Trotz verschiedener Anläufe der Denkmalpflege ist es in Rheinland-Pfalz und speziell in Mainz - als einer der Metropolen des Mittelalters in Mitteleuropa - nie gelungen, eine Archäologie des Mittelalters zu institutionalisieren. Wichtige historische Quellen nicht nur zur Mainzer Stadtgeschichte sind davon betroffen.
Bananenkisten mit mittelalterlichen und neuzeitlichen Funden aus Mainz (Steinzeug mit Bartmannkrügen, lokale manganviolette spätmittelalterliche Ware, bemalte Hafnerware sind auf den Bildern zu erkennen), die nun in einem Keller in Bingerbrück gefunden wurden, bringen das Thema nun einmal in die Medien:
"Ist das Amt personell unterbesetzt? Fehlen vor allem Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter, die sich nicht nur attraktiven Grabungen, sondern auch der Kärrnerarbeit der Auswertung widmen?"
- Ja! Allerdings fehlen auch die attraktiven mittelalterarchäologischen Grabungen.
- Die Welt (8.2.2014): Wenn man einen Schatz entdeckt, der erschreckt - http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article124647109/Wenn-man-einen-Schatz-entdeckt-der-erschreckt.html (weitgehend identisch mit vorigem Bericht)
- FAZ (7.2.2014) Mysteriöser Kunstfund. Wo ist der Unbekannte von Bingerbrück? - http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/mysterioeser-kunstfund-wo-ist-der-unbekannte-von-bingerbrueck-12788790.html
"unsere Denkmalämter und archäologischen Ämter seit je hoffnungslos unterbesetzt, skandalös unterfinanziert und somit außerstande sind, an jeder Baustelle zu graben oder sie zumindest zu überwachen"
- SWR (8.2.2014): Raubgrabung oder Diebesgut? Archäologische Funde in Bingerbrücker Kellergewölbe - http://www.swr.de/landesschau-aktuell/rp/raubgrabung-oder-diebesgut-archaeologische-funde-in-bingerbruecker-kellergewoelbe/-/id=1682/did=12839720/nid=1682/1z974d/
- Focus online (7.2.2014): Der Schatz in den Bananenkisten…… und acht weitere spektakuläre Zufallsfunde - http://www.focus.de/wissen/mensch/archaeologie/der-schatz-in-den-bananenkisten-und-acht-weitere-spektakulaere-zufallsfunde_id_3599272.html
- Allgemeine Zeitung. Rhein-Main Presse (7.2.2014): Kunstdiebstahl oder Raubgräber in Mainz: Rätsel um Mittelalter-Fund mit Totenköpfen und Keramik in Bingerbrück - http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/polizei/kunstdiebstahl-oder-raubgraeber-in-mainz-raetsel-um-mittelalter-fund-mit-totenkoepfen-und-keramik-in-bingerbrueck_13850882.htm
- Allgemeine Zeitung. Rhein-Main-Presse (7.2.2014): Nach Fund historischer Mainzer Ausgrabungsstücke in Bingen: Polizei und Staatsanwalt ermitteln - Anwesen in Bingerbrück versiegelt
Das ist kein neues Problem. Schon die wichtigen Funde aus der Mainzer Löhrstraße mit ihren Hinweisen auf internationale Fernkontakte (vergl. http://archaeologik.blogspot.de/2011/05/mittelalterliche-munzfunde-aus-mainz.html) wurden von einer Deponie in Hessen durch Sondengänger geborgen und schließlich im Archäologischen Museum in Frankfurt bearbeitet. Hoffentlich bringt der Fall der Denkmalpflege den nötigen Rückenwind, dieses strukturelle Problem zu lösen.
Ich hoffe, daß sich etwas tut. Aber wieso wußten die Mainzer trotz Inventarnummern nichts?
AntwortenLöschenDas sind eben keine Inventarnummern des Museums...
AntwortenLöschenIch tippe auf eine alte Privatsammlung, die ein eigenes Nummernsystem hatte. Das machen ja durchaus viele Sammler - nur bleibt oft der Schlüssel dazu unklar. Vermutlich ein Erbfall, den die Erben noch versucht haben bei Sothebys zu Geld zu machen und dann einfach abgestellt haben. Aber da wird man nähere Infos abwarten müssen, das ist einstweilen alles Spekulation.