Freitag, 26. August 2016

Größere Aufmerksamkeit für das Verbrechen der Kulturgutzerstörung

Der Prozess vor dem internationalen Strafgerichtshof in Den Haag um Zerstörungen von Weltkulturerbe in Timbuktu (Ein Prozess ums Erbe - vor dem Internationalen Strafgerichtshof. Archaeologik 18.8.2016) zeitigt weiteres Medienecho.
ICC - Internationaler Strafgerichtshof
Der angeklagte Ahmad al-Faqi al-Mahdi, ein Lehrer und Intellektueller aus der Region wurde unter der Herrschaft der islamistischen Milizen Ansar Dine und Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM) Chef der örtlichen Moralpolizei. Bei der Freitagspredigt hat er zur Zerstörung der Kultbauten der alten islamischen Glaubensrichtung aufgerufen und anschließend bei 5 Stätten aktiv an der Zerstörung beteiligt. Insgesamt hatten die Islamisten neun Mausoleen und das Tor zur großen Sidi Yahia-Moschee in Timbukto zerstört, darunter neun Weltkulturerbestätten der Unesco. Auch wenn damit keine Menschen verletzt wurden, hätten die Islamisten damit den Menschen psychischen und seelischen Schaden zugefügt, so die Anklage.
Die Urteilsverkündung ist für den 27. September angekündigt, nachdem al-Mahdi ein Geständnis abgelegt hat.


Einige der aktuellen Beiträge weißen auf die Problematik hin, dass zugunsten des exemplarischen Prozesses gegen Kulturgutzerstörung, Anklagen wegen anderer Kriegsverbrechen, wie zum Beispiel Vergewaltigungen, z.T. gegen dieselben Akteure zurück gestellt wurden". Laut Chefanklägerin solle dies deutlich machen, dass die Zerstörung von Kulturerbe "ein Anschlag auf Würde und Identität der Bevölkerung und ihre religiösen und historischen Wurzeln" sei. Tatsächlich geht es Terroristen und Kriegsparteien bei der Kulturgutvernichtung nie um Objekte, sondern um Menschen, die nicht  nur als Individuum, sondern auch als Gemeinschaft getroffen oder vernichtet werden sollen.

Ich bezweifle allerdings, dass man die Akzeptanz des Kulturgutschutzes stärkt, wenn man für solch einen Prozess die Verhandlung von Vergewaltigungen zurück stellt. - da kommen wir wieder auf das Gegeneinander-Ausspielen von Sachen und Menschen. Dass Kulturgüterzerstörung eigentlich ein Teil dieser menschenverachtenden Verbrechen ist, wird so wohl nicht vermittelt. 

Interne Links

Keine Kommentare: