Dienstag, 9. Juni 2015

Ein problematischer Kulturbegriff!

"Weil man offiziell Menschen also nicht mehr nach ihrer äußeren Erscheinung in Gruppen ordnen und abwerten darf, erfanden Rassist*innen den Umweg über die „Kultur“, um trotzdem abwertende Unterscheidungen beibehalten zu können. Im Kulturrassismus ist „Kultur“ also eine Verschlüsselung von „Rasse“. Denn auch der „Kultur“ von Menschen werden hierbei Eigenschaften zugeschrieben, die als natürlich, angeboren und unveränderbar dargestellt werden."
Das ist dummerweise nicht so weit entfernt von manchen veralteten Vorstellungen von Kultur, die - wohl weitgehend unreflektiert - auch in der Archäologie (noch) verbreitet sind.
In den Kulturwissenschaften wird Kultur heute vermehrt als ein Prozess der Sinnkonstruktion begriffen, für den Kommunikation eine entscheidende Rolle spielt. Eine Koppelung von Kultur an 'Rasse' und Ethnizitäten ist nur insofern gegeben als Sprachbarrieren oder wie auch immer entstandene Traditionen und Wertvorstellungen einen gemeinsamen Diskurs begrenzen. Kulturen sind keine festen Gruppen, sondern Kultur wird gelebt und entsteht erst in der Auseinandersetzung der Menschen mit ihrer Gesellschaft und ihrer Umwelt. 
Die Auseinandersetzung mit einem zeitgemäßen Kulturbegriff ist ganz offensichtlich keine Notwendigkeit, mit der die Archäologie allein steht. Ganz zwangsläufig ist sie hier eng mit aktuellen gesellschaftlichen Prozessen verknüpft, selbst wenn sie sich nicht politisch positionieren möchte.

4 Kommentare:

Helmut Windl hat gesagt…

Durch die Archäologie geistert der typologische Kulturbegriff leider noch immer. Wenn er durch klare Definition in seine Grenzen verwiesen wird, hab ich als Kulturanthropologe keinen Einwand.
Rassismusgefahr seh ich auch in missverstandener Genetik, die munter mit Sprachen und rezenten Staatsgrenzen gemixt und zu bunten Karten verarbeitet wird.

Rainer Schreg hat gesagt…

Ja, der typologische Kulturbegriff ist so lange harmlos, so lange man nicht mehr darin sieht, als einen archäologischen Terminus zur Bezeichnung von Fundstellen mit materieller Kultur. Ich denke, man kann solche Kulturgruppen auch noch als Kommunikationskreise (oder -netzwerke) sehen, sobald man sie aber mit eher statischen Gruppen von Menschen assoziiert, wird dieser Kulturbegriff kritisch.

Anonym hat gesagt…

Wenn ich Kultur höre wird mir schlecht angesichts der westdeutschen Geschichtsverzerrung gegenüber Ostdeutsche Produktion die schon aus prinzip - minderwertig war - natürlich einschliesslich demokratieferner Menschen.
Stichwort "Kevin aus Marzahn, Arbeiterschliessfach, Asbestverseuchung, tote Wälder"
nicht zu vergessen, Ossis sind entweder systemtreue IMs oder rechts, noch besser beides. Gründlich bewiesen durch AfD, NPD und DVU - alles neu-deutsch Erfindungen basierend auf kommunistische Prägung im Osten. Die ist übrigens auch in 100 Jahren noch an allen Mißständen schuld und die ganze Kultur hat nur diese Erklärung.

Nun stellt sich jedoch heraus in Westdeutschland baute man auf Müllkippen, kann aber keine Flugplätze im Sumpf bauen, 10 Jahre Planung und Kalkulationen führen zu Fehlerquoten in unglaublichen Dimensionen, Kaffeekannen lecken grundsätzlich und die Neuerwerbung kommt schon mit Sollbruchstelle.
Man vermeidet es tunlichst Fehler zuzugeben oder zu korrigieren, egal ob es sich um Diebstahl, Betrug oder Verleumnung handelt, deswegen haben die Ossis Ostdeutschland nicht verdient und es ist vollkommen gerechtfertigt wenn Westdeutschland alles an sich riss, einschliesslich der begrenzten Arbeitsplätze in der Archäologie, Museen und Denkmalschutz. Die Deutungshoheit ist eine rein innerwestdeutsche Hoheit.

Und so ähnlich geht es den Germanen die werden auch fleissig negiert, sind sowieso an alles schuld und eine Erfindung der Römer. Schliesslich sind alle Europäer alle eingewandert, nur die Amis nicht. Die sind entweder "first Nations" oder tragen ihre weltweite Vorherrschaft stolz auf Tshirts, Kappen und Badehosen umher, ggf. hängen sich noch ne Fahne übers Bett, spießen ihre XXL-Happen damit auf oder hissen sie vor ihren Blockhaus. Und am Wochenende gehts zum KKK, wahlweise ist man auch Hells Angel und alle eurasischen Tiere kamen natürlich aus Nordamerika so wie auch die Filmindustrie, die ohne Ami-Fahne gar nicht aus kommt. Damit haben sie den Weltreich der Kolonialfreundlichen Briten den Rang abgelaufen.

Die Amerikaner haben diesbezüglich viel mit den Römern gemein, da führten auch alle Wege nach Rom (oder war es New York?). Der Tr[i]ump ihrer Intelligenz reicht aus um selbst in der Coronakrise den Spitzenplatz einzunehmen.
Römer haben erst mal die Kriegstechnik ihrer Gegner geklont, dann die dummen Barbaren bestochen und betrogen und sie für ihre Kriege benutzt, während sie ihr Land ausgeplündert und an Veteranen verteilt haben.
Und kaum das ne Legion durch Germanien läuft ist es besiegt. Es wurde schon so oft besiegt, das die vielen Kriege keine Rede wert sind, selbst wenn sie 1000 Jahre dauern und zum Untergang Roms führten.

Man kann eine Menge aus der Geschichte lernen, z.b. "Am Ende wird Geschichte immer vom Sieger interpretiert" oder "Es ist der Karriere nützlich politisch korrekt erst einmal Germanen zu negieren und knapp über Neandertaler-Niveau zu positionieren."

Und wer das nicht versteht, der ist rechts.
Kelten sind nämlich viel viel klüger,viel viel älter, viel viel "indigener" und vor allen Dingen politisch unbelastet. Der erste Brite tauchte laut Populärarchäologie schon vor 9000 Jahren auf.
Deswwegen gibt es auch nur Archäologen mit keltischen Vorfahren. Kein Wunder bei den Vorbildern verallgemeinern sich diese keltischen Vorfahren. Klingt gleich viel besser. Natürlich waren ursprünglich die Kelten blond und blauäugig.
Der Beweis ist natürlich ein antiker Met-Pot und Städte im Blockhaus-Ambiente mit ner Milka Almkuh unter dem selben Dach und Räucherschinken die am Dachbalken hängen.

Naja in 5000 Jahren werden Archäologen wohl Coladosen mit Kulturen kommt die Wahrheit sowieso raus - dann sind wir alle Amerikaner. Hoch lebe die Kultur.
Interpretation ist doch was Feines, sie beugt sich immer den jeweiligen Vorstellungen.

Rainer Schreg hat gesagt…

Sie haben sich nun Ihren Frust von der Seele geredet - aber mit den wissenschaftlichen Argumenten hat das nichts zu tun. Übrigens gilt das für die Germanen Gesagte sinngemäß auch für die Kelten.