Besitz des Museums der zentralenglischen Stadt Northampton befunden hatte, für den unglaublichen Betrag von fast £ 16 Mio (ca. 20 Mio €) versteigert. Der Schätzwert war vorher zwischen £ 4-6 Millionen (ca. 5 bis 7,5 Millionen €) veranschlagt worden. Mit dem Geld will das Council Borough Northampton die Erweiterung des örtlichen Museum, der Art Gallery und die Renovierung eines weiteren Museums finanzieren. 
Statue of Sekhemka
Statue des Sekhemka, vom Museum Northampton bei Christie's verhökert
(Foto: Bibilovski (Own work) [CC-BY-SA-4.0], via Wikimedia Commons)
Der Ägyptische Botschafter in London Ashraf Elkholy brachte es auf den Punkt: “museums should spread culture, not selling heritage for money” und “a museum should not be a store”. Ein solcher Verkauf von museumseigenen Beständen zur kurzfristigen Lösung von finanziellen Problemen verstößt gegen ethisch-moralische Grundsätze von Museen. Die UK Museums Association (MA) und das ägyptischen Antikenministerium zeigten sich entsetzt. Der ICOM stellte fest, dass der Verkauf solch hochwertiger Kulturgüter den Raub ähnlicher Objekte fördere. Vor Ort hatte sich schon vor geraumer Zeit eine Gruppe mit dem Namen „Save Sekhemka Action Group“  formiert, die einen Blog und eine Facebookseite einrichtete. 
Mehrere Petitionen wurden ins Leben gerufen; eine davon erhielt über 1000 Unterschriften.
B. Eldrid vom Northampton Borough Council begründet den Verkauf mit den hohen Kosten, die die Versicherung der Statue verschlinge. Dieses Argument rechtfertigt den Verkauf nicht, denn das Northampton Borough Council hätte bei drohender finanzieller Überbelastung durch Versicherungsbeiträge die Statue in eine andere öffentliche Sammlung (z. B. das British Museum) oder nach Ägypten zurück geben können.
Außerdem, so Eldrid weiter, habe das Objekt für die Stadtgeschichte keine Aussage. Diesem Argument widersprach die Aktionsgruppe entschieden. Die Statue sei durch ihre lange Aufbewahrung in Northampton längst Teil der Ortsgeschichte geworden.

Die qualitätvolle Kalksteinsteinfigur des hohen Beamten Sekhemka und seiner Frau datiert ins Alte Reich. S. Compton, der 2. Marquis von Northampton hatte sie 1850 von einer Ägyptenreise nach England mitgebracht. Sein Nachfahre schenkte die Statue am Ende des 19. Jahrhunderts dem Council Borough Northampton und seitdem war sie im örtlichen Museum ausgestellt. Der heute noch lebende Nachkomme des Adeligen, der sich ebenfalls den Protesten angeschlossen hatte, erhält jetzt 45% des Erlöses. Den Zuschlag bekam übrigens ein privater Sammler, der anonym bleiben möchte. Vermutlich verschwindet Sekhemka nun auf Nimmerwiedersehen für die Öffentlichkeit und die Forschung in einer privaten Sammlung.
Nur ein schwacher Trost: Wenige Tage später wurde dem Museum von Northampton vom Art Council, einer Art Kulturstiftung in Großbritannien die Akkreditierung für mindestens fünf Jahre entzogen.
Die britische Presse berichtete ausführlich, so dass die Zahl der Artikel kaum übersehbar ist. Bis auf Selket’s Blog griff kein deutschsprachiges Medium die Geschichte auf:


Reaktionen auf den Verkauf:
Link

Was war sonst los?


“Gesteinsklau in der Pyramide-Das geht gar nicht!”- Egypt's Heritage Task Force veröffentlichte am 14. Juli eine Stelungnahme zur Strafverfolgung der beiden selbsternannten Pyramidenforscher in Deutschland (vergl. auf Archaeologik). „Die Strafverfolgung in Deutschland ist ein wichtiges Zeichen: Wer im Ausland Weltkulturerbe beschädigt und Teile entwendet, wird dafür auch hier in Deutschland zur Rechenschaft gezogen!“

Über den Diebstahl und die Gefährdung durch Zerstörung von mittelalterlichen und neuzeitlichen Handschriften in der Öffentlichen Bibiliothek von Zagazig berichtet Egyptindependent, 29.7.14: http://www.egyptindependent.com/news/17-historical-manuscripts-stolen-183-vulnerable-damage-and-theft

Einen Überblick zu illegalen Grabungen und Zerstörungen an historischen Stätten seit 2011 gibt ein Bericht bei El-Ahram, 24.7.14: http://weekly.ahram.org.eg/News/6818/32/Egypt%E2%80%99s-heritage-crisis.aspx

Die dänische Polizei konfizierte ein Paket mit acht gestohlenen Artefakten aus Ägyten, die von den USA aus über die Schweiz nach Dänemark geschickt worden waen:

Frankreich und Dänemark geben Artefakte aus pharaonischer und islamischer Zit an Ägypten zurück.

interne Links

laufende Ägyptenreports

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