Sumpf-Schachtelhalm (Foto. Kenraiz [CC-BY-SA-3.0 ]) |
Schachtelhalme haben tief reichende Wurzeln - bis zu 10 m reichen sie in den Grund. Von der Evolution her gesehen sind sie lebende Fossilien, da sie die letzten Vertreter einer ehemals artenreichen, seit dem oberen Devon auftretenden Gruppe innerhalb der Gefäßsporenpflanzen sind.
Für die Archäologie können sie jedoch ein Problem sein: Die tiefen Wurzeln zerstören unter Umständen archäologische Befunde.
Die Ausbreitung von Schachtelhalmen im Nydam-Moor in Südjütland bedroht seit Jahren die dort befindliche Fundstelle des Nydam-Boots. Das heute in Schleswig ausgestellte Boot gehört zu einem mehrphasigen Opferplatz der römischen Kaiserzeit.
Seit dem 18. Jahrhundert waren beim Torfstechen immer wieder Funde gemacht worden, ehe 1859 systematische Grabungen begonnen wurden, die schließlich zur Bergung des berühmten Nydam-Bootes geführt haben. 1989-1998 wurden neue Grabungen durchgeführt (vergl. Projektseite).
Nydam Moor (Foto: Erik Christensen [CC BY-SA 3.0]) |
Seit den 1990er Jahren breitet sich der Sumpf-Schachtelhalm im Moor aus. Seine Wurzeln reichen 2 m tief, breiten sich aber weit aus. Bei Teilen eines hölzernen Schilds, das bei den neueren Grabungen gefunden wurde, wurden 1.089 Löcher gezählt, die durch die Wurzeln entstanden sind.
Deshalb wurde begonnen, die Fundstelle mit einer Plastikplane abzudecken. Nach ersten Versuchen sollen 600 m² bedeckt werden. Da dies nicht nur den Schachtelhalm, sondern auch andere bedrohte Arten beeinträchtigt, mussten, um dem Naturschutz gerecht zu werden dafür Ausgleichsflächen zur Verfügung gestellt werden.
Das Schiff Nydam I in der Ausstellung auf Schloß Gottorf (Foto S. Schreg, 1977) |
Inzwischen wurde die Fundstelle mittels Georadar prospektiert. Kleine, gezielte Testschnitte sollen klären, wie stark die Schäden durch den Schachtelhalm inzwischen sind. Dabei wurde ein weiteres Schiff entdeckt - Nydam III, das zwar größer und älter sein soll als das in Schleswig ausgestellte Boot Nydam I, bei der Niederlegung aber in Einzelteile zerlegt worden war.
"Wenn sich die Altertumsfunde im Untergrund mit überhaupt keiner Methode vor dem Schachtelhalm retten lassen" (so Orla Madsen, die Grabungsleiterin vom Sønderjyllands Museum), wird man das Boot in einer weiteren Grabung völlständig bergen müssen. Es ist eine Abwägung des günstigsten Zeitpunktes und von Risiken. Eine Grabung findet am besten dann statt, wenn das Optimum an Informationen gewonnen werden kann. In der Regel geht man davon aus, dass technische Entwicklungen der Grabungstechnik, der Dokumentation und Konservierung ständig Verbesserungen bringen, so dass so lange als möglich eine Erhaltung im Boden und im Befundkontext angestrebt werden muss. Allerdings besteht immer das Risiko einer Schädigung des Befundes und der Funde - durch illegale Bodeneingriffe, durch veränderten Grundwasserstand oder eben durch den Schachtelhalm.
Links
- Pressemeldung Der Nordschleswiger v. 1.9.2006
- Pressemeldung Der Nordschleswiger v. 1.3.2008
- Pressemeldung SHZ.de v. 19.8.2011: "Im Moor liegt noch ein Nydam-Boot"
- Eintrag in der NAVIS I-Datenbank (Mitte 1990er!)
- Projekt "Kaiserzeit im Norden"
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