Um 1442 begannen die portugiesischen Vorstöße entlang der westafrikanischen Küste. Nuno Tristão erreichte 1443 die Insel Arguin, wo 1445 auf Veranlassung von Heinrich dem Seefahrer ein erster Stützpunkt angelegt wurde. Zuvor waren europäische Niederlassungen in nordafrikanischen Städten sowie auf den Kanaren entstanden. Arguin liegt auf einer Insel im heutigen Mauritanien südlich von Capo Blanco. In dieser Region stößt die Sahara direkt an die Atlantikküste, so dass stets ein landwärts gerichteter Wind weht. Für die Schifffahrt war dies eine gefährliche Zone, da das Risiko groß war, in der rund 30 Meilen tiefen Flachwasserzone auf Grund zu laufen (wie z.B. 1810 die Méduse, deren Unglück in zahlreichen Gemälden festgehalten wurde und die vor allem wegen des Kannibalismus auf einem Floß mit Überlebenden berühmt geworden ist). Trotz dieser Schwierigkeit etablierte sich bei Arguin der Handel mit Sklaven, Fellen, Ambra, sowie Straußenfedern und Gummi. Seit dem 17. Jahrhundert kam es zu einem laufenden Wechsel der Kolonialherren: Niederländer, Franzosen, Brandenburger und Engländer. Als 1685 die offenbar vernachlässigte Festung von den Brandenburgern genommen wurde, wurde sie wiederhergestellt und wenige Jahre nach der französischen Eroberung 1721 endgültig geschleift.
Von der portugiesischen Festung, beziehungsweise von ihren späteren Ausbauten sind einige Beschreibungen und Karten überliefert.
Arguin-Sandbank (Foto: Bruno Monginoux 2010 [CC BY-NC-ND 4.0], via Landscape-Photo.net) |
Von der portugiesischen Festung, beziehungsweise von ihren späteren Ausbauten sind einige Beschreibungen und Karten überliefert.
Olfert Dappert: Umbstaendliche und eigentliche Beschreibung von Africa (Meurs 1670) (Google books) |
Die Beschreibungen der Insel charakterisieren diese als heiß und kahl, allenfalls ein Busch sei zur Versorgung mit Brennholz vorhanden. Für die Wasserversorgung stand Süßwasser zur Verfügung, das mittels eines Brunnens erschlossen wurde.
Fort d'Arguin, Johannes Vingboons 1665 (Nationaal Archief [Public domain], via Wikimedia Commons) |
Zur Festung selbst scheint archäologisch bislang wenig bekannt. Luftbilder lassen einige Geländerelikte, unter anderem einen Graben, erkennen sowie ein vorgelagertes Ruinenfeld. Die Überdeckung mit Sand macht es schwierig, Details zu erkennen. 1939 fand jedoch nahe der Festung eine kleinere Grabung statt, die einen Brunnen freigelegt hat.
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Plan der Festung Arguin, Jean-Baptist Labat 1721. (Public Domain, via Wikimedia Commons) |
Mehrere Karten und Darstellungen zeigen eine Eingeborenen-Siedlung vor der Festung. Ansonsten sind Reste der indigenen Siedlung aus zwei Sondagen 1987 und 2000 bekannt, die sich gegenüber zeitgleichen Siedlungen auf dem Festland durch Importfunde auszeichnet, jedoch ansonsten keine kulturellen Einflüsse der Kolonialherren erkennen lässt. Die Siedlung ist mit einem Muschelhaufen verbunden, wie sie für die Küstenregion charakteristisch sind (Descamps/ Vernet 2005).
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Literatur
Descamps/Vernet 2004
C. Descamps/R. Vernet, Kjokkenmodding ou sambaqui ? Le site Aramad sur l’île d’Arguin (Mauritanie). In: S. Sanogo/T. Togola (Hrsg.), Proceedings of the 11th Congress of the PanAfrican Association for Prehistory and Related Fields 2001 (Bamako 2004) 141–152. [online]
Gronenborn 2011
D. Gronenborn, Die europäische Expansion nach Westafrika. In: D. Gronenborn (Hrsg.), Gold, Sklaven, Elfenbein. Mittelalterliche Reiche im Norden Nigerias / Gold, Slaves, Ivory. Medieval empires in Northern Nigeria). Mosaiksteine 8 (Mainz 2011) 16–25.
van der Heyden 2001
U. van der Heyden, Rote Adler an Afrikas Küste. Die brandenburgisch-preußische Kolonie Großfriedrichsburg in Westafrika. 2. Aufl. (Berlin 2001).
Monod 1983
T. Monod, L’île d’Arguin, Mauritanie: essai historique. Série separatas - Centro de Estudos de História e Cartografia Antiga 23 (1983).
Nixon 2011
S. Nixon, The rising trade with Africa. In: M. Carver/J. Klápště (Hrsg.), The Archaeology of Medieval Europe Vol. 2: Twelfth to Sixteenth Centuries (Aarhus 2011) 361–369.
Schreg 2011
R. Schreg, Zur Afrikarezeption im europäischen Mittelalter / Considerations on Africa in medieval Europe. In: D. Gronenborn (Hrsg.), Gold, Sklaven, Elfenbein. Mittelalterliche Reiche im Norden Nigerias / Gold, Slaves, Ivory. Medieval empires in Northern Nigeria). Mosaiksteine 8 (Mainz 2011) 10–15.
Vernet 2007
R. Vernet, Le golfe d'Arguin de la préhistoire à l'histoire : littoral et plaines intérieures (2007) [online bei academia.edu].
Links
- Artikel Arguim / Arguin in der portugiesischen und deutschen Wikipedia
Änderungsvermerk
Detailluftbild Arguin ausgetauscht (7.7.2013)
Ansicht Arguin ausgetauscht (27.1.2018)
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