Sonntag, 8. Mai 2011

„Archäologie ist kein Hobby wie Fische fangen“.

Die Neue Osnabrücker Zeitung: Auf Schatzsuche mit der Metallsonde - Profis kooperieren mit Hobby-Archäologen

"So stießen die Archäologen in Kalkriese auf die Reste eines Walls, die für die Historiker vielleicht noch bedeutsamer sind als die berühmte Reitermaske." - streiche "vielleicht", setzte "definitiv" !

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Richtig, Archäologie ist kein Hobby wie Fische fangen.
Archäologie ist aber auch nicht Herz- oder Hirnchirurgie ^^
Es täte den Archäologen deshalb gut, sich nicht allzu viel auf ihre Profession und die dafür nötigen Grundkenntnisse einzubilden. Den Ball flach halten und nicht die Bodenhaftung verlieren, sollte deshalb das Motto sein.

Es gibt Hobby-Astronomen, die unverzichtbare Arbeit für diese wissenschaftliche Disziplin erbringen - und das seit Jahrhunderten: Jeder Berufsastronom kann und wird das ohne wenn und aber bestätigen.
Auch in der Bodenforschung gibt es viele
versierte Autodidakten! Warum wird hier nicht differenziert sondern alle als unqualifiziert und bloß aufs schnelle Geld aus, über einen Kamm geschoren?

In Großbritannien sieht man die Sache seitens der Archäologenzunft weitaus differenzierter als bei uns - wohl auch deshalb, weil die größten und spektakulärsten Hort-Funde der letzten Jahre und Jahrzehnte, von Sondengehern gemacht wurden und man so diese kulturellen Schätze oft vor der Zerstörung durch die immer intensivere landwirtschaftliche Nutzung (pflügen und immer schwerere Landmaschinen) gerettet hat.

Wenn in Deutschland die Archäologen beweinen, Sondengeher würden bloß die Fundlage
durcheinander bringen, dann scheint mir, dass es sich hier oft um ein vorgeschobenes, höchst fadenscheiniges Argument handelt.
Die meisten Sondengeher würden, wenn sie immer einen adäquaten Ansprechpartner hätten, und man sie wie in GB voll für den Fund entschädigen würde, nämlich gerne mit den berufsmäßigen Archäologen zusammenarbeiten.
Leider scheint bei denen in der Hinsicht aber kein Interesse zu bestehen und die Reaktionen auf solche Ansinnen sind meist von Standesdünkel und Futterneid geprägt.

LESEFUNDE BLAUBEUREN hat gesagt…

Die Bodendenkmale sind das Erbe der Menschheit und sie sind nicht vermehrbar. Es muss zwingend sein, dass der Staat mit seiner ganzen Macht, so fern er es vermag schützend die Hand darüber hält. Auch die professonelle Archäologie zerstört zwangsläufig durch ihre Untersuchungen die Denkmale und der Schutz für kommende Generationen muss an erster Stelle stehen. Archäologie ist kein Hobby, sondern eine Wissenschaft, die viele andere Wissenschaften zusammenführt um möglichst viel über die Hinterlassenschaften und unsere Geschichte heraus zu finden. Die Methoden dafür werden immer effektiver und differenzierter und es ist absehbar, dass das deshalb auch in geschützten Lagen in Zukunft besser sein wird als heute. Wenn mit Sonden was erkannt werden soll, dann darf es nur zu dem Ziel sein, Schutz aus zu sprechen und die Fundstellen der Denkmalpflege zu zu führen. Was wir aber weltweit haben ist Ausverkauf, Zerstörung unseres Erbes. Wenn ich sehe, was in den Handel kommt, wird mir schlecht und kann nur hoffen, dass sich die Leute an Fälschungen die Finger verbrennen. Der "Hobbyarchäologe" wenn wir ihn mal so nennen wollen, muss sich darauf beschränken Hinweisen auf den Oberflächen nach zu gehen und Funde von den Oberflächen zu bergen um sie der Wissenschaft und der Denkmalpflege zu zu führen. Er hat kein moralisches Recht es als sein Eigentum zu erachten, aber wenn der Sucher und Sammler weder Anerkennung noch Entschädigung für seine Entdeckungen erntet, oder ungehindert ein Markt bedient werden kann, wird es immer Wildwüchse geben. Es gibt sehr viele seriöse "Sammler", ehrenamtliche Mitarbeiter der Denkmalpflege, die sehr gute Arbeit leisten und auf die die Facharchäologen sicher auch nicht verzichten wollen. Sie stehen alle direkt mit dem Referat Denkmalpflege in Verbindung.Schatzgräber? Sorry, dafür habe ich kein Verständnis. Und das kann keiner wirklich ernsthaft verteidigen wollen. Wilde Löcher zu graben, auch wenn es noch so piept, disqualifiziert jeden, der hier unberechtigt Akzeptanz seines Tuns einfordert. Ohne Dokumentation ist es besser alles dort zu belassen, wo es liegt.

Rainer Schreg hat gesagt…

@Herr - ist der hier vorgestellte Fall in Ihren Augen kein Beispiel für positive Zusammenarbeit?
Im übrigen sind Sie mit Ihren gegenüber Archäologen bemerkenswert pauschalisierenden Vorwürfen hier an der falschen Stelle - mehrere meiner Projekte beruh(t)en auf der Zusammenarbeit mit enagierten Sammlern, die ich hoch schätze und deren jahrzehntelange Arbeit mit keinem, meist auf wenige Jahre befristeten wissenschaftlichen Projekt zu leisten wäre. Das ändert nichts an der Tatsache, dass der Befundkontext ausschlagebend für den Wert eines Bodenfundes ist.
Die Amateurkollegen, mit denen ich gearbeitet habe, kamen übrigens ohne Sonde aus, haben (nicht immer perfekte) Dokumentationen angefertigt und gingen ihrem Hobby nicht in der Erwartung einer Entschädigung nach.