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Sonntag, 13. November 2011

Das Wirtschaftsland eines byzantinischen Dorfs in Syrien

Unter den wenigen besser erforschten ländlichen Siedlungen byzantinischer Zeit ragt Sergilla in Nordwestsyrien durch die einzigartige giebelhohe Erhaltung der Steinbauten besonders heraus. Neben der Kirche gehören zum Ort auch ein Versammlungshaus sowie Thermen. Die Siedlung wird zwischen der Mitte des 4. und dem 8. Jahrhundert datiert. Eine nachbyzantinische Phase gehört in die Zeit der Ayyubiden-Dynastie (12./13. Jh.). Bereits seit dem 19. Jahrhundert hat sie die Aufmerksamkeit der Forschung auf sich gezogen. Die kunsthistorisch orientierte Archäologie hat zahlreiche Publikationen zur Architektur der Kirche und der öffentlichen Gebäude vorgelegt.
Sergilla
(Foto: Bernard gagnon [CC BY SA 3.0] via Wikimedia Commons)

Die Ortslage: Größere Kartenansicht

Ein Ausschnitt aus den Altfluren der Weidewirtschaft:
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Bei genauerer Betrachtung der Luftbilder wird deutlich, dass sich hier unterschiedlich alte Strukturen überlagern. Da einige der alten Wege auf Segilla ausgerichtet sind und sich auch dort unmittelbar auf die ruinösen Gebäude bezogene Steinriegel- und Trockenmauern finden (die im archäologischen Plan aber nicht verzeichnet sind), ist zumindest anzunehmen, dass unter den Altflurrelikten auch solche der frühbyzantinischen Zeit vertreten sind. Die Flur dürfte v.a. auf Viehwirtschaft zurückzuführen sein, wie kleine Einhegungen und die durch Steinriegel eingefassten Viehtriebe verraten. Diese Feldstrukturen befinden sich auf den wasserarmen Höhenrücken, während sich die Felder zumindest heute auf die schmalen Täler beschränken. Große Pressen für Wein- und Öl im Dorf belegen, dass diese für die Wirtschaft in byzantinischer Zeit eine wichtige Rolle spielten.

Überlagerung unterschiedlich alter Strukturen:

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Eine genauere GIS-basierte Analyse der Luftbilder ist in Vorbereitung.

Literatur
  • P. L. Gatier, Les villages du Proche-Orient protobyzantin: nouvelles perspectives (1994-2004). In: C. Morrisson, J.-P. Sodini (Hrsg.), Les villages dans l'Empire byzantin (Paris 2005) 101-119. 

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Bearbeitungsvermerk (18.7.2015): Bild ausgetauscht

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