Montag, 8. April 2013

Energiewende: Eine Glashütte des 19. Jahrhunderts in umwelthistorischer Perspektive


Schmidsfelden: Nebenofen der Ausgrabungen 1998
(Foto: R. Schreg)
Industriearchäologie ist häufig einem Narrativ von technischer Innovation, Fortschritt und wirtschaftlichem Erfolg verpflichtet. Am Beispiel einer Glashütte des 19. Jahrhundert verfolgt der Artikel eine umwelthistorische Perspektive, die die Glashütte als Siedlungsökosystem betrachtet. Es interessieren weniger die technologischen Aspekte als vielmehr die letztlich vergeblichen Versuche des Betriebes, sich den verändernden Rahmenbedingungen anzupassen.

Es waren denkmalpflegerische Belange, die 1998 archäologische Ausgrabungen an einem  Glasofen der Glashütte Schmidsfelden bei Leutkirch im Allgäu notwendig machten. Untersucht wurde ein Nebenofen der Glashütte, der im Bauplan von 1809 als Streckfabrik bezeichnet wird und der der Flachglasproduktion diente. Es zeigte sich eine Mehrphasigkeit des Ofens. Zur jüngeren Phase gehörten drei Feuerzüge, von denen einer wohl der Kohlebefeuerung dienen sollte. Kohle blieb für die Glashütte aufgrund der hohen Transportkosten unerschwinglich. Eine Torflage in einem der Feuerzüge deutet wohl auf Versuche, andere, günstigere Brennstoffe zu nutzen. Letztlich steht die Glashütte für die Energiewende von der Solarenergie zu fossilen Energieträgern.

Jetzt neu erschienen: R. Schreg, Industrial Archaeology and Cultural Ecology – A Case Study at a 19th Century Glasshouse. In: N. Mehler (Hrsg.), Historical Archaeology in Central Europe. SHA special publication 10 (Rockville 2013) 317-324

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