In der Wikipedia wird derzeit ein Fotowettbewerb "Wiki loves monuments 2011" vorbereitet, bei dem im September 2011 Digitalfotos von Kulturdenkmälern in 15 europäischen Ländern für Wikimedia Commons (als public domain) eingereicht werden sollen. Derzeit sind Wikipedianer dabei, zu diesem Zweck Denkmallisten aufzubereiten. Für jedes Bundesland werden der Arbeitsstand und gegebenenfalls auch die Rückmeldungen der Denkmalpflege dokumentiert. Deutlich spiegelt sich die in den Bundesländern außerordentlich unterschiedliche Handhabung bei der Publikation der Denkmallisten wieder.
Während in einigen Ländern die Denkmallisten online verfügbar sind (z.B. Brandenburg), werden sie z.B. in Baden-Württemberg aus Datenschutzgründen nicht allgemein zugänglich gemacht. Zudem werden im Arbeitsstand Mängel in der Vollständigkeit und Aktualität der Listen benannt. Allerdings ist auch festzustellen, dass vielen der Wikipedia-Mitarbeiter dabei der Unterschied zwischen Bau- und Bodendenkmäler und die zumeist getrennte Erfassung der betreffenden Denkmale nicht vertraut zu sein scheint.
Für die ehrenamtlichen Mitarbeiter der wikipedia ist es daher außerordentlich schwierig, die für den Wettbewerb erforderlichen Listen mit Kulturdenkmalen zusammen zu stellen. Insbesondere die Situation in Baden-Württemberg wird von einem Wikipedianer als "(im Sinne der Wikipedia) desolat" eingeschätzt. "Ob überhaupt für jede Gemeinde im Land eine solche Liste existiert, ist unklar" schreibt einer der Mitarbeiter.
Bislang scheint in keinem Bundesland die Denkmalpflege als Partner des Unternehmens aufzutreten, obwohl Wiki Loves Monuments auf europäischer Ebene vom Europarat, dem Carare-Netzwerk von Europeana und der Denkmalschutzorganisation Europa Nostra unterstützt wird und nationale Partner sucht. Das österreichische Bundesdenkmalamt jedenfalls begrüßt die Aktion in seinem Internetauftritt ausdrücklich.
Es besteht m.E. die Gefahr, dass die Denkmalpflege in den Bundesländern eine interessante Chance verpasst, für sich zu werben. Insgesamt hinterlässt die Darstellung des Arbeitsstandes und die ausbleibende Unterstützung durch die Ämter ein eher negatives Bild der Denkmalpflege. Für den unbedarften Beobachter dürfte es sich undurchsichtig, autoritär, weltfremd, bürgerfern und bürokratisch darstellen. Über Wikipedia dürfte inzwischen auch ein wesentlich größeres Publikum zu erreichen sein, als mit den sonst üblichen "populären" Veröffentlichungen.
Wahrscheinlich könnte die Denkmalpflege also in mehrfacher Hinsicht von der Arbeit der Wikipedia profitieren: Von vielen der Denkmäler gibt es wahrscheinlich gar keine aktuellen Fotos - zudem wäre dies eine Gelegenheit, in kurzer Zeit zu prüfen, ob es die Denkmäler überhaupt noch gibt, in welchem Zustand sie sind, oder ob Raubgräber unterwegs sind. Auch hinsichtlich des vielerorts zu beobachtenden Nachwuchsproblemes für die ehrenamtliche Mitarbeit könnte hier unter Leuten geworben werden, deren Zugang zur Denkmalpflege der Foto und nicht die Sonde darstellt.
Ich weiss nicht, ob es innerhalb der deutschen Denkmalpflege bereits eine Diskussion über den Umgang mit dem Projekt gibt. Mir scheinen sich hier wichtige Chancen zu bieten, die Belange der Denkmalpflege und die Archäologie in eine breitere Öffentlichkeit zu vermitteln und falschen Vorstellungen /Vorurteilen über die Denkmalpflege entgegenzuwirken.
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