Mittwoch, 1. März 2017

Kulturgut in Syrien und Irak, Februar 2017

Daesh wird im Irak immer weiter zurück gedrängt. Das nun umkämpfte West-Mosul gilt als seine letzte Hochburg. Die finanziellen Grundlagen des sog. Islamischen Staats/ Daesh werden immer kleiner.  Zerstörung und Terrorfinanzierung bleiben aber ein Thema.

    Zerstörungen

    Kämpfe um Mosul

    Aleppo

    Palmyra

    Eine russische Drohne hat die jüngsten Zerstörungen am Tetrapylon und am Theater (nicht Amphitheater...) dokumentiert. Berichtet wird auch von auffallend vielen LKW, von denen befürchtet wird, dass sie mit der Vorbereitung neuer Zerstörungen in Verbindung stehen.
    Das Konzert eines russischen  Orchesters im Theater von Palmyra nach der vorübergehenden Rückeroberung hat weitere Zerstörungen nur provoziert. Angeblich sind die Regierungstruppen mit russischer Unterstützung wieder auf dem Vormarsch. Mitte Februar sollen sie 20 km von der Stadt entfernt stehen.

    Historische Fotos aus Palmyra:


      Terrorfinanzierung: Die Einnahmen des Daesh

      Am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz wurde eine Studie zu den Finanzgrundlagen des Daesh vorgelegt. Demnach sind die Einnahmen des Daesh deutlich rückläufig. Da dies auch für die ausländischen Spenden gilt, ist Daesh auf Einnahmen aus seinem Territorium angewiesen. Das sind  1.) Steuern und Abgaben, 2.) Öl und 3.) Plündeurngen, Beschlagnahmungen und Lösegelder. Die Studie hat keine Beweise dafür gefunden, dass Einkommen aus dem Verkauf von Antiken und Entführungen eine wesentliche Quelle des Daesh-Einkommens darstellen, obgleich es schwierig ist, Zahlen zu nennen.
      "Antiquities. Estimates according to which antiquities comprise the group’s second largest revenue source seem exaggerated. Rather than trading artifacts, Islamic State is earning money from selling digging permits and charging transit fees. Exactly how much is impossible to say. Most of the data points put the income generated from these activities at the lower end of the group’s revenue streams – and one which is likely to decline further as territorial reversals prevent the group from accessing many sites."
      Medienberichte:
      Der Antikenhandel freut sich, behauptet er doch nun, das neue deutsche Kulturgutschutzgesetz hätte auf falschen Grundlagen aufgebaut und sei Propaganda aufgesessen. In einem Betrag im Kunstmagazin der ZEIT, betont Thomas E. Schmidt, dass  keinerlei bedeutende Funde aus Syrien und Irak aufgetaucht seien und es den großen Kunsthandel des Daesh nicht gegeben habe. Mit Hilfe einer Propaganda sei die Beweislast zuungunsten der Sammler ungekehrt worden. Er übersieht dabei, dass die Ausfuhr nach den Gesetzen der Herkunftsländer schon seit dem 19. Jahrhundert illegal war. Ein grundsätzlicher Anfangsverdacht ist daher nicht von der Hand zu weißen, unabhängig von der aktuellen Frage der Terrorfinanzierung. Und wieder ist darauf hinzuweisen, dass es eben nicht um die einzelnen, bedeutenden Funde geht, sondern um die Löcher, die die Raubgräber auf der Suche nach ihnen, in die historischen (archäologischen) Quellen reißen. Schmidt übergeht auch, dass es sehr wohl Belege gibt, die zeigen, dass Daesh-Anführer in den Antikenhandel involviert waren und dass, nach den Strukturen des Weisswaschens der Antiken  der Zustrom auf den Markt erst in einigen Jahren zu erwarten ist. Derzeit dürfte vieles noch zwischengelagert sein, ehe es mit netten Geschichten von alten Sammlungen etc. und häufig nötigen Restaurierungen in den Markt eingeführt wird. 


            Maßnahmen

            Persönliches Engagement

            Ist die Teilnahme an Tagungen in Syrien politisch korrekt?

            Anzumerken ist, dass es Maamoun Abdulkarim, der Leiter der syrischen Altertumsbehörde politisch relativ unabhängig agiert und eng mit internationalen Einrichtungen zusammenarbeitet, häufig auch als Gastredner im Ausland auftritt und einen hervorragenden Ruf genießt. Vergl. https://www.nzz.ch/feuilleton/kunst_architektur/der-kampf-fuer-syriens-kulturerbe-ld.3676. Das Problem liegt nicht an der fachlichen Kooperation, sondern in der scheinbaren Unterstützung des Assad-Regimes. Viele seiner Tagungen zu den aktuellen denkmalpflegerischen Herausforderungen des Bürgerkriegs hat die syrische Altertumsbehörde im Ausland, etwa in Beirut abgehalten.

            Training für Archäologen und Denkmalpfleger

            speziell im Irak
            Online-Kurs

            Syrische Archäologen im Asyl

                Wiederaufbauplanungen und Restaurierungen

                Aleppo

                Palmyra

                Nach der "Befreiung" Palmyras war viel von Wiederaufbau die Rede und es gab große Konkurrenz um die Beteiligung am Wiederaufbau. Derzeit arbeiten italienische Restauratoren an palmyrenischen Grabreliefs, die damals von Daesh beschädigt nach Beirut in Sicherheit gebracht wurden.
                Ankündigung ICOM Palmyra-Gespräch: "Im Kampf gegen den illegalen Kulturguthandel", Kunsthistorisches Museum Wien, 2. März:

                Irak

                Der Irak hofft auf Rückgabe geplünderter archäologischer Funde:

                      Gegen Raubgräber und Antikenhehler

                      Kulturgutschutzgesetz in Deutschland

                      Links

                      frühere Posts zum Bürgerkrieg in Syrien auf Archaeologik (u.a. monatliche Reports, insbesondere Medienbeobachtung seit Mai 2012), inzwischen auch jeweils zur Situation im Irak

                      Dank an diverse Kollegen für Hinweise und Übersetzungen.

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